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Sterben

Perners Notizen
Von Rotraud A. Perner

Es wundert mich nicht, dass die Alarmrufe in Österreich müssten Kinder sterben, weil sie nicht die lebensrettenden Transplantationen erhielten, die in dem Buch "Weggelegt - Kinder ohne Medizin" artikuliert werden, sofort heftige Proteste anderer Ärzte hervorgerufen haben. Derzeit ist die Toleranzgrenze für Kritik am Gesundheitsbereich erreicht: um in einem Heilerberuf erfolgreich wirken zu können, braucht man alle Energie für die leidenden Menschen - Angriffe lenken vom eigentlichen Ziel ab und schwächen das "Chi" - die Heilkraft. So antwortete mir einst ein chinesischer Arzt auf die Frage, weswegen er nur an drei Halbtagen in der Woche ordiniere, wo doch die wartenden Patientenschar mehr Termine benötigen würde: "Wenn ich mehr arbeiten würde, stürbe mein Chi!"

In dem Musical "Jesus Christ Superstar" gibt es gegen Ende eine Szene, in der die Siechen und Kranken aus allen Himmelsrichtungen auf Jesus zugekrochen kommen und um Heilung flehen und er schließlich verzweifelt aufschreit, sie mögen aufhören - es seien zu viele...

Hoffnung hat Heilkraft

Doktors Dilemma" besteht in Zwiespalt: Hoffnung geben, lassen oder nehmen. Hoffnung auf Heilung ist ein wichtiger Faktor im potenziellen Gesundungsprozess. Sie führt zu leibseelischgeistiger Entspannung und öffnet damit die "blockierten Ventile" für den Energiefluss und damit die Selbstheilungskräfte. Sie stärkt das Immunsystem. Das wurde beispielsweise durch Kontrolle der Blutwerte betender Menschen nachgewiesen - es genügte bereits, innig die Anfangszeile von Psalm 23, "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln" zu denken und der positive Effekt trat ein. Bei Menschen hingegen, die misstrauisch die verschiedenen Therapieschritte anzweifelten, konnte unmittelbar eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustands festgestellt werden.

Das ist in der Medienberichterstattung immer mit zu berücksichtigen: Das "geistige Bild" - die Zukunftsperspektive - bewirkt, ob wir uns aufrichten, frei atmen und unsere Energie freisetzen oder uns "zusammen nehmen", die "Luft anhalten" und dem Gefühl der Hilflosigkeit hingeben. Wenn jemand keine "Aussicht" auf Erlösung hat, "verfällt" er: seelisch in die Depression, geistig in den Negaholismus (die Sucht, alles nur mehr negativ zu sehen) und körperlich entsprechend seiner Krankheit. Trifft dies auf Eltern von obsorgebedürftigen Kindern, kann man sich leicht ausrechnen, welche Wirkung sie auf ihr Kind haben werden. Kinder haben bekanntlich ein feines Sensorium für die Erwartungen ihrer Eltern und bemühen sich, ihnen zu entsprechen. Das bedeutet zumeist, dass sie zurückhalten, wovon sie meinen, dass es die Eltern traurig (oder wütend) machen könnte. Aber auch dadurch stirbt Vertrauen und damit ein wesentlicher Teilbereich von Hoffnung.

Wahrheit ist heilsam

Gelingt es aber, den leibseelischgeistigen Zustand von Hoffnung - das ist etwas anderes als die nur geistige "hoffnungsvolle" Zukunftsperspektive - einzunehmen und zu bewahren, verändert dies die gesamte Befindlichkeit, auch wenn man weiss, dass "keine Hoffnung mehr besteht" (für einen Therapieerfolg). Dann stirbt zwar eine Illusion - und damit eine andere Form von Hoffnung - aber es entsteht eine andere, bessere. Das kann man oft bei Vollbild-AIDS-Erkrankten feststellen. Wir sagen dann meist, er oder sie hat "seinen Frieden gefunden", sprich: die Wahrheit: Das ist mein Tod. Diese "Methodik" hilft auch Schwerstbehinderten. Sterbe"hilfe" wird dann unnötig.

In unserer hochzivilisierten westlichen Kultur fehlt vielfach eine Kultur des Sterbens. Wir haben oder nehmen uns keine Zeit mehr, anderen "bei" zu stehen. Weil wir uns dann auch selbst entspannen müssten - und in diesen Zustand des Vertrauens gelangen würden, der uns so gar nicht geeignet macht für die Erfordernisse einer immer schneller werdenden Arbeits- und Freizeitwelt.

Montag, 06. Oktober 2003

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