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Weltkultur in Wien

Von Hermann Schlösser

Dass wir im Zeitalter der Globalisierung leben, liest man überall. Aber im Alltagsleben merkt man nicht allzu viel davon. Wenn eine Firma Leute entlässt,
begründet sie das meist mit dem Hinweis auf die harten Gesetze des internationalen Wettbewerbs. Wer aber nicht gerade zu den Leidtragenden gehört, isst weiter seine Wiener Schnitzel und Linzer Augen,
liest Bücher aus österreichischen Kleinverlagen und kommt oft wochenlang nicht aus seinem engen Grätzel heraus. Auch die österreichische Politik bewegt sich nicht unbedingt auf Weltniveau. Derzeit
hat es sogar fast den Anschein, dass Lokal- und Regionalmatadore mehr zu sagen hätten als alle global players zusammen genommen.

Das Bild ändert sich freilich, sobald man das Internet in Betracht zieht. Wer gewohnt ist, in 80 Mausklicks um die Welt zu surfen, hat wohl auch gelernt, in weltumspannenden Dimensionen zu denken.
Die Frage ist allerdings, ob sich diese Fähigkeit in der Nahwelt der festen Wohnsitze irgendwie auswirkt, oder ob sie mit dem Computer zusammen abgeschaltet wird.

Mit solchen Fragen und Spannungsverhältnissen beschäftigt sich auch das „Institut zur Erforschung und Förderung internationaler und österreichischer Literaturprozesse", kurz INST, das seinen Sitz in
Wien, bzw. unter der Adresse http://www.adis.at/arlt/institut/ hat. Vor kurzem feierte es sein fünfjähriges Bestehen, und aus diesem Grund fand eine Pressekonferenz im Café Landtmann statt. Dr.
Herbert Arlt, der wissenschaftliche Direktor des Ganzen, berichtete über weit gespannte Ziele und Aktivitäten. Es gehe darum, den Begriff „Globalisierung" nicht immer nur ökonomisch zu verstehen,
sondern auch kulturell zu verankern. Doch sollen dadurch die Regionalkulturen nicht zum Verschwinden gebracht werden · im Gegenteil: indem sie sich mit anderen Regionalkulturen vernetzen und
austauschen, gewinnen sie an Weite und Intensität. Um dies zu erreichen, bedarf es freilich eines genauen Verständnisses jener „Prozesse", deren Erforschung sich das Institut schon in seinem Namen
zum Ziel gesetzt hat.

Doch begnügt sich das INST nicht mit Verständnis allein. Es hält seit nunmehr fünf Jahren einen Prozess in Gang, der in der institutseigenen Terminologie auf den Namen „Polylog" hört. Das heißt,
Wissenschafter und Wissenschafterinnen aus aller Welt begegnen sich im virtuellen Raum der Instituts-Homepage, tauschen ihre Forschungsergebnisse aus, beantworten Fragen usw. Die vielfältigen und
reichhaltigen Ergebnisse dieses Austauschs werden in der Zeitschrift „TRANS" dokumentiert, die ausschließlich im Internet zu besuchen ist.

Auch im Café Landtmann hätte die Möglichkeit zu einem solchen „Polylog" bestanden. Denn als Gesprächspartner standen den Pressevertretern zur Verfügung: Eine Professorin aus Izmir in der Türkei, ein
Professor aus Yaoundé in Kamerun, eine Universitätsdozentin aus Witwaterstrand in Südafrika und eine weitere aus dem bulgarischen Russe. Aber gesprochen hat nur der wissenschaftliche Direktor aus
Wien, während die auswärtigen Mitglieder des Instituts allenfalls freundlich in die Runde lächelten.

Warum das so war, mögen die Kulturwissenschafter selbst analysieren. Der Journalist begnügt sich mit der Beobachtung, dass es offenbar einfacher ist, im world wide web zu kommunizieren als im
Nebenzimmer eines Wiener Kaffeehauses.

Freitag, 26. November 1999

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