Ist Schiller Trash?
Von Petra Rathmanner
Räuber sind hart im Nehmen. Auch Schillers Stück "Die Räuber" hält einiges aus. Löste das Sturm-und-Drang-Drama bei der Uraufführung 1782 wegen der herrlich perfiden Umkehr der bürgerlichen Weltordnung einen Skandal aus – der angepasste Franz ist eigentlich ein böser Intrigant, während sein abenteuerlustiger Bruder Karl, der eine Räuberbande befehligt, in Wahrheit der Gute ist –, so dient das Versdrama rund um das Motiv des verlorenen Sohns heutigen Regisseuren vor allem dazu, neue Regiehandschriften auszuprobieren. Von Peter Stein über Claus Peymann bis Frank Castorf haben sich nicht wenige Theater-Zampanos damit ausgetobt.
Nun gibt es im Theater Rabenhof eine weitere, sehr freie Fassung der Gruppe "Casa del Kung Fu" zu sehen. In die Geschichte der "Räuber"-Rezeption wird dieses eigenwillige Projekt wohl kaum eingehen.
Räuber im Kung-Fu-Stil
Der Regisseur und Stückbearbeiter Peter Waldeck verlegt die Handlung, die nur mehr sehr entfernt mit Schiller zu tun hat, in eine Art japanisches Fantasyland. Was sich 90 Minuten lang im ansprechenden Bühnenbild von Erich Sperger, bestehend aus japanischen Schiebetüren und bunten Plastikpalmen, ereignet, ist purer Trash: Eine wilde Mischung aus Manga-Comic, Ninja-Filmen und Martial-Arts-Attraktionen, sogar ein sprechendes Auto wie aus der 80er-Fernsehserie Kitt tritt auf. Die perfekte Soundkulisse steuert Klaus Waldeck bei.
Doch der beträchtliche technische Aufwand und auch die Tatsache, dass Peter Waldeck beherzt wie der Quentin Tarantino der Wiener Off-Szene zu Werke geht, ändern nichts daran, dass es der Inszenierung doch etwas an Esprit, Raffinesse und Ironie fehlt. Zu den stärksten Momenten gehören jedenfalls die Kampfszenen, bei denen das 15-köpfige Ensemble mit Schwertern und Fäusten täuschend echt aufeinander eindrischt. Aber reicht das wirklich für einen ganzen Theaterabend aus?
Freitag, 16. September 2005