Wiener Zeitung Homepage Amtsblatt Homepage LinkMap Homepage Wahlen-Portal der Wiener Zeitung Sport-Portal der Wiener Zeitung Spiele-Portal der Wiener Zeitung Dossier-Portal der Wiener Zeitung Abo-Portal der Wiener Zeitung Suche Mail senden AGB, Kontakt und Impressum Benutzer-Hilfe
 Politik  Kultur  Wirtschaft  Computer  Wissen  extra  Panorama  Wien  Meinung  English  MyAbo 
 Lexikon   Glossen    Bücher    Musik 

Artikel aus dem EXTRA LexikonDrucken...

Im März beginnt in der Provinz Aichi die Expo 2005 - eine Vorschau

Japan erwartet die Welt

Von Martin Arnold

Wer heuer zwischen dem 25. März und dem 25. September Japan besucht, sollte die Weltausstellung in der japanischen Präfektur Aichi nicht verpassen. Zur Einstimmung geben wir hier schon einige Informationen darüber bekannt, wie man sich dort zurechtfindet und was es in der Metropole Nagoya und deren Umgebung sonst noch zu sehen gibt.

In zwei Jahren möchte sich Philippe Neeser einen Traum erfüllen: Als Sukisha, als Meister der Teezeremonie, will er ein Buch darüber schreiben, was er als Krönung der Gastfreundschaft bezeichnet: "Die vollkommene Aufmerksamkeit und Hingabe an den Gast, wie es sie nur in Japan gibt." Bis dahin gibt er sich mit profaneren Dingen ab: Er wird, gleich neben dem österreichischen Pavillon, die Schweiz als "Deputy Commissioner General" am Swiss Pavillon bei der Weltausstellung in Aichi vertreten. Neeser weiß: "Die meisten Japaner genieren sich, Englisch zu sprechen. Entweder weil sie es nicht können, oder weil sie scheu sind. Aber sie sind hilfsbereit. Das ist die wichtigste Voraussetzung, damit sich die Gäste in Nagoya zurechtfinden."

Rundliche Wolkenkratzer

Wer mit dem Shinkansen von Tokio aus anreist oder direkt vom neuen Central Japan International Airport kommt, kann die Wahrzeichen der Stadt, die zwei rundlichen Wolkenkratzer beim Bahnhof, nicht übersehen. Die "JR Central Towers" ragen wie überdimensionierte graue Kamine in den Himmel. Der Größere der beiden misst immerhin 245 Meter. Die Sicht von hier oben ist traumhaft.

Gegenüber entsteht die neue Zentrale des Toyota-Konzerns, die aus Prestigegründen noch etwas höher ausfallen wird. Sobald die Weltausstellung beginnt, werden drei Expo-Informationszentren in der Nagoya-Station eröffnet. Hostessen werden den Touristen den Weg weisen und ihnen Expo-Führer auf Englisch aushändigen. Allfälligen Besuchern kann man nur raten: Nutzen Sie dieses Angebot. Sich durchzufragen ist schwierig und die Schriftzeichen helfen nur weiter, wenn Sie Japanisch können. Japan ist ein Land der Extreme, ein Land der Gigantomanie und der Bonsai-Kultur. Doch die Menschen sind zurückhaltend. "Besonders jene von Aichi", charakterisiert Tomoko Endo, touristische Mitarbeiterin der Präfekturregierung, ihre Landsleute.

Das Verständnis für die japanische Kultur beginnt beim Essen: es ist ungewohnt, aber schmackhaft und bekömmlich, und bietet eine gute Gelegenheit für ein kleines Abenteuer. In der Sushi-Bar nahe dem Fischmarkt, wo die Verkäufer mit bedrohlich langen Messern hantieren, versteht niemand ein fremdsprachiges Wort. Doch der Chef ahnt, was der Gast will. Schweigsam legt er die mit Rohfisch und einem Seetangblatt umhüllten Reisbällchen auf das Brett zwischen Theke und Gast. Dann klatscht er eingelegte Ingwerscheiben darauf. Der Fisch ist zart und hat eine feine Geschmacksnote. Sojasauce und Wasabi, die grüne Meerrettichpaste, geben dem Reis die nötige Rasse.

Die Gaststätten in Nagoya haben aber auch anderes zu bieten. Ein lokales Gericht in Nagoya heißt Hitsumabushi. Das ist marinierter, gebratener Aal auf Reis - eine besondere Delikatesse.

Wer beim Essen weniger mutig ist, braucht allerdings keine Angst zu haben. Viele Restaurants haben aufwändige Kunststoff-Attrappen von ihren Speisen anfertigen lassen, die sie ins Schaufenster hängen. Man braucht nur auf die kulinarische Schöpfung in Plastik zu deuten und schon wird - nach einem Wortschwall von Freundlichkeiten - das Essen serviert. Der Tee dazu ist gratis. Beim Hinausgehen sollten Sie sich ein Aligatoh abringen. Das heißt: Vielen Dank, ist leicht zu merken und die Japaner nehmen es mit Freude zur Kenntnis. Rund um den Bahnhof gibt es unzählige Restaurants; sei es im obersten Stockwerk der Warenhäuser oder in den unterirdischen Shopping-Katakomben. Hier zwitschern morgens über Lautsprecher sogar die Vögel.

Im Untergrund

Der Tourismus-Prospekt bewirbt das Underground-Shopping als Symbol für Nagoya. Immerhin ist das Nagoya-Souterrain bei den nicht allzu seltenen Taifunen von unschätzbarem Vorteil. In dem Gewirr von Gängen kann man sich zwar leicht verirren, aber es gibt überall Ausgänge und überirdisch findet man leicht den Weg mit den markanten Hochhäusern als Referenzpunkten wieder.

Auch die U-Bahn ist weniger kompliziert als es scheint. Die Linien sind farbig gekennzeichnet und die Stationen auch auf Englisch angeschrieben. Die rosa Linie beispielsweise heißt Higashima Line und führt nach Fujgaoka. Von dort fährt der so genannte Limono auf einer Hochtrasse direkt zum Nordgate der Expo. Die Besucher können aber auch mit dem Shuttle-Bus vom Bahnhof zum Expo-Gelände fahren. Die Fahrzeit beträgt etwa 40 Minuten.

Das Gelände der Weltausstellung liegt 20 Kilometer nordöstlich der 2,5 Millionen-Stadt in bewaldeter Umgebung und ist 174 Hektar groß. Ursprünglich hätte die Expo auf einer größeren Fläche durchgeführt werden sollen. Sie ist in sechs Gemeinschaftsflächen, den so genannten Global Commons, unterteilt. Sie ragen wie Inseln aus der grünen Umgebung. In ihnen präsentieren sich, nach Kontinenten unterteilt, die Länder. Erstmals bietet der Organisator den Gastländern Einheitsmodule von 18 mal 18 Meter an. Damit müssen keine aufwändigen Außengestaltungen mehr finanziert werden. Ein Land darf maximal fünf Module beziehen. Weil Deutschland erstmals mit Frankreich gemeinsam ausstellt, kommen die beiden Länder auf 10 Module. Österreich gibt sich mit zweien zufrieden. Der behindertengerechte Global Loop, ein 2,6 Kilometer langer Höhenweg, verbindet die Gemeinschaftsflächen. Eine Gondelbahn verbindet die Expo mit dem Seto-Areal, wo sich die Pavillons der japanischen Regierung und der Provinzregierung befinden.

Das Expo-Motto heißt: "Nature's Wisdom". Die "Weisheit der Natur" wollten sich die Expo-Macher auch bei den Maskottchen zu Herzen nehmen: Kicaro und Morizo sehen allerdings eher aus wie Pokémons für Grüne.

Was sonst noch zu sehen ist

Niemand wird nur wegen der Expo nach Nagoya reisen. Die ehemalige Kaiserstadt Kioto liegt eine knappe Shinkansen-Stunde entfernt. Zahlreiche buddhistische und shintoistische Tempel zeugen vom einstigen Wohlstand Kiotos. Unweit von Kioto liegen Osaka und Kobe. Ein Memorial in Kobe erinnert an das schwere Erdbeben vor zehn Jahren. In einem Museum können die Besucher die schrecklichen Momente des 17. Jänner 1995 eindrücklich nachempfinden, als 6.400 Menschen ihr Leben verloren.

Auch Nagoya hat neben der Expo einiges zu bieten. Beispielsweise das Toyota-Industriemuseum innerhalb der ehemaligen Fabrikmauern. Der Konzern gehört zu den großen Förderern und Sponsoren der Weltausstellung. Der ehemalige Toyota-Präsident Shoichiro Toyoda ist heute Verwaltungsratspräsident der "Japan Association for the 2005 World Exposition". Sehenswert ist auch das in der Nähe des Expo-Geländes liegende Keramikmuseum.

In diesem Museum können die Besucher während der Weltausstellung auch einer Teezeremonie beiwohnen. Der Grüntee wird würdevoll in einem Gefäß serviert, das der Gast auf einer Karte selber aussuchen darf. Der Inhalt ist schaumiggrün wie Spinatsuppe, und er schmeckt bitter.

Japanische Eigenart

Das Ritual erfreut sich in Japan wachsender Beliebtheit. Auch Tomoko Endo pflegt es. "Es ist Ausdruck unserer japanischen Eigenart." Die Besinnung auf eigene Werte hat in Japan mit dem Identitätsverlust vor allem der urbanen Bevölkerung zu tun. Nicht wenige Manager, aber auch gestresste Schüler suchen in der Zen-Meditation die Kraft, ihr Leben zu meistern. Die Japaner sind in religiösen Dingen tolerant. Viele lassen sich nach einem shintoistischen Ritual taufen, feiern christliche Hochzeiten und werden buddhistisch beerdigt. Nagoya ist berühmt für kitschige Traumhochzeiten: Dabei wird nicht nur das Brautpaar beschenkt. Es hält auch für die Gäste Überraschungen bereit, was nicht selten fast deren Ruin bedeutet.

Vom Keramikmuseum aus ist es nicht weit nach Seto-City, auf dessen Gebiet auch ein Teil der Expo liegt. Die für japanische Verhältnisse kleine Stadt mit nur etwas mehr als 100.000 Einwohnern hat einen alten Kern mit verwinkelten Gassen und kleinen Keramikateliers. Die Stadt pflegt eine uralte Tradition in der Verarbeitung dieses Materials.

Die Organisatoren der Expo

erwarten 15 Millionen Besucher, davon 1,5 Millionen Ausländer, vor allem aus Taiwan, Korea und China. Die Besucherzahlen sind wohl zu vorsichtig angesetzt. 1970 kamen über 60 Millionen Besucher zur Weltausstellung von Osaka. Takebayashi Ichiro, verantwortlich für den Ticketverkauf, empfiehlt den Besuchern, sich fünf Tage Zeit zu nehmen, wenn sie sich alles in Ruhe anschauen wollen. Dann hätten die Besucher auch genügend Zeit, auf Philippe Neeser zu treffen. Für eine Teezeremonie bleibt ihm aber wenig Zeit. Schließlich muss er viele Besucher betreuen. Eine für ihn ungewohnte Rolle: "Normalerweise meide ich solche Massenansammlungen."

Informationen: Japanische Fremdenverkehrszentrale (JNTO), Kaiserstr. 11, D-60311 Frankfurt a. M. http://www.jnto.go.jp, Tel: 0049- 69- 20353

Japanische Botschaft, 1010 Wien, Hessgasse 6, http://www.at.emb-japan.go.jp Tel: 01-53 19 20 Fax: 01-532 05 90

Infos über die Expo unter: http://www.expo2005.or.jp

Hotels: Nagoya: Hotel Castle Palace. http://www.castle.co.jp/plaza/index.html , Tel. 0081 52 582 2121.

In Gamagori-City, 70 Kilometer südöstlich von Nagoya, gibt es heiße Quellen, Strände und Unterkünfte. Eben dies ist auch in Minamichita zu finden. Beide Orte verfügen über gute Verbindungen nach Nagoya.

Freitag, 14. Jänner 2005

Aktuell

Befunde des Erstaunens und Gruselns
Das Schauspiel des Blicks
Wie wir mit den Augen kommunizieren – Kulturgeschichtliche Annäherungen
Die Frauen und der Seelenarz t
Sigmund Freuds Psychoanalyse stieß von Anfang an auf starkes weibliches Interesse

1 2 3

Lexikon



Wiener Zeitung - 1040 Wien · Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Impressum