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Neue Erkenntnisse über den Erfinder und „Wasserzauberer"

Viktor Schauberger

Zuerst kapieren, dann kopieren !

Von René Freund

In zweierlei einschlägigen Kreisen wird der 1958 verstorbene oberösterreichische Förster und Erfinder Viktor Schauberger verehrt: Die Vorkämpfer für eine
umweltfreundliche „Energie der Zukunft" idealisieren ihn als den Propheten eines neuen Zeitalters, in dem Fortschritt und Natur keine Gegensätze, sondern Partner sind. Eine Clique von rechten
Esoterikern und Verschwörungstheoretikern dagegen sieht in ihm einen mysteriösen Geheimwissenschafter, der die „Nazi-Ufos" erbaut haben soll, mit denen der Führer und Konsorten in das ewige Eis der
Antarktis entflohen seien, wo sie seitdem auf ihre triumphale Wiederkehr warten.

Beides hat eine seriöse Beschäftigung mit dem Forscher Viktor Schauberger bislang be-, wenn nicht überhaupt verhindert. Die Anhänger der „Freien Energie" treten nur allzugerne als Sektierer auf, die
sich mit der Verdammung der „Schulwissenschaft" begnügen, ohne zu versuchen, sich mit dieser auf eine gemeinsame Sprachregelung zu einigen. Die versuchte Vereinnahmung Schaubergers durch
okkultistische Wiederbetätiger hat die leider ohnehin nur mäßig interessierte akademische Forschung in ihren Vorurteilen gegen den „Spinner" nur bestärkt. Auch die leider gelegentlich kontraproduktiv
wirkende Politik des Schauberger-Archivs in Lauffen bei Bad Ischl, die gerade in Zusammenhang mit den Mutmaßungen zur Nazi-Vergangenheit die Vogel-Strauß-Methode anwandte, trug zur Aufklärung nicht
immer bei.

Nun ist im Ennsthaler-Verlag (neben einer Neuauflage des Standardwerks „Lebendes Wasser") ein neues Buch erschienen, das, wenn auch nicht endgültige Klarheit, so doch ganz neue Erkenntnisse über das
Phänomen Viktor Schauberger bringt: Siegbert Lattachers „Viktor Schauberger · Auf den Spuren des legendären Naturforschers."

Die Natur nachahmen

Der gebürtige Kärntner Lattacher erinnert zunächst an die ungewöhnlichen Erfolge des einfachen Försters Schauberger, dessen Holzschwemmanlagen wegen ihrer Effizienz in den dreißiger Jahren in ganz
Europa gefragt waren · und das, obwohl sie gegen jede Logik nicht schnurgerade von oben nach unten verliefen, sondern sich meanderförmig gemächlich ins Tal schlängelten. Auf die Idee war Schauberger
durch Naturbeobachtung gekommen: Auch das Wasser bewegt sich niemals gerade, sondern immer in Meanderform. Schauberger entdeckte und erfand eigentlich nichts. Er beobachtete, aber das mit dem
geschärften Auge des Försters. Sein Motto war: „Wir müssen die Natur zuerst kapieren und dann kopieren." Die Aufgabe der Technik bestand für ihn nicht darin, die Natur zu bändigen, sondern sie
nachzuahmen. Die Betrachtung der Möglichkeiten der Energiegewinnung, der Flußregulierung, der Wasser- und Forstwirtschaft ließen in Schauberger bereits vor 60 Jahren die Einsicht reifen, daß mit dem
Prinzip unserer Technik etwas nicht stimmen könne: „Unsere moderne Technik benimmt sich wie ein Bauer, der im Frühjahr sieben Kartoffeln in die Erde gibt und im Herbst einen herausnimmt."

„Wir verwenden eine falsche Bewegungsform", verkündete Schauberger, begab sich auf die Suche nach dem System alles Lebendigen und ahnte dabei Erkenntnisse der modernen Astronomie oder der
Mikrobiologie (Spiralstruktur der DNS) voraus: „Die Bewegungsform, die erschafft, entwickelt, veredelt und aufbaut, ist die zykloide Raumkurvenbewegung, eine spiralige Bewegung von außen nach
innen in Richtung eines Bewegungszentrums · eine zentripetale Bewegung. Wir finden sie überall in der Natur dort, wo aufbauende Kräfte am Werk sind: in den Spiralnebeln draußen im Weltall, im
Bewegungsbild unseres Planetensystems, in der Bewegung des natürlichen Wassers, des Blutes und der Säfte. Die zersetzende, auflösende Bewegungsform dagegen ist zentrifugal. Sie zwingt das
Bewegungsmedium von einem Zentrum hinaus in Richtung Peripherie."

Diese beiden Bewegungsarten · die auflösende und die aufbauende · faßte Schauberger später als „Explosion" und „Implosion" zusammen. Seine Idee war, die naturgemäße Kraft der Implosion für jede
weitere Art der Technik und der Energiegewinnung zu nutzen. So weit, so schön · doch wie sah es mit der Umsetzung aus? Hier kann Siegbert Lattachers Buch mit neuen Erkenntnissen aufwarten. Sie laufen
auf folgendes hinaus: Eine funktionierende „Implosions-Maschine" nach Schaubergers Vorstellungen hat es nie wirklich gegeben. Das Interesse der Nazis, des amerikanischen Abwehrdienstes CIC sowie des
russischen Geheimdienstes an Schaubergers Entdeckungen und Theorien läßt aber vermuten, daß seine auf SS-Befehl gebaute „Flugscheibe" doch einigermaßen revolutionär gewesen sein könnte. Der
Konjunktiv bleibt, weil viele entscheidende Dokumente verschwunden sind, und weil Schauberger offensichtlich einen Teil seines Wissens niemals weitergegeben hat.

Keine „Wunderwaffe"

Doch erstmals wird in einem Buch mit Akten aus dem deutschen Bundesarchiv, aus dem Archiv des Museums Mauthausen oder aus dem Department Of The US Army Intelligence and Security Command
Schaubergers Weg nachgezeichnet · von der Berliner Reichskanzlei, wo er bei Adolf Hitler auf Ablehnung stieß, über das KZ Mauthausen, wo er zur Forschung gezwungen wurde, bis hin zu dem USA-Besuch in
den fünfziger Jahren, der weder für ihn noch für seine Gastgeber (offensichtlich ebenfalls aus dem Geheimdienstbereich) befriedigend verlief. Die „Wunderwaffe" konnte Schauberger wahrscheinlich
technisch nicht realisieren. Ganz sicher ist, daß er sie niemals realisieren wollte: Denn er weigerte sich konsequent, sein Wissen in den Dienst einer „zerstörerischen Kraft" zu stellen. (Schon gar
nicht in den Dienst der Nazis. Deren „UFO-Flotte", von der die rechten Esoteriker unaufhörlich und leider medienwirksam munkeln, verweist Lattacher in den Bereich der gefährlichen Legenden.)

Anhand von Dokumenten beweist Lattacher vielmehr, daß Schauberger nicht nur theoretisch Pazifist, sondern auch ein praktisch engagierter Mensch war. Einer seiner Mithelfer, die er im KZ rekrutierte,
berichtete vom Einsatz des „Wasserzauberers" für seine Forschergruppe: „Herr Schauberger hat sich für uns Häftlinge trotz schwerster Verweise dauernd angenommen und uns, wo immer es ging,
geschützt und unser aller Leben gerettet, wofür ich ihm in meinem und im Namen aller derer danke, denen Schauberger stets das schwere Los erleichterte, wo und wie es nur immer ging."

Soweit zum ausgezeichneten historischen Teil dieses Buches. Der theoretische Teil erklärt in einfachen und einleuchtenden Worten Schaubergers Theorien, wartet mit allerhand wissenschaftskritischer
Literatur auf und weist sehr schlüssig nach, daß wir mit unserem heutigen Natur- und Technikverständnis auf verschiedene Katastrophen zusteuern. Was wir leider noch immer nicht wissen, ist, wie
Viktor Schauberger mit seinen Ideen uns heute konkret dabei helfen kann, diese Katastrophen zu verhindern. Doch vielleicht gibt Siegbert Lattachers Buch weitere Anstöße dazu, sich eingehend mit
Viktor Schauberger und seinem Gedankenkosmos zu beschäftigen. Vielleicht wird für den „Spinner" die Zeit ja erst reif.

Siegbert Lattacher: Viktor Schauberger. Auf den Spuren des legendären Naturforschers. Ennsthaler-Verlag, Steyr 1999. 352 Seiten.

Freitag, 07. Mai 1999

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