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Datum:   20.02.1999
Ressort:   Blickpunkt
Autor:   Peter De Thier
Seite:   03

Vom angekündigten Kampf der Giganten

Amerika wartet darauf, daß First Lady Hillary Clinton und Bürgermeister Rudolph Giuliani als Rivalen um den Senatssitz in New York antreten

WASHINGTON, 19. Februar. Für die sogenannten "political pundits", die notorischen Besserwisser, die von morgens bis abends im Fernsehen ihre politischen Kommentare abgeben, ist es ein fait accompli: Hillary Clinton wird für den Senat kandidieren.

Chris Matthews, der früher für Jimmy Carter Reden schrieb, seit der Lewinsky-Affäre aber für den anderen Demokratischen Präsidenten Bill Clinton kaum Sympathien zeigt, nimmt kein Blatt vor den Mund: "Die ,spin doctors im Weißen Haus ziehen uns wieder die Wolle über die Augen. Je mehr die Medien sich in Spekulationen ergehen, desto besser ist es für die First Lady." Matthews Theorie, der sich viele Beobachter in Washington allerdings anschließen: Schon seit Monaten inszenieren die Clintonschen Public-relations-Genies hinter den Kulissen ein hochspannendes Drama.

Natürlich habe Hillary vom ersten Tag an gewußt, wie es in Wirklichkeit um die Affäre ihres Ehemanns mit Monica Lewinsky bestellt war. Doch als er schließlich im Sommer letzten Jahres seine Beichte ablegte, war sie als arglose Gattin das unschuldige Opfer, das Mitleid und Anerkennung verdiente. Seit jenem 17. August, als der Präsident zugab, das Land, seine Mitarbeiter aber vor allem die eigene Frau ein halbes Jahr lang irregeführt und belogen zu haben, hat die First Lady Hillary die Sympathien der Öffentlichkeit.

Nach allen Umfragen ist sie im Ansehen der Amerikaner kontinuierlich gestiegen, sie ist heute die populärste First Lady in der Geschichte. Einige glauben, sie sei mittlerweile ohne Konkurrenz und werde im Big Apple einen Erdrutschsieg feiern.

Siegessichere Anhänger

Den dramatischen Schlußpunkt unter den bisher dramaturgisch perfekten ersten Akt wird sie dann wohl am 3. März höchstpersönlich setzen. Bei einem Mittagessen soll Hillary in New York vor einer jubelnden Frauenversamlung bekanntgeben, was sie schon längst weiß, daß sie sich nämlich um den freiwerdenden Sitz des langjährigen Senators Daniel Patrick Moynihan bewerben will.

Nach Chris Matthews Theorie enthält der White-House-Plan zudem ein gezieltes Ablenkungsmanöver. Denn Bill Clinton wird nicht mehr gefragt, wie er denn mit einem Kongreß zusammenarbeiten will, nachdem mehr als die Hälfte der 535 Mitglieder ihn abgewählt haben. Er lächelt nun und redet ehrfürchtig über die hohen politischen Ambitionen seiner Gattin.

Es ist nicht auszuschließen, daß mit Hillary Clintons Kandidatur erstmals eine Senatswahl die Präsidentenwahl 2000 in den Schatten stellt. So siegessicher sich Hillarys Anhänger schon geben, es gibt da noch einen gewissen Rudolph Giuliani, den amtierenden New Yorker Bürgermeister. Der Republikaner hat mit der First Lady einiges gemeinsam. Er will zunächst ins Oberhaus gewählt werden und dann später ins Weiße Haus. Auch er ist ein verbissener Kämpfer, eine charismatische Persönlichkeit und kann in seinem Heimatstaat auf gewisse Vorschußlorbeeren zählen.

Berühmt und beliebt wurde Rudolph Giuliani als New Yorker Staatsanwalt, der ohne Rücksicht auf zahlreiche Morddrohungen gegen das organisierte Verbrechen kämpfte und etliche Mafiabosse hinter Gitter brachte. 1994 sah er seine Chance, kandidierte und schlug überraschend den schwarzen Bürgermeister David Dinkins. Nun glaubt der Politiker, dessen Erfolge bei der Kriminalitätsbekämpfung das Aushängeschild seiner Administration sind, daß er in seiner politischen Karriere noch wesentlich weiter kommen könne. Im Jahre 2004, so lassen seine Wahlmanager durchblicken, wäre die Präsidentschaft eine reizvolle Herausforderung.

Diese Hinweise fanden in den amerikanischen Medien ein starkes Echo. Denn nach dem Freispruch Bill Clintons im Amtsenthebungsverfahren fehlten auf den Titelblättern und in den Hauptnachrichten die großen Geschichten um Macht, Sex und Lügen. Selbst renommierte Moderatoren waren plötzlich in Themen- und Gästenot. Nun ist in den Schlagzeilen vom "Kampf der Giganten" die Rede. Ein Blatt vergleicht das mögliche Duell zwischen Hillary Clinton und Rudy Giuliani im Jahr 2000 mit einem Boxkampf der Schwergewichte. Giuliani sei eben die verbissen kämpfende Bulldogge, der seinem Gegner auch schon Mal das Ohr abbeißen würde. Hillary stünde eben souverän über den Dingen und würde einen taktisch klugen Kampf führen, den aggressiven Gegner erst einmal kommen lassen. Dabei haben bislang weder Bürgermeister Giuliani noch die First Lady offiziell ihre Kandidatur für das Senatorenamt im Staate New York erklärt.

Doch angenommen, Hillary Clinton hätte sich vielleicht noch nicht entschieden, könnte es nun zu spät sein. Denn der große Kampf wird schon längst angekündigt, er hat eine Eigendynamik entwickelt, der wohl nicht einmal Hillary Clinton widerstehen kann.

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30. Januar 2005
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