Niederländische Archäologen haben im Innenhof des Serapis-Tempels der am Roten Meer gelegenen altrömischen Hafenstadt Berenike ein Tongefäß mit über 7,5 kg schwarzem
indischem Pfeffer entdeckt. Bisher war kaum Pfeffer aus römischer Zeit gefunden worden, lediglich 50 Pfefferkörner entdeckte man in römischen Siedlungen in Deutschland.
Von Berenike aus konnten römische Schiffe bei Monsunwinden die indische Küste erreichen. Sie führten von dort seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. immer größere Mengen Pfeffer ein. Das könnte den
großen Pfefferfund erklären. Das Gewürz war möglicherweise als Opfergabe bestimmt, denn die Archäologen fanden in den Tempeln von Berenike auch verkohlte Reste von Pfefferkörnern.
Der Wert der gefundenen Menge entsprach dem Preis einer Menge Weizen, von der sich ein durchschnittlicher Römer zwei Jahre lang ernähren konnte. Pfeffer war im alten Rom sehr begehrt. Das geht aus
Unterlagen über Pfefferlager und aus Steuerakten hervor. Die Seltenheit von Pfefferfunden deutet wohl darauf, dass die Römer mit dem teuren Gewürz sorgsam umgingen. Andererseits sind jedoch im
trockenen Klima um Berenike auch viele andere Speisereste 2.000 Jahre erhalten geblieben, die unter weniger günstigen Verhältnissen keine Spur hinterlassen hätten.
Die fündigen Archäologen sind Mitarbeiter der Universitäten Leiden und Delaware (USA); sie führen ihre Ausgrabungen im Rahmen eines von der niederländischen Forschungsorganisation NWO, Bereich
Geisteswissenschaften, finanzierten Projekts durch.
Mit ihren Funden ergänzen sie gewissermaßen Plinius' Geschichte des römischen Handels um ein neues Kapitel. Plinius' Liste der damals gängigen Handelswaren kann um viele Produkte erweitert werden.
Bei den Ausgrabungen in Berenike wurden Reste von mindestens 65 Kulturpflanzen entdeckt, unter anderem Reis, Kokosnüsse, Mungobohnen, Amla, Tamarinde und Abrus. Allein schon diese Funde geben ein
weitaus vollständigeres Bild des antiken Handels als bisher bekannte Quellen. Neben Waren aus Indien wurden damals am Roten Meer auch Lebensmittel aus Nordostafrika und Arabien umgeschlagen.
Nähere Informationen:
Dr. René Cappers (Universität Groningen, E-Mail: cappers@let.rug.nl)
Freitag, 12. November 1999