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Datum:   20.02.1999
Ressort:   Wirtschaft
Autor:   Christoph Keese
Seite:   33

Teures Experiment

Mit dem Kompromiß im Tarifstreit der Metallindustrie hat Deutschland einen Großversuch zur Nachfrageorientierung der Volkswirtschaftspolitik begonnen. Schneller als selbst Oskar Lafontaine erhofft haben wird, steigen die Löhne. Noch Anfang dieser Woche hieß es, Württemberg sei kein Pilotgebiet, und schon jetzt kündigt die IG Metall Urabstimmungen und Streiks an, wenn der Kompromiß nicht "auf Punkt und Komma" überall übernommen wird. Keine andere Gewerkschaft wird der IG Metall nachstehen wollen, schon gar nicht die ÖTV. Lafontaines Vision wird also wahr: Mehr Geld für alle Arbeitnehmer, weniger Gewinne für die Unternehmen.

Es ist dem Land zu wünschen, daß sich Lafontaines Nachfragepolitik als nicht ganz so falsch herausstellt, wie es die Mehrheit der Wirtschaftsforscher annimmt. Vielleicht fließt die kräftige Lohnerhöhung ja tatsächlich in den Konsum, läßt neue Arbeitsplätze entstehen und gibt den entscheidenden Impuls für einen Aufschwung. Alle, die das für unwahrscheinlich halten, würden sich gewiß gerne eines Besseren belehren lassen, wenn denn nur etwas Erfreuliches geschieht.

Doch leider wird es so nicht kommen. Zu viele Faktoren arbeiten gegen eine zügige Umwandlung von Lohnerhöhungen in Konsum. Da ist zunächst die Steuer: Die hohen Grenzsteuersätze fressen einen großen Teil des Geldes sofort weg, da Lohnerhöhungen per se mit der jeweils höchsten Progression belastet sind. Was dann übrig bleibt, dürfte zu einem erheblichen Teil gespart werden. Die verbreitete Zukunftsangst der privaten Haushalte, vor allem die Furcht vor Jobverlust, dämpft den Konsumtrieb.

Von 100 Mark Brutto-Lohnerhöhung fließen nach Steuer und Sparen vielleicht 15 bis 25 Mark in den Konsum. Rund drei Viertel des Effekts verpuffen also. Die geringen Mehrumsätze durch höheren Konsum reichen aber keinesfalls aus, die zusätzlichen Lohnkosten der Unternehmen auszugleichen. In den Erfolgsrechnungen der Firmen bleibt ein negativer Saldo der Aktion. Er erhöht den Rationalisierungsdruck und motiviert zu weiterer Automatisierung. Dadurch werden unweigerlich Arbeitsplätze verlorengehen.

Lohnerhöhungen über dem Produktivitätszuwachs sind Gift für eine Volkswirtschaft, besonders bei hohen Steuern. Lafontaine will das nicht einsehen. In zwei Jahren dürfte die Rechnung für diese Erkenntnisverweigerung vorliegen. Sie wird hoch und schmerzhaft sein.

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19. Januar 2005
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