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Diarium

Fünf Bezirke hinunter und wieder hinauf

Von Hermann Schlösser

Ich wohne in einer kleinen Gasse im 9. Bezirk, und mein Arbeitsplatz liegt im 4. Also fahre ich täglich sozusagen fünf Bezirke hinunter und am Abend wieder hinauf. Dabei stellt sich die Frage nach der günstigsten Verbindung. "Natürlich mit dem D-Wagen", werden jetzt Kenner der Wiener Linien ausrufen, und das nicht zu Unrecht. Tatsächlich ist der D-Wagen die einzige Direktverbindung von 9 nach 4: Einstieg Franz-Josefs-Bahnhof, Ausstieg Südbahnhof. Und unterwegs kann man einen Blick auf das Burgtheater und das Parlament werfen.

Aber der D-Wagen hat seine Nachteile. Er kommt verhältnismäßig selten, fährt langsam und hält oft. Weil das so ist, habe ich nach Alternativen gesucht. Neben der alten "Detail-Markthalle" an der Alserbachstraße steige ich in die Straßenbahnlinie 5, respektive 33, und fahre Richtung Donaukanal. An der Station Friedensbrücke setze ich mich in die U4, die mich rasch bis Wien-Mitte bringt. Von dort ist es mit der Schnellbahn nur noch ein Katzensprung zum Südbahnhof. Man sieht also, der direkte Weg ist durchaus nicht immer der schnellste, und oft genug erweist sich ein scheinbarer Umweg als sinnvoll. (Diese kleine Lebensweisheit gebe ich Ihnen zu bedenken, verehrte Leser, damit Sie nicht das Gefühl haben, Sie würden heute nur mit Fahrplanhinweisen abgespeist.)

Während ich also auf dem Weg zur Arbeit die schnellste Verbindung suche, habe ich nach Feierabend Spaß daran, meinen Heimweg so lange wie möglich auszudehnen. Beispielsweise steige ich vor dem Südbahnhof in einen Wagen der Linie 18, rumple den Gürtel entlang bis zum Urban-Loritz-Platz, wo ich in die U6 hinuntersteige, die mich bis zur Station "Währinger Straße Volksoper" mitnimmt. Dort kann ich dann mit den Wagen der Linien 40, 41 oder 42 stadteinwärts meiner Wohnung entgegenzockeln.

Ebenso gern benutze ich den 13A-Bus, der fast 40 Minuten durch die Straßen Wiens mäandert, bevor er die Laudongasse erreicht. Von dort bringt mich der 5er, der vom Westbahnhof kommt, zu meiner Station "Spitalgasse, Währinger Straße".

Mein bisher exzentrischster Weg führte mich mit der Schnellbahn zum Praterstern, von dort mit dem 5er – dieses Mal mit dem, der Richtung Westbahnhof unterwegs ist – durch die Brigittenau in den neunten Bezirk.

Und was sollen diese Manöver? Warum geschehen sie, warum werden sie beschrieben? Ich denke, dass solche Verzögerungen und Abschweifungen dem Menschen gut tun. Sie tragen nämlich dazu bei, dass die Routinen des Alltags nicht überhand nehmen. Tag für Tag denselben Heimweg – mir zumindest würde das irgendwann langweilig. Deshalb werde ich demnächst bestimmt auch die – mit Peter Handke zu sprechen – "langsamste Heimkehr" ausprobieren, die mir bisher eingefallen ist: Mit der Schnellbahn vom Südbahnhof über Meidling und Speising nach Hütteldorf, dann mit der Vorortelinie nach Gersthof und von dort mit einer Bahn der Linie 41 hinunter in den Alsergrund.

Freitag, 09. September 2005

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