Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenArtikel vorlesen lassenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren

Afghanistan fordert Anti-Terror-Einsatz der Nato

von Sabine Muscat (Berlin)

Der afghanische Außenminister hält es für die Aufgabe der Nato, sich aktiv am Anti-Terror-Kampf im Süden des Landes zu beteiligen. Die Schutztruppe mit deutscher Beteiligung braucht ein robusteres Mandat.

Afghanistans Außenminister Rangin Dadfar Spanta
 Afghanistans Außenminister Rangin Dadfar Spanta

"Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass das Nato-Mandat allgemein ein robustes Mandat ist", sagte Rangin Dadfar Spanta der Financial Times Deutschland in einem telefonischen Interview. "Die Aufgabe der Nato ist es, den Terrorismus in Afghanistan zu vernichten."

Die Nato selbst würde den Auftrag der Internationalen Schutztruppe (Isaf), an der auch die Bundeswehr mit rund 2900 Soldaten beteiligt ist, bisher nicht offen so formulieren. Einen Kampfauftrag haben nach der offiziellen Aufteilung nur die Truppen, die unter Führung der USA Jagd auf Terroristen machen. Die Isaf ist für die militärische Absicherung des zivilen Wiederaufbaus zuständig.

ZUM THEMA

An diesem Unterschied hatte sich in Deutschland die Debatte darüber entzündet, ob der geplante Einsatz von Aufklärungstornados der Bundeswehr im umkämpften Süden von Afghanistan durch das bestehende Bundestagsmandat zum Isaf-Einsatz gedeckt ist.

Während Parlamentarier vor der Aufweichung der Mandatsgrenzen warnen, hält Dadfar die Abgrenzung für künstlich. Faktisch seien die Einsätze kaum zu trennen, sagte er. Das Konzept der Wiederaufbauteams, die nur zur Selbstverteidigung zur Waffe greifen, könne in relativ sicheren Regionen im Norden oder in Kabul funktionieren. In den fünf terrorgeplagten Provinzen im Süden und Osten reiche dies nicht: "Es werden nicht nur ausländische Truppen angegriffen, sondern auch Schulen und Wiederaufbauprojekte. Die muss man verteidigen."

Der Außenminister geht noch weiter: "Die Voraussetzung für den Wiederaufbau ist es, terroristische Attacken von jenseits der afghanischen Grenzen zu stoppen." Afghanistan wirft Pakistan vor, nicht genug gegen Terroristen auf seinem Gebiet zu unternehmen.

Dadfar warnte auch davor, die Gefahr, die von der Terrororganisation al-Kaida ausgehe, herunterzuspielen. "Wir wissen, dass es sich bei den terroristischen Aktivitäten in dieser Region um ein internationales Netzwerk handelt. Al-Kaida ist nicht nur ein Name, sondern eine gefährliche Organisation." In der Grenzregion würden neben afghanischen und pakistanischen Taliban auch Terroristen aus dem Mittleren Osten, Nordafrika und Usbekistan festgenommen.

Strittig ist jedoch das richtige Vorgehen gegen den Terrorismus wie gegen den Drogenanbau in den Südprovinzen. "Kampfunterstützung" für die US-Truppen ist deutschen Politikern auch deshalb suspekt, weil sie die US-Strategie im Süden für falsch halten. Dazu kommt die Sorge, dass die Bundeswehr in die US-Drogenstrategie hineingezogen werden könnte. Nach Berichten planen US-Behörden, die Besprühung von Mohnfeldern mit Pestiziden wieder auszuweiten. Der Mohnanbau ist für viele Bauern die Haupteinkommensquelle.

Die US-Strategie ist auch der Kabuler Regierung suspekt: Solange die Bauern keine anderen Erwerbsquelle haben, könne "die Vernichtung von Feldern alleine nicht zum Erfolg führen", sagte Dadfar. Er forderte eine bessere Vernetzung des Anti-Terror-Kampfes mit Entwicklungs- und Ausbildungsprojekten. "Terrorismusbekämpfung geschieht nicht mit Soldaten und Waffen alleine." Er lobte die Schaffung einer "Policy Action Group" aus Afghanen und internationalen Vertretern, die ein Konzept für den Süden entwerfen soll. Ergebnisse bisheriger Treffen nannte er nicht.

Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenArtikel vorlesen lassenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren
 

Aus der FTD vom 24.01.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP

 

 FTD-Services 

 Nachrichten 

Davos 2007

Merkel bekräftigt Nahost-Engagement

Sie wolle als EU-Ratspräsidentin den Friedensprozess "begleiten und forcieren". mehr

Türkei beschäftigt Gerichtshof für Menschenrechte

Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat im vergangenen Jahr 1560 Urteile gefällt. mehr

Deutschland spendiert Libanon 100 Millionen

Auch Deutschland kündigte Unterstützung in dreistelliger Millionenhöhe an. mehr

Davos 2007

Phelps fordert neue US-Finanzpolitik

Eine radikale Umkehr in der US-amerikanischen Finanzpolitik fordert der renommierte Ökonom und Nobelpreisträger 2006, Edmund Phelps. mehr

Davos 2007

» Lord Browne lässt sich entschuldigen «

John Brown - oder auch Lord Browne of Madingley - noch Chef des Ölkonzerns BP, sollte eigentlich einer der Stars aus der internationalen Unternehmenswelt in Davos sein. mehr

Davos 2007

Weltwirtschaftskrise wird vertagt

Internationale Wirtschaftsexperten rechnen in nächster Zeit nicht mit drastischen Abstürzen der Weltwirtschaft. mehr

Wissenstest

Sind Sie bereit für den Gipfel?

Testen Sie Ihr Wissen über die Gründer, die Geschichte und die Gegner des Weltwirtschaftsforums. mehr

"Nicht im nationalen Interesse"

Die Demokraten haben nach dem Gewinn der Mehrheit in US-Senat und -Kongress erstmals die Muskeln spielen lassen. mehr

Al-Kaida warnt vor riesigem Anschlag

Die Drohung von Al-Kaida-Vize Ajman al-Sawahiri war offenbar eine direkte Antwort auf George W. Bushs Rede zur Lage der Nation. mehr

Auch Olmert verlangt Katzavs Rücktritt

Der israelische Präsident will aber nicht weichen, solange nicht offiziell Anklage gegen ihn erhoben wird, und gibt sich wütend. mehr

Bushs U-Turn macht Hoffnung

Die Kehrtwende in der US-Klimapolitik sorgt für Aufsehen in Davos. mehr

Irak will Nachbarn besänftigen

Der Irak plant eine Konferenz, um die Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten zu verbessern. mehr

Mehr News aus International

International als
 


Sponsoren-Links

Altersvorsorge
Alles, was Sie zum Thema Vorsorge wissen sollten - auf einen Blick. Jetzt Ihre Rentenlücke online berechnen. http://www.AWD-finanzen.de

Vorsorge - Vergleich mit Compencio
Unabhängiger Vergleich aller Anbieter für die private und betriebliche Rentenvorsorge. Jetzt unverbindlich und kostenlos anfordern und dieses Jahr noch vorsorgen. http://www.compencio.de

 

(€) Hessen

(€) Nordrhein-Westfalen

(€) Hannover