Moslem-Vertreter von Politik und Geistlichkeit verlassen Downing Street 10


Dienstag, 19. Juli 2005

Kampf gegen Islamisten
Blair trifft Moslem-Vertreter


Die Muslime in Großbritannien wollen gemeinsam mit der Regierung in London den Terrorismus "frontal" angehen. Darauf verständigten sich Premierminister Tony Blair und führende Vertreter der etwa 1,6 Millionen Muslime im Land sowie die Vorsitzenden der Oppositionsparteien im Unterhaus.
 
Angesichts der Selbstmordanschläge in London am 7. Juli einigten sie sich auf die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe. Diese müsse "der Ideologie des Bösen entgegentreten und sie besiegen", sagte Blair. Einzelheiten sollen bei späteren Treffen besprochen werden.
 
Muslimische Geistliche auf der britischen Insel haben unterdessen mit einer islamischen Weisung Selbstmordanschläge "streng verboten". Das Forum britischer Muslime (BMF) erließ als Reaktion auf die Londoner Attentate eine entsprechende Fatwa, eine für Gläubige verbindliche Vorschrift. In der Fatwa heißt es, der Islam verurteile Gewalt und die Vernichtung unschuldigen Lebens. "Wer keinen Respekt vor dem menschlichen Leben zeigt, ist ein Feind der Menschheit", heißt es weiter.
 
In der religiösen Weisung des muslimischen Dachverbandes, dem 300 Moscheen im ganzen Land angeschlossen sind, steht außerdem: "Wir beten für den Sieg über Extremismus und Terrorismus in der ganzen Welt". Die Fatwa soll am 22. Juli in den Moscheen Großbritanniens verlesen werden.
 
Der afghanische Präsident Hamid Karsai sprach Familien der britischen Terroropfer bei einem Treffen mit Blair am selben Tag in London das Beileid seines Volkes aus und nannte die Terroristen "Feiglinge". In Afghanistan könne man den Schmerz "vielleicht besser als in jedem anderen Land" nachvollziehen. "Wir hatten dieses Leid in unserem Land so viele Jahre zu ertragen", sagte der Präsident und rief dazu auf, sich im Kampf gegen den Terrorismus zu vereinen.
 
Blair wies erneut Berichte zurück, wonach die Beteiligung an den Kriegen im Irak und Afghanistan mit dazu geführt hätten, Großbritannien zum Ziel von Terroranschlägen zu machen. Die überwiegende Mehrheit der Briten sieht dies jedoch anders. Nach einer am Dienstag in der Zeitung "The Guardian" veröffentlichten Umfrage sind zwei Drittel der Briten davon überzeugt, dass es eine Verbindung zwischen der Entscheidung Blairs, gegen Saddam Hussein in den Krieg zu ziehen, und den Bombenanschlägen in der britischen Hauptstadt gibt.
 
Ein angesehenes politisches Forschungszentrum hatte am Vortag einen Bericht veröffentlicht, wonach die Kriegsbeteiligung Großbritanniens im Irak und in Afghanistan an der Seite der USA zu den Selbstmordanschlägen in London beigetragen habe.
 




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Terror in London


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