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Sternenscheibe und Observatorium
Von Ausgräbern, Sternenguckern und Abräumern
3600 Jahre lang ruhte die Scheibe im sachsen-anhaltischen Boden. 1999 legten Raubgräber das kostbare Stück frei. Im Februar 2002 flog ein Hehler schließlich auf. Seitdem können Astronomen die vermutlich älteste Himmelsdarstellung der Welt enträtseln, während Archäologen am Fundort - dem wahrscheinlich ältesten Observatorium der Welt - graben.
Sonne, Mond und Sterne
Als kulturgeschichtliche Sensation gilt der Fund der 3600 Jahre alten Bronze-Scheibe. Experten sehen darin die älteste Himmelsdarstellung der Menschheit. Auf der zwei Kilo schweren, fast kreisrunden Scheibe mit einem Durchmesser von 32 Zentimetern befinden sich Goldauflagen, die augenscheinlich Sonne, Mond und Sterne darstellen. Eine Ansammlung von sieben Goldpunkten wird als Sternenhaufen der Plejaden gedeutet. Zwei an den Rändern aufgesetzte Bögen aus Goldblech zeigen vermutlich den jährlichen Lauf der Sonne. Als Schiff oder Milchstraße wird ein schmaler Rundbogen am Rand der Scheibe interpretiert.
 
Schiff oder Milchstraße?
Landesarchäologe Harald Meller meint, Darstellungen von Schiffen, die symbolisch die Sonne "transportieren", seien schon häufiger gefunden worden. Allerdings, und dies sei die Sensation, nicht im Europa nördlich der Alpen, sondern beispielsweise im antiken Griechenland. Er nimmt dies als Zeichen für den damals schon regen Austausch zwischen den Kulturen. Der Astronom Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum fühlt sich eher an die Milchstraße, denn an ein Schiff erinnert. Kein Zweifel besteht mehr an der Echtheit der Scheibe. Ernst Pernicka von der Bergakademie Freiberg verwies auf aufwändige physikalische Untersuchungen. Weitere Erkenntnisse über den Gebrauch der Scheibe, die vermutlich zur Zeitbestimmung diente, erhoffen sich die Experten nach den Grabungen am Fundort, der nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
 
Prähistorisches Observatorium zwischen Kyffhäuser und Harz? - Streit um Tourismus-Pfründe
In der Wallanlage auf dem Mittelberg bei Nebra forschen die Landesarchäologen seit Mitte August 2002. Sie nehmen an, dass es sich um das älteste Observatorium der Menschheit handelt. Die Lage zwischen Kyffhäuser und Harz scheint geeignet für die Beobachtung der Gestirne. Zur Sommersonnenwende ging die Sonne vom Mittelberg aus betrachtet direkt über dem Brocken unter, am 1. Mai, einem keltischen Feiertag, hingegen über dem Kulpenberg im Kyffhäuser. Bei den Grabungen wurden 100 Fundstücke gesichert, darunter ein 2700 Jahre alter Wendelring, der als Halsschmuck diente.

Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten soll der Ort zur Touristen-Attraktion werden. Schon jetzt gibt es Streit um die Pfründe. Schließlich liegt der Fundort der Scheibe an der Kreisgrenze von Merseburg-Querfurt und Burgenland und an der Gemarkung zweier Gemeinden.
 
Raubgräber beschädigten den fFund
3600 Jahre lang ruhte die Scheibe im heute sachsen-anhaltischen Boden im Ziegelrodaer Forst. 1999 stießen Raubgräber auf den Schatz, reinigten ihn laienhaft - offenbar mit einer groben Wurzelbürste - und zerstörten dabei fast die kostbare Oberfläche.

 
zuletzt aktualisiert: 08. September 2003 | 12:19
 
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