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Datum:   01.04.1999
Ressort:   Feuilleton
Autor:   Torsten Harmsen

BISTROWAGEN

Historie auf Rädern

Es gibt Eisenbahnwaggons, die Geschichte machten: der Salonwagen 1918 und 1940 im Wald von Compiègne etwa oder der verplombte Zug Lenins. Dieser hat die Revolutionen nicht ohne Grund "Lokomotiven der Geschichte" genannt. Kaum etwas prägt dieses Jahrhundert so wie die Mobilität um der Mobilität willen. Das brachte die Museumsmacher des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn auf die Idee, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn AG doch gleich die Historie selbst auf Reisen zu schicken, in Form eines weißen Waggons mit der Aufschrift "40+10. Fünfzig Jahre deutsche Geschichte". Am Mittwoch trat der Bistrowagen vom Bahnhof Wannsee aus seine erste Fahrt über das flache Land rund um Berlin an, von Wartenden auf den Barnimer Bahnhöfen neugierig und mißtrauisch beäugt. Von Ostern an soll er auf Interregio-Strecken rollen.

Hermann Schäfer, der Direktor des Bonner Hauses der Geschichte, nannte den Wagen die "mobilste Ergänzung" der Jubiläums-Wanderausstellung, die in diesem Jahr in 26 Städten gezeigt wird. Man merkte ihm noch ein bißchen an, welche Mühe es gekostet hat, das Projekt durch alle Instanzen der Deutschen Bahn zu hieven ("ohne Eisenbahnbundesamt läuft gar nichts"). Die Bahn wiederum verwies auf eigenes historisches Interesse. Im Herbst soll endlich ihr Forschungsprojekt zur deutschen Bahngeschichte fertiggestellt sein.

Die angekündigte "rollende Präsentation" im Bistrowagen ernüchterte dann doch ein bißchen: einige Wandtafeln, ein Bildschirm, ein aufgeschlagenes Buch, zwei Vitrinen, schnell gesehen darinnen eine Art Kinderpuzzle mit ausgesägten Holzklötzchen. Es stellt die Bundesländer dar, jedes einzelne herausnehmbar. Vorsicht beim winzigen Saarland nichts für Kinder unter drei Jahre! Nicht weit davon: ein Carepaket aus Amerika mit rostiger "Nonfat-dry-milk"-Büchse von 1957 und ein Spendepaket aus der Bundesrepublik, Eisenhowers "Proklamation Nr. I" an das deutsche Volk und der 2+4-Vertrag von 1990. Im Bistro selbst zwei historische Weinflaschen: ein Kreuznacher St. Martin "Durchbruch ´89" und ein "Brakkenheimer Zweifelberg" zum 100. Geburtstag von Theodor Heuss 1984. Verkorkte Geschichte.

Die Erfindung der CD-ROM macht es schließlich doch noch möglich, sich im Eisenbahnwaggon so lange und so gründlich zu beschäftigen wie im Museum. Das ganze paßt auf einen kleinen Bildschirm in der Ecke. Hier läßt sich die Fahrt von Berlin, über Magdeburg nach Aachen, über Bremen nach Norddeich oder über Erfurt nach Frankfurt am Main kurzweilig versurfen. Vierzig Jahre geteilte und zehn Jahre vereinigte Geschichte sind in Dokumenten, Übersichten, Film und Originalton dargestellt. Der Nachteil: Nur einer kann die Route vorgeben.

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