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Predigen bald Frauen von der Kanzel?

Gerüchte über bevorstehende Priesterinnen-Weihen beunruhigen die katholische Kirche / Von Reinhard Kriechbaum

Wird es demnächst geweihte Priesterinnen geben? Steht der katholischen Kirche eine feministische Sezessionsbewegung ins Haus? Die Lobby drängt mächtig, der Eifer von Einzelnen scheint nicht zu bremsen. Andrerseits schütteln nicht wenige Katholiken, selbst solche aus der liberalen Ecke, den Kopf über die seit einigen Monaten immer wieder diskutierte Weihe katholischer "Priesterinnen", die angeblich bevorsteht. Zwölf Frauen aus Österreich und Bayern - ihre Wortführerin ist die Linzer Hauptschullehrerin Christine Mayr-Lumetzberger - lassen sich jedenfalls seit drei Jahren zu "Priesterinnen" ausbilden, an offiziell unbekanntem Ort. Gerüchte wollen von einem Frauenkloster in Salzburg wissen.

Im Februar machte die Meldung Schlagzeilen, dass die Frauen (Laientheologinnen und angeblich sogar einige Ordensschwestern) tatsächlich einen Bischof gefunden hätten, der zur Weihe bereit wäre. Sogar ein Termin wurde bereits kolportiert: der 29. Juni. Es ist das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, also ein Termin mit Symbolwert. Christine Mayr-Lumetzberger und die bayrische "Kandidatin" Gisela Forster sprachen vor geraumer Zeit sogar von "mehreren christlichen Bischöfen", die ihnen die Weihe spenden würden. Sogar ein römisch-katholischer Bischof habe sich angetragen. In letzter Zeit wurde aber auch kolportiert, dass von den zwölf "Kandidatinnen" einige von ihrem Wunsch Abstand genommen hätten.

Rechtlich ist die Situation völlig klar: Es ist festgeschrieben, dass in der katholischen Kirche ausschließlich Männer geweiht werden können. Eine Weihe von Frauen wäre nach geltendem Kirchenrecht ungültig, ebenso alle liturgischen Handlungen der künftigen "Priesterinnen" - Taufen ebenso wie Messfeiern, Hochzeiten und andere Sakraments-Spendungen. Augenblicklich müsste der Ortsbischof die unrechtmäßig "geweihten" Frauen aus kirchlichen Funktionen - etwa aus Pfarrgemeinderäten - in seiner Diözese abberufen. Würde eine dieser Frauen tatsächlich priesterliche Handlungen ausführen, zöge das automatisch die Exkommunikation nach sich. Der Vatikan erklärte im vergangenen September sogar Ausbildungskurse zur Vorbereitung von Frauen auf das Weiheamt dezidiert für nicht erlaubt.

Wie könnte sich nun ein Bischof, welcher Konfession auch immer, zu einer solchen Weihe hinreißen lassen? Für einen katholischen Diözesanbischof wäre der Schritt undenkbar, und auch die Altkatholische Kirche hat sofort dementiert, dass es ein Bischof aus ihren Reihen sein könnte. Niemand würde es in einer Zeit der vorsichtigen Annäherung der Konfessionen wagen, den ökumenischen Dialog durch eine solche Unbotmäßigkeit zu gefährden. Es gibt allerdings eine ganze Reihe von Bischöfen, die zwar einmal die Weihe rechtmäßig bekommen haben, jetzt aber abseits stehen: Gerade im angelsächsischen Raum blühen "Freikirchen". Es ist ein Graubereich, die Grenzen zu Sekten sind fließend.

Ein Bischof muss jedenfalls grundsätzlich in "apostolischer Sukzession" stehen, das heißt: Die Kette von Weihe zu Weihe muss sich (theoretisch) zurückverfolgen lassen bis auf den Apostel Petrus, den ersten Papst. Da nur Bischöfe die Bischofsweihe erteilen, ist diese "apostolische Sukzession" im Regelfall kein Thema. In kommunistischen Zeiten wurden allerdings in Osteuropa "Geheimbischöfe" geweiht, um staatlichen Eingriffen zu entgehen und das Überleben der Kirchen zu sichern. Diese Geistlichen hatten einen zivilen Beruf, wirkten im Untergrund und hielten kirchliche Sub-Strukturen aufrecht. In China ist das auch jetzt noch üblich. Der Vatikan hat nach der Öffnung Osteuropas bei weitem nicht alle Geheimbischöfe anerkannt. Vielleicht zirkuliert auch deshalb das Gerücht, dass die Frauen-Priesterweihe im Juni in der Slowakei stattfinden könnte.

Auch jene Bischöfe, die sich im Nachhinein den Freikirchen zugewandt haben, sind natürlich in den Augen des Papstes nicht zur Weihe berechtigt. Der 46-jährige Amerikaner Peter Hickman ist wiederholt als jener Bischof genannt worden, der die Weihe vornehmen wolle. Er hat das auch nicht in Abrede gestellt. Hickman lebt in Kalifornien und ist ein solcher Geistlicher, den die katholische Kirche etwas abwertend als "episcopus vagans" (herumziehenden Bischof) bezeichnet. Hickman wird auch von der Altkatholischen Kirche nicht als einer der Ihren anerkannt. Hickman selbst erklärte, vor der Weihe müsse er im Gespräch mit den Frauen deren "theologische Ausbildung und Eignung für das Priesteramt" abklären. Er habe bereits zwei katholische Amerikanerinnen "geweiht". Von den selbsternannten "Kandidatinnen" sei er gebeten worden, die Weihe vorzunehmen.

Es ist freilich blauäugig, den Vatikan vor vollendete Tatsachen zu stellen und dadurch eine Abänderung geltenden Rechts nachträglich herbeiführen zu wollen. Der Vatikan würde kaum auf diese Form von Erpressung reagieren. Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht keinen Sinn darin, wenn Frauen eine nach katholischem Verständnis nicht mögliche "Weihe" erzwingen wollen. Wer sich mit dem katholischen Kirchen- und Amtsverständnis nicht identifizieren könne, müsse die Position der evangelischen Kirche einnehmen, sagte er vor Journalisten.

Sympathie und Verständnis breiter Kirchenkreise für die "Priesterinnen" halten sich in Grenzen. In Zeitgeist-Magazinen veröffentlichte Meinungsumfragen haben angeblich ergeben, dass sich drei Viertel der Katholiken Frauen als Priesterinnen wünschen, aber das dürften doch Befragungen innerhalb ausgewählter Zielgruppen gewesen sein. Eine Umfrage an der Pfarrbasis ergäbe vermutlich ein anderes, ungleich konservativeres Bild. Die aus dem österreichischen "Kirchenvolks-Begehren" hervorgegangene Plattform "Wir sind Kirche" (die auf mehr Demokratie und Gleichstellung der Frauen pocht) hat sich von einer unerlaubten Frauen-Weihe distanziert. Man habe sich zwar immer schon für die Weihe von Frauen ausgesprochen und werde dies auch in Zukunft "in aller Deutlichkeit tun". Allerdings sollten keine Maßnahmen gesetzt werden, die dem geltenden Kirchenrecht widersprechen.

Christus hat nur Männer als Apostel berufen - anderes wäre in der damaligen Gesellschaft im Vorderen Orient auch schwerlich vorstellbar gewesen. Aus diesem Umstand leitet die Kirche das Männerpriestertum ab. In der Bibel explizit festgeschrieben ist es aber nicht. Grundsätzlich versteht die katholische Kirche ihr Selbstverständnis als Verbindung aus dem in der Bibel grundgelegten Glaubensgut und der Tradition. Während also die Amtskirche die Tradition hoch

hält, hielten viele Theologen die Weihe von Frauen durchaus für vertretbar.

Wenn überhaupt, dann ist derzeit die Diskussion um "Diakoninnen" eher realistisch. Das Diakonat (in früheren Zeiten sprach man von den "Niederen Weihen") war zuletzt nur noch Durchgangsstadium für Priesterkandidaten. Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde dieses Amt aufgewertet. Jetzt können auch verheiratete Männer zum "Ständigen Diakon" geweiht werden und "entlasten" in Pfarren oft den Geistlichen. Diakone dürfen zwar keine Sakramente spenden, aber beispielsweise Begräbnisse leiten. Da sie im Messkleid auftreten, dürfte vielen Leuten die "Halbheit" dieses Amtes nicht auffallen. Für einen Großteil der Aufgaben eines Diakons kann ein Bischof auch Laien beauftragen - egal, ob Männer oder Frauen. Insofern liegt die "Hürde" für die Weihe von Diakoninnen deutlich niedriger.

Freitag, 17. Mai 2002

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