Aushang an der U-Bahnstation King's Cross: "Vermisst wird ..."


Sonntag, 10. Juli 2005

Schrecken am King's Cross
Erste Leichen geborgen


Nach den Terroranschlägen in London sind am schwer zugänglichen Unglücksort von King's Cross die ersten Leichen geborgen worden. Hitze von bis zu 60 Grad, Staub und beißender Gestank setzten den Rettungskräften zu. Die Bilder, dies sich ihnen in der Tiefe boten, seien schrecklich, berichtete die BBC. Erst am Sonntagnachmittag konnte mit den Arbeiten begonnen werden.
 
Die Bombe war im ersten Waggon einer U-Bahn hoch gegangen. Es wird befürchtet, dass am King's Cross noch mehr Menschen ums Leben kamen als die bislang bestätigte Zahl von 21 Toten. Die Gesamtzahl der Toten könnte nach Darstellung eines Arztes, der kurz in dem Tunnel war, auf bis zu 80 steigen.
 
Bei den vier Detonationen am Donnerstag starben Dutzende Menschen, 700 wurden verletzt. Auch am Sonntag war bei keinem der Todesopfer die Identität offiziell bestätigt. Namenslisten mit Opfern gab es noch nicht.
 
Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Terroristen am Donnerstag in London professioneller vorgegangen waren als es zunächst den Anschein gehabt hatte. So explodierten die Bomben in den drei U- Bahnen alle binnen 50 Sekunden, vermutlich, damit sich die Rettungsdienste nicht auf einen einzelnen Ort konzentrieren konnten. Außerdem benutzten die Terroristen Sprengstoff, wie ihn auch das Militär verwendet. Eine heiße Spur hat die Polizei nach eigenen Angaben noch nicht.
 
Zu den Tätern in London breitete die britische Presse am Sonntag die unterschiedlichsten Theorien aus. So berichtete die "Sunday Times", eine mögliche Schlüsselfigur sei der Syrer Mustafa Setmariam Nasar, der im vergangenen Jahr schon die Anschläge in Madrid geleitet habe. Der in London lebende Marokkaner Mohammed al-Gherbouzi, den britische Medien auch als Verdächtigen genannt hatten, wehrte sich am Sonntag gegen die Vorwürfe: "Die britische Polizei sucht nicht nach mir, sie weiß wo ich bin", sagte der Islamist. Ein Scotland-Yard- Sprecher sagte, all diese Berichte seien reine Spekulationen. Drei Terrorverdächtige wurden am Flughafen Heathrow festgenommen. Nach Darstellung von Scotland Yard, stehen die Festnahmen jedoch nicht in Zusammenhang mit den jüngsten Anschlägen.
 
In London sprach die Spitze von Scotland Yard am Sonntag mit Polizeichefs aus aller Welt das gemeinsame Vorgehen bei der Fahndung ab. Der ehemalige Scotland-Yard-Chef Lord John Stevens meinte: "Es ist nahezu sicher, dass die Terroristen in Großbritannien geboren und aufgewachsen und mit dem Leben und den Wertvorstellungen in Großbritannien völlig vertraut sind. Ja, ich habe auch gehört, dass einige Experten sagen, es könnten algerische Terroristen gewesen sein oder Marokkaner oder Angehörige anderer Nationalitäten. Aber das ist gefährliches Wunschdenken - eine schädliche Illusion."
 
Innenminister Charles Minister Clarke sagte, zu all dem könne man noch nichts sagen, es werde in viele Richtungen ermittelt. "Bis wir die Bande, die am Donnerstag diese Anschläge begangen hat, aufgespürt haben, fürchten wir natürlich weitere Anschläge", sagte der Labour-Politiker. Er sei "sehr optimistisch", dass die Täter gefasst würden: "Das Problem ist die Zeit, die dafür erforderlich ist."
 




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Terror in London


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