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Die Brüder Pfneisl -Shiraz-Pioniere aus Kleinmutschen

"Born to make wine"

Von Johann Werfring

Bereits seit Generationen betreibt die Familie Pfneisl in Deutschkreutz Weinbau. Während man sich jedoch zuvor kaum von den anderen Betrieben der Gegend unterschied, hat das Weingut in den letzten 15 Jahren einen Wandel durchgemacht, den sich die Altvorderen wohl nicht im Traum hätten einfallen lassen. Anfang der 90er Jahre des vorigen Säkulums erfolgte die Hofübergabe des 15 Hektar umfassenden Anwesens zu je einem Drittel an die Brüder Franz, Sepp und Gerhard. Da die zersplitterten Flächen den einzelnen Geschwistern kaum einen betrieblichen Bestand gesichert hätten, kaufte jeder von ihnen in der Umgebung von Kleinmutschen bei Lutzmannsburg massiv landwirtschaftlichen Grund zu und stockte die Rebfläche erheblich auf.

Sehr rasch kam man überein, dass eine Zusammenlegung der geschwisterlichen Flächen sowohl in puncto Bewirtschaftung als auch Vermarktung erhebliche Vorteile bringt. Gesagt, getan: Franz übernahm den Aufgabenbereich der Weingartenbewirtschaftung und Bruder Gerhard die Verantwortung für den Keller. Sepp, der bereits einschlägige Erfahrungen als Manager bei Wein & Co sowie bei Julius Meinl am Graben gesammelt und überdies auch international Spitzenpositionen innerhalb der Weinbranche innegehabt hat, war von vorne herein für den Bereich Marketing prädestiniert.

Schon von Beginn an wurde der angloamerikanische Markt in hohem Maße favorisiert. Sehr bald bekamen die Brüder von einem britischen Distributor die Rückmeldung, dass sich der Name "Pfneisl" bei den Engländern als Zungenbrecher erwiesen hatte. Um das wichtige Marktsegment in angemessener Weise bedienen zu können, musste also rasch ein neuer Name her. Wegen der Zusammenlegung der Betriebe wurde die Bezeichnung "United Vineyards" als passend befunden. In weiterer Folge erfolgte zunehmend eine Umstellung des Marketing-Konzepts auf englische Termini. "Born to make wine" lautet heute das Motto der passionierten Wein-Brüder.

In die Geschichte des österreichischen Weinbaus haben sich die Pfneisls vor allem als Shiraz-Pioniere eingeschrieben. Bereits im Jahr 1993 erfolgte die Auspflanzung der ersten 300 Shiraz-Rebstöcke auf Pfneisl'scher Scholle. Damit wollte man zunächst erkunden, wie sich die Sorte hierzulande stilistisch präsentiert und ob die frostempfindlichen Pflanzen den hiesigen Winter überstehen würden. 1996 war der Shiraz-Anteil bereits auf einen halben Hektar - und 1998 auf beachtliche drei Hektar angewachsen.

Obwohl zu jener Zeit der Shiraz als Qualitätswein in Österreich noch nicht zugelassen war, steigerten die drei Brüder den Anteil der Sorte 1999 auf 15 Hektar. "Im schlimmsten Fall hätte es uns damals passieren können, dass der Shiraz als Qualitätssorte abgelehnt wird und wir den behördlichen Rodungsbefehl bekommen", erinnert sich Sepp Pfneisl heute an das betriebliche Risiko.

Die Geduld der drei Pioniere wurde auf eine harte Probe gestellt, als die behördliche Zulassung auch in den nächsten Jahren auf sich warten ließ. Zigtausende Liter Shiraz lagerten zu Anfang des neuen Jahrtausends im Pfneisl-Keller, die allesamt vorläufig nicht verkauft werden durften. Als im Jahr 2001 die Fachpresse zur Präsentation des spektakulären neuen Weines nach Kleinmutschen geladen wurde, erklärte ein namhafter Weinjournalist: "Das ist angewandter Größenwahn!"

Indes ging es nach dieser Präsentation Schlag auf Schlag: Schon bald waren die innovativen Kleinmutschener als "Shiraz-Brothers" mit Schlagzeilen in sämtlichen Zeitungen und Magazinen vertreten und ihr Wein in aller Munde. Exakt zu jener Zeit, im Oktober 2001, erging auch die ersehnte Verordnung, die den Shiraz zur Qualitätsweinsorte erklärte.

Mittlerweile haben sich die Shiraz-Brothers mit einer Rebfläche von 73 Hektar in Österreich und 20 Hektar in Ungarn zu den größten Wein-Produzenten des Landes hochgearbeitet. Obwohl inzwischen auch viele andere heimische Betriebe Shiraz anbauen, zählen die Pfneisl-Shiraz' nach wie vor zu den absoluten Top-Tröpfchen. Mit einem Shiraz-Anteil von 14 Hektar im Burgenland und 7 Hektar in Balf bei Sopron ist die Sorte im Pfneisl-Weingut auch quantitativ am stärksten vertreten.

Neben dem reinsortigen Shiraz haben die Brüder zuletzt mit zwei weiteren Exklusivweinen Schlagzeilen gemacht, in denen die Sorte vertreten ist: Mit der Cuvée "Pentagon", die unter anderem schon zwei US-Staatspräsidenten gemundet hat, sowie mit dem Garagenwein "Ego sum vitis vos palmites" (Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben - Joh. 15, 1-8). Die Benennung stammt übrigens vom Ex-Seminaristen Sepp Pfneisl, der ursprünglich Pfarrer werden wollte, sich aber letztlich doch anders entschied.

Gespannt darf man schon auf den nächsten Streich der Familie sein, denn seit zwei Jahren stehen weitere Sorten in den Kleinmutschener Vineyards, die es hierzulande bisher nicht gab: Malbec, Zinfandel, Viognier und die italienische Brunello-Sorte Sangiovese grosso.

Freitag, 24. Oktober 2003

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