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Was tun mit beschädigten Figuren? Eine Restauratorin weiß Rat

Osterputz für Weihnachtskrippen

Von Reinhard Kriechbaum

Die Weihnachtskrippe ohne Ochs und Esel? Undenkbar! Aber leider hat der Esel sein linkes Vorderbein eingebüßt, und ein Horn des hölzernen Ochsen ist auch kaputt gegangen. Es geht vielen Lesern wohl so wie dem Schreiber dieser Zeilen: Knapp vor dem Heiligen Abend wird die Krippe aus dem Keller geholt. Ach, du Schreck! Dies und jenes hatte man sich doch vorgenommen, zu reparieren, aber es ist wieder einmal beim Vorsatz geblieben.

Michaela Wieser hat einige Jahre lang Krippenfiguren im Bayerischen Nationalmuseum in München restauriert. Wir haben bei der jetzt in Salzburg lebenden Restauratorin nachgefragt und uns nach Kniffen erkundigt. Grundsätzlich mahnt die Restauratorin, dass Stücke von kunsthistorischem Wert natürlich vom Fachmann behandelt gehören. Und nicht immer ist das "Auf-neu-Machen" die richtige Methode. "Viele Leute wollen alles glänzend und neu haben", sagt Michaela Wieser. "Das ist der falsche Weg: Ein paar fehlende Finger machen eigentlich nichts aus. In diesen Stücken ist Leben, spiegelt sich ihre Geschichte wieder." Nun ja, aber der dreibeinige Esel? Um

manche "Schönheitsoperationen" kommt man einfach nicht herum.

Hände weg vom Alleskleber!

Wer eine Krippe aus Holzfiguren daheim hat, stößt auf vergleichsweise wenig Schwierigkeiten. Die Figuren werden zuerst mit einem weichen Pinsel abgestaubt und mit destilliertem Wasser und Wattestäbchen gereinigt. Abgesplitterte Farbstellen lässt man am besten, wie sie sind. Für den Laien ist es klüger, nicht zu Farbe und Pinsel zu greifen - solche Arbeit gehört in die Hände von Fachleuten. "Mit Klarlack drüberzugehen, dass die Figuren wie speckglänzend aussehen, ist eine Todsünde", warnt Michaela Wieser. Und wenn Gliedmaßen abgebrochen sind, verwende man Leim. "Alleskleber wie UHU hinterlassen harte Ränder, die kaum mehr zu entfernen sind."

Auch die Papierkrippen mit ausgeschnittenen Figuren gehören von Zeit zu Zeit aufgemöbelt. Leicht entstehen Knicke. "Man bekommt sie weg, indem man beidseitig Flies auf die Papierfigur legt, sie gerade auflegt und beschwert oder presst", erklärt Michaela Wieser. Notfalls wird das Papier vorher leicht angefeuchtet. Risse werden kaschiert, indem man die im Regelfall unbemalte (oder unbedruckte) Rückseite der Figuren mit Seiden- oder Japanpapier beklebt. Auch da gilt natürlich: Papierleim oder Kleister, kein Alleskleber!

Wenn die Papierfiguren verschmutzt sind, hilft ein Graphik-Radiergummi (im Fachhandel erhältlich). Die schonendste Art: Mit der Käserreibe etwas Radiergummi zerkleinern und die "Brösel" dann mit einem Pinsel oder einer sehr weichen Zahnbürste am Objekt verreiben.

Weiche Zahnbürsten und feine Pinsel wirken auch dann Wunder, wenn Schimmel von Figuren aus Papiermachée entfernt werden soll. Schlecht ist es, wenn durch unsachgemäße Lagerung im Keller Wasserränder entstanden sind: "Man kann versuchen, die Figuren ganz vorsichtig abzuwaschen - aber oft bekommt man die Ränder nicht mehr weg." Wenn Gliedmaßen von Figuren aus Papiermachée abgebrochen sind, braucht man zur Reparatur einiges handwerkliche Geschick. Oft ist ein Draht zur Verstärkung eingearbeitet. Diesen (eventuell verrosteten) Draht kann man erneuern und die Gliedmaßen wieder zusammenstecken.

Die großen Herausforderungen beim Restaurieren von Weihnachtskrippen stellen sich, wenn unterschiedlichste Materialien zusammenkommen: Köpfe und Gliedmaßen aus Wachs, Filzkleider, Bordüren - wirklich fachmännisch kann das nur der professionelle Restaurator lösen. Aber einiges ist doch im Do-it-yourself-Verfahren zu machen.

Steinklee, ein Säckchen mit Lavendel oder Sandelholz in der Schachtel mit den Krippenteilen haben hoffentlich den Sommer über dem Befall mit Motten vorgebeugt. Wenn aber doch das Gewand der Figuren von Motten zerfressen ist? Zuerst gehören Kokon-Reste und Kot (schwarze Punkte am Stoff) mit feinen Haarpinseln entfernt. Löcher in den Kleidern könnte man mit passend eingefärbtem Papier (Wasserfarben) unterlegen und mit Spanstichen sichern. "Oft sind Maria, Josef und das Kind am meisten mitgenommen", weiß Michaela Wieser aus langjähriger Erfahrung: Es sind jene populäre Figuren,

die von Kindern und Erwachsenen besonders häufig "angetappt" werden.

Feine Finger sind gefragt, wenn Teile aus Wachs verschmutzt, zerbrochen oder deformiert sind. "Staub entfernt man mit Wattestäbchen und destilliertem Wasser, damit keine Kalkränder entstehen." Für Fehlstellen gibt es im Bastelgeschäft Klebe- oder Modellierwachs. Wenn ein Kopf nicht mehr hält: Silberdraht genau ins alte Loch stecken. Alte Stücke haben gelegentlich Naturhaare - will man sie ergänzen, gibt es das Material beim Puppendoktor oder beim Friseur.

Besuch beim Puppendoktor

Sollten Wachsköpfe oder Gliedmaßen ganz und gar kaputt gegangen sein, hilft wohl nur mehr der Besuch beim Puppendoktor, beim Wachszieher oder im Fachgeschäft für Kirchenbedarf. Es empfiehlt sich auch, beim örtlichen Krippenbauverein nachzufragen - die Leute dort wissen, wo man "Ersatzteile" bekommt. Das Nachschnitzen von Holzgliedmaßen ist schließlich auch nicht jedermanns Sache. Apropos Holzköpfe: Hüte aus Stoff oder Filz werden aufgesetzt, nicht aufgeklebt! Wachsflecken an den Kleidern der Krippenfiguren entfernt man durch Anwärmen mit dem Fön und Absaugen mit Löschpapier - oder man entfernt das Wachs mechanisch durch leichtes Kratzen. "Man sollte alte Figuren möglichst nicht ausziehen, denn damit ändert man die Originalstruktur." Für geschichtsbewusste Restauratorinnen wie Michaela Wieser ist ja gerade das Erhalten historischer Substanz entscheidend. Fell wird trocken gereinigt, auch Goldborten werden nur abgepinselt, um Grünspan weg zu bekommen. Aber so recht funkeln werden die Borten nicht mehr.

Und die Krippe, der Stall von Bethlehem selbst? Für das Gehäuse gilt, je nach Material, das bisher Gesagte. Eine besondere Gefahrenquelle für die Krippenfiguren sind Moos und Rindenstücke. "Mit ihnen werden Insekten eingeschleppt, und auch die Feuchtigkeit solcher oft frischer Naturmaterialien kann den Figuren schaden." Nehmen wir uns also am besten vor, das nächste Mal besonderes Augenmerk der Lagerung zu schenken und am Ende der Weihnachtszeit die liebgewonnene Krippe mit all ihren Figuren und Bestandteilen so sorgfältig wie nur möglich wieder einzupacken.

Freitag, 19. Dezember 2003

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