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Mitte des nächsten Jahrhunderts soll auf dem Mond ein Luxushotel entstehen. Baupläne liegen bereits vor

Ferien auf dem Mond

Von Harald Zaun

„W ollen Sie dem irdischen Massentourismus entfliehen und einen abenteuerlichen und zugleich entspannenden Urlaub fernab der Zivilisation verbringen?
Dann fliegen sie zum Mond · zum Lunar Hilton Hotel! Sonderangebot für eine Woche: 20.000 Euro." So oder ähnlich könnten bereits in 50 Jahren reale oder virtuelle Reisebüros um die Gunst neuer
Urlauber werben.

Was noch wie ferne Zukunftsmusik klingt, hat auf dem Zeichenbrett längst deutliche Konturen gewonnen. Im Auftrag des Hotelkonzerns Hilton International arbeitet der britische Star-Architekt Peter
Inston seit März 1998 an dem ehrgeizigen Lunar-Hilton-Projekt. Bis zum Jahr 2050 soll inmitten der kraterübersäten sandigen Mondlandschaft ein Luxushotel entstehen. Das Gebäude, das Inston
vorschwebt, wird 325 m hoch und mit 5.000 Betten ausgestattet sein. Für die Nobelherberge mit Kleinstadtcharakter sind sogar eine eigene Schule, ein Krankenhaus und eine Kirche vorgesehen.
Sandstrände an künstlich angelegten Mondseen sollen garantieren, dass auch das Badevergnügen nicht zu kurz kommt.

Wenn eines Tages die ersten Gäste mit der hoteleigenen NASA-Raumfähre eintreffen und ihr Hotelquartier beziehen, brauchen sie auf irdischen Komfort nicht zu verzichten. Von Spitzen-Restaurants bis
hin zu Hochgeschwindigkeits-Lifts · für das Wohlergehen der Feriengäste scheut man keine Kosten und Mühen. Jeder Urlauber soll sich sogar innerhalb der Hotelanlage in Badehose und Bikini frei bewegen
können. Um dies zu ermöglichen, wird ein Druckausgleichssystem · ähnlich wie in einem Flugzeug · installiert. Den Einfall von Meteoriten und gefährlicher kosmischer Strahlung soll eine um das Hotel
gelegte Spezialschutzhülle verhindern. Für den nötigen Strom sorgen turmhohe Sonnenkollektoren. Wer außerhalb der Anlage den kristallklaren Mondsternhimmel erleben und die bizarren Mondkrater
durchwandern will, braucht sich nur einen futuristischen Raumanzug überzustülpen. Mit einem Sechstel des Körpergewichtes wird dann jeder Spaziergang im Mondstaub zum spielerischen Vergnügen. Und beim
Anblick von Mutter Erde, die aus 384.400 km Entfernung einem blauen Juwel gleich in majestätischer Schönheit erstrahlt, dürften selbst hartgesottene Nicht-Romantiker ins Schwärmen geraten.

Obgleich einige hinter dem Lunar-Hilton-Projekt nur einen cleveren Marketing-Gag vermuten, plant der Präsident von Hilton International, Peter George, ernsthaft für die Zukunft: „Schon in
absehbarer Zeit wird es auf dem Mond mehrere Hotels geben. Wir von Hilton wollen dabei die ersten sein · das ist beste Hilton-Tradition."

Tatsächlich hat die Konkurrenz nicht geschlafen. Schon seit längerem liegen konkrete Pläne von japanischen Firmen für eine breite Besiedelung des Mondes vor. Neben touristischen spielen vor allem
geologische Motive eine wichtige Rolle. Denn der Erdsatellit ist nicht nur mit Kratern, sondern auch mit riesigen Rohstoffvorkommen gesegnet. Hier lagern reichhaltige Bodenschätze, die später einmal
zum lunaren Exportschlager avancieren könnten.

Dass Peter Inston überhaupt zum Bleistift greifen konnte, verdankt er der Raumsonde Lunar Prospektor. Sie entdeckte Anfang 1998 an den Mondpolkappen ein riesiges zu Eis erstarrtes Wasserreservoir.
Mit einem Mal steht das so dringend für den Bau und die Versorgung des Hotels benötigte Wasser zur Verfügung. Jetzt attestiert Inston seinem Projekt beste Aussichten: „Viele Menschen würden gerne
ihren Urlaub auf dem Mond verbringen. Besonders dann, wenn Luxus und Komfort gewährleistet sind. Auf Lunar Hilton wird dies der Fall sein."

Mittlerweile nimmt auch die raumfahrtorientierte Wirtschaft den Traum vom Ferienausflug in den Weltraum durchaus ernst. Seit dem Ende des Kalten Krieges, seitdem die Auftragslage in der Luft- und
Raumfahrtindustrie rapide abgenommen hat, sucht sie nach neuen Märkten. Hierfür scheint der Weltraumtourismus bestens geeignet; langfristig bietet er hervorragende Perspektiven. Denn wenn das Lunar
Hilton Hotel seine Pforten öffnet, könnten Shuttle-Flüge und Hotelaufenthalte im Orbit bereits touristische Normalität sein. Dann könnte die ungewöhnliche Idee des Reiseveranstalters Thomas Cook
fruchten. Seit 1954 bietet die englische Hauptzentrale Reservierungen für Reisen zum Mond an. Wer die nötige Geduld mitbringt, kann sich dort in ein „Moonregister" eintragen. Gegenwärtig sind auf der
„deutschen" Warteliste schon über 8.000 Mondsüchtige registriert.

Wann sie die urkundlich gebuchte Reise jedoch antreten, steht in den Sternen. Bis die ersten „Erdlinge" das lunare Urlaubsparadies anfliegen, werden mit Sicherheit noch viele Vollmonde durchs Land
ziehen.

Freitag, 07. April 2000

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