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Bäuerlicher Bewusstseinswandel durch das Arachon-Projekt

Die Weinregisseure TFXT

Von Johann Werfring

Dass der Wein hierzulande immer besser wird und selbst eingefleischte Biertrinker immer häufiger ihre Papillen mit einem edlen Tröpfchen aus heimischen Kellern netzen, ist für Winzer höchst erfreulich.

Als Grund, warum die Qualität des Rebsaftes zuletzt derart immens gesteigert wurde, bekommt man häufig zu hören, der Glykolskandal des Jahres 1985 habe sich ausgewirkt wie ein reinigendes Gewitter: Die Betriebe mussten sich damals extrem anstrengen, um die verunsicherten Konsumenten mit einer bis dahin noch nicht da gewesenen Qualität zu überzeugen. Dieser Erklärungsansatz ist mittlerweile zu einem Mythos geworden.

Indes vernachlässigt diese einseitige Betrachtungsweise die Tatsache, dass die vermehrten berufsspezifischen Bildungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahrzehnten Jungwinzern einen Wissenserwerb gestatteten, von dem ihre Väter nur träumen konnten. Infolge dessen kam es zu vielen Betriebsumstellungen auf Qualitätsweinerzeugung, während andererseits jene Produzenten, die nicht mit einem gut ausgebildeten Nachfolger gesegnet waren, der alten, unrentablen Wirtschaftsweise der Massenproduktion verhaftet blieben.

Unter den Absolventen der Klosterneuburger Weinbauschule befand sich im Jahr 1979 auch der aus Horitschon stammende Josef Pusch, der wenig später als Kellermeister der "Vereinten Winzer Horitschon" in die Fußstapfen seines Vaters trat. Der genossenschaftliche Betrieb kooperierte zu jener Zeit fast ausschließlich mit Bauern, die noch nach dem alten Prinzip der Ertragsmaximierung produzierten.

Mitte der 90er Jahre fügte es sich, dass mit dem Auftauchen von drei herausragenden Persönlichkeiten der heimischen Weinszene das Horitschoner Genossenschaftswesen gehörig in Bewegung geriet. Tibor Szemes, Negociant Eleveur aus dem Burgenland, Franz Xaver Pichler, Wachauer Ausnahmewinzer, sowie Josef Puschs Schulfreund Manfred Tement, ein steirischer Top-Winzer, hatten es sich in den Kopf gesetzt, in Horitschon das einzigartige Rotweinprojekt "Arachon" (= der alte Name von Horitschon) auf die Füße zu stellen.

Das Projekt ging davon aus, dass mit Hilfe von speziell geschulten Vertragswinzern ein hochqualitativer, gebietstypischer Wein auf internationalem Niveau zu kreieren sei. Die Projektinitiatoren selbst verstanden sich als "Weinregisseure", nach deren Vorgaben die einzelnen Arbeitsschritte getätigt werden sollten.

Zu Beginn war es nicht gerade einfach, Winzer in Horitschon zu finden, die gewillt waren, den Ertrag ihrer Weingärten massiv zu reduzieren. Das alte bäuerliche Denken, wonach es verwerflich sei, die Früchte der Erde zu vergeuden, war in den Köpfen noch stark verhaftet. Indes sprach sich rasch herum, dass die Weinregisseure zwar einen größeren Arbeitseinsatz verlangen, jedoch ein Vielfaches vom üblichen Traubenpreis bezahlen. Auf diese Weise fiel das Umdenken leichter. Heute kann man sich der bäuerlichen Angebote für Mitarbeit kaum noch erwehren.

Josef Pusch ist Kellermeister sowohl bei den "Vereinten Winzern" als auch bei "Arachon". Bei der Vinifizierung werden sämtliche Entscheidungen mit den Weinregisseuren abgesprochen. Inzwischen gibt es kaum noch ein Nobellokal, das den Arachon nicht auf der Karte führt. Auch das Auslandsgeschäft boomt. Durch ihr pädagogisches Engagement bei der mittelburgenländischen Bauernschaft haben die Weinregisseure TFXT (Tibor, Franz Xaver, Tement) nicht nur einen exzellenten Wein zustande gebracht, sondern auch zahlreiche Betriebe vor dem Untergang bewahrt.

Freitag, 24. Oktober 2003

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