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Kögl: Mutterseele

Monolog einer Bäuerin
Von Stefanie Holzer

Auf den belletristischen Bestsellerlisten sind Österreicher (Geiger, Kehlmann) derzeit weit vorne zu finden. Dies scheint ein idealer Moment, das Augenmerk auf eine andere interessante österreichische Autorin zu lenken: Die 1960 geborene Steirerin Gabriele Kögl, deren zweiter Roman, "Mutterseele", im deutschen Wallstein Verlag erschienen ist. Kögl ist das Gegenteil einer Vielschreiberin, sie nimmt sich Zeit für ihre Romane: Ihr Debütroman, "Das Mensch", ist bereits 1994, ebenfalls bei Wallstein erschienen.

"Mutterseele" ist der Monolog einer alten Bäuerin. Ihre nach Amerika ausgewanderte Nichte ist gerade auf Besuch im Heimatdorf. Das ist der Moment, in dem die Erzählung einsetzt. Zuerst schildert sie den Kummer der Schwester, weil die Tochter viel zu weit weg lebt. Dann klagt sie darüber, was aus der eigenen Tochter, die den Tierarzt hätte heiraten können, in Wien geworden ist: Eine Schauspielerin, für die sie sich schämen muss. Am meisten kränkt sie jedoch, dass ihr ältester Sohn freiwillig aus dem Leben geschieden ist.

Gabriele Kögls Erzählerin ist eine einfache Frau, deren pointierte Art zu reden und deren Unverblümtheit sich immer wieder ins Skurril-Komische steigert: "Wie oft habe ich ihm gesagt, dass er aufhören soll, aber er hat nur gemeint, bevor ich aufhöre, bringe ich mich um. Und dann haben sie ihn erwischt, als er die Schlaftabletten genommen hat, und dann haben sie ihn ins Krankenhaus gebracht, damit er sich nicht hat umbringen können, und wir sind gesessen bei ihm und er hat geschrieen vor Schmerzen mit seinem Lungenkrebs, aber die Ärzte haben ihm nicht so viele Medikamente gegeben, wie er gebraucht hätte, wegen der ärztlichen Vorschrift, und ich habe ihm gesagt: Hättest du nicht soviel geraucht, ich habe es dir immer gesagt. . ."

Redend assoziiert sie dahin, von den Verwandten über die Nachbarn kommt sie immer wieder zur Schilderung ihres eigenen Lebens: Hoffnung, Arbeit, Liebe, Enttäuschung, Tod und wieder Arbeit – aus diesen Bausteinen entwickelt sich die mitunter kuriose und dann wieder ergreifende Figur einer Frau, die im 20. Jahrhundert in der österreichischen Provinz gelebt und nun, im hohen Alter, weder viel zu erwarten noch zu befürchten hat. "Mutterseele" ist in gewisser Weise eine Chronik, die sich allerdings nicht auf Faktisches beschränkt, sondern die – und das ist die Leistung dieses Romans – Atmosphäre und Lebensgefühl einer vergangenen Zeit festhält.

Gabriele Kögl: Mutterseele. Roman. Wallstein Verlag, Göttingen 2005, 155 Seiten.

Samstag, 04. Februar 2006

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