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Die Antennen des Phoenix-Projekts warten auf Botschaften aus dem All

Außerirdische Flaschenpost?

Von Harald Zaun

A bseits der Zivilisation, inmitten des Dschungels von Puerto Rico, wurde vor einem Vierteljahrhundert Geschichte geschrieben. Vom
weltgrößten unbeweglichen Radioteleskop sandten Menschen 1974 erstmals eine gezielte Nachricht ins All. Die erhofften Empfänger: außerirdische Intelligenzen.

Ob das dreiminütige morsealphabetähnliche Radiosignal jemals beantwortet wird, steht allerdings in denselben Sternen, an denen es vorbeizieht. Daher beschränken sich Radioastronomen lieber auf das
Abhorchen des „Äthers". Was der Vater des SETI-Programms (Search for Extraterristrial Intelligence: Suche nach außerirdischen Intelligenzen) Frank Drake 1960 ins Leben rief, findet im bislang
aufwendigsten SETI-Unternehmen seinen Höhepunkt: dem Phoenix-Projekt. Wie seine Vorgängerprogramme tastet es den Himmel nach künstlichen Radiowellen außerirdischen Ursprungs ab. Seinen mythischen
Namen trägt es zu Recht. Ursprünglich von der Weltraumbehörde NASA 1992 anläßlich des 500. Jahrestages der Wiederentdeckung Amerikas gestartet, fiel es bereits nach einem Jahr in das Haushaltsloch
der US-Regierung. Dank privater Spendengelder erhob es sich aber „wie ein Phoenix aus der Asche" zu neuem Leben.

Bislang wurde zwar keine außerirdische Flaschenpost ans Erdufer gespült · doch die Projektleiterin Dr. Jill Tarter gibt sich weiterhin zuversichtlich: „Unsere Geduld und unser Optimismus ist nach
wie vor ungebrochen." Zusammen mit ihrem 27köpfigen Team wird die Astronomin vorerst bis zum Jahr 2000 nach der kosmischen Nadel im Sternhaufen suchen · und sich der wichtigsten Menschheitsfrage
widmen: Sind wir allein?

Um hierauf eine Antwort zu finden, hat Phoenix bereits die nordamerikanische und australische Hemisphäre abgesucht. Nunmehr schlägt das Unternehmen seine Zelte wieder in Puerto Rico auf, um mit Hilfe
hochmoderner Computer aus dem eingehenden Hintergrundrauschen des Alls jene verdächtigen Funkquellen herauszufiltern, die das 305-m-Radioteleskop in Arecibo einfängt. Was früher Jahrzehnte gedauert
hätte, schaffen die fixen Elektronengehirne heute in Sekunden. Simultan können sie 14 Millionen verschiedene Frequenzkanäle auf ungewöhnliche Signale hin überprüfen. Allerdings tasten die Detektoren
nur die erdnahen und sonnenähnlichen Gestirne ab. Und dies vorzugsweise im Mikrowellenbereich, wo künstliche von natürlichen Radiowellen besser zu unterscheiden sind.

Da Radiowellen im Gegensatz zum Licht den „Sternenstaub" leichter durchdringen und Sterne auf allen Frequenzen senden, ist der schallfreie Weltraum erfüllt von kosmischem „Meeresrauschen". Will das
Phoenix-Team in diesem Ozean der Wellen diejenige „Meereswelle" finden, in der die ersehnte kosmische Flaschenpost treibt, braucht es viel Glück. Denn an welchem Küstenabschnitt und insbesondere
„wann" die Botschaft des unbekannten Absenders strandet, weiß niemand. Träfe unser 1974 ausgesandtes dreiminütiges Signal auf „ET's", täten deren SETI-Forscher gut daran, während dieser 180 Sekunden
keine Kaffeepause einzulegen. Sonst bliebe unsere Nachricht ungehört, da Funksignale nicht warten, sondern stetig weiterziehen. Umgekehrt könnte ein außerirdisches Kosmogramm unseren Planeten schon
vor Millionen Jahren erreicht haben · oder erst in ferner Zukunft erreichen.

Vielleicht lauschen aber auch alle nur, und keiner sendet. Jill Tarter sieht in der kurzen Lebensspanne intelligenter Zivilisationen das Hauptproblem: „Gemessen am Alter unseres Universums sind
intelligente Kulturen nur Eintagsfliegen." Dabei hat das Phoenix-Team in der Vergangenheit mehrfach rätselhafte Funksignale aufgeschnappt: „Allein während unserer Beobachtungen in Australien
haben wir 39 verdächtige Signale ausgemacht, die zuerst keiner Quelle zugeordnet werden konnten. Zu unserer Enttäuschung fand sich aber für jedes Signal eine natürliche oder künstlich-irdische
Quelle."

Doch träfe der „Informationsmüll" unserer Gesellschaft, der seit Jahrzehnten in Form von Fernseh-, Radio- und Radarwellen ungewollt in den Kosmos wandert, irgendwann auf „ET's", könnten sie einen
Kulturschock erleiden. Der führende deutsche SETI-Experte Sebastian Hoerner meint hierzu: „Würden sie uns allein an den Kriegs- und Terrorberichten der TV-Nachrichten messen, dürften wir uns über
ihr Schweigen wohl kaum wundern".

Näheres zu Phoenix im Internet unter: http://www.seti.org/phoenix

Freitag, 20. November 1998

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