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Aktuelle MeinungPrint this...

Elsner an den Galgen

Das amerikanische Rechtssystem ist extrem konsequent: In spektakulären Prozessen werden die potentiellen Geschworenen oft ein halbes Jahr ausgesiebt, bis endlich welche gefunden sind, die zumindest den Anschein erwecken, sich noch keine Meinung über den Angeklagten gebildet zu haben. Gäbe es dieses System auch in Österreich, könnte wohl nie ein Prozess gegen Helmut Elsner beginnen.

Schon seine unsympathische Präpotenz ist dem Mann oft vorgeworfen worden. Und auch wenn er die zweifellos hat, so ist sie dennoch nicht strafbar. Noch schwerer wird der rachelüsternen Nation und dem Gericht zu vermitteln sein, dass auch schlechte Geschäfte und gescheiterte Spekulationen an sich noch kein Delikt sind. Ein solches ist nicht einmal die widerliche Selbstbedienungsmentalität, mit der sich so manche Herren in den Vorstandsetagen mit diversen Privilegien bedienen, solange sie sich dabei formalrechtlich absichern (Im Kampf gegen dieses provokative Benehmen müsste der Gesetzgeber vielmehr die Rechte der Aktionäre, der Eigentümer gegenüber den Vorständen stärken – aber im Gewerkschaftsdenken gibt es ja sowieso keinen Platz für böse Kapitalisten). Und auch der Jubel vom Boulevard, weil es wieder einmal einem "Großkopferten" an die Wäsche geht, beklemmende Straßen-Umfragen zur Schuldfrage oder der "Nadelstreif" als publizistischer Generalvorwurf dürften nicht automatisch zu einer Verurteilung führen.

Aber wenn in dieser "Kreuzige ihn"-Stimmung selbst Staatsanwalt und Justizministerin öffentlich auftreten, statt sich diskret zu verschweigen, muss den am Rechtsstaat hängenden Menschen bange werden. Und zwar viel mehr als dann, wenn einmal in einem Bericht der läppische Routine-Satz "Es gilt die Unschuldsvermutung" fehlt.

Gewiss: Viele der bekannten Indizien sprechen gegen Elsner. Aber ebenso gewiss besteht die Gefahr, dass sich nun allzu viele an ihm als dem bösen Einzeltäter abputzen wollen. Etwa schon deshalb um die Erkenntnis zu verdrängen, dass die Verbände- und Funktionärswirtschaft einer sauber konstruierten Marktwirtschaft nicht nur an Effizienz, sondern auch moralisch unterlegen ist.

Gibt es noch Richter, die uneitel genug sind, um in diesem Interessenwirrwarr klaren Kopf zu bewahren?

Freitag, 23. Februar 2007


Kommentare zum Artikel:

26.02.2007 stimme ihnen (erstmals) zu
ich lese ihre kolumne jeden tag, und in der regel bin ich einer völlig anderen meinung als sie, häufig stellt es mit bei ihrer meinung die haare auf; eigenartig, dass ich ausgerechnet beim elsner - der ja tatsächlich nicht gerade einen sympathischen eindruck erweckt - mit ihnen d´accord gehe, denn es ist schon bedenklich und zeigt auf welch wakeligen beinen die mediendemokratie steht, wenn einem delinquenten kein faires verfahren mehr gewährleistet werden kann, weil ihn der boulevard schon vor dem verfahren wie die sprichwörtliche sau durchs dorf jagt.
princeps legibus solutus
25.02.2007 Nicht wirklich
Natürlich kann man eine Überschrift auch missverstehen. So wie es offenbar dem "Vorredner" gelungen ist.

Das eigentliche Problem wurde im Artikel jedoch sehr gut herausgearbeitet. Nein, Herr Elsner mag getan haben was immer. In Österreich wird er mit Sicherheit keinen fairen Prozess erhalten.

Schon gar nicht bei dieser mediengeilen Justiz, die wirklich alles unternimmt, um jede kleinste Unbefangenheit auszuschließen. Vielleicht leichter verständlich, wenn man die umfassende gewerkschaftliche Bindung der meisten Richter und Staatsanwälte kennt.
Manfred Schreiber
24.02.2007 Abo Service!
Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Die Zustellung des ABO´s wird immer lückenhafter. Nachfolgend das Mail welches ich an die ABO Stelle geschickt habe.So gerne ich Ihre Zeitung lese, aber wenn sie so selten kommt ist mir das nicht möglich!
Am 21.02. kam sie nicht, und am Samstag den 24.02.07 auch nicht und wenn ich am samstag meine Zeitung nicht habe, werde ich leicht nervös, weil mir das nichts hilft wenn sie vielleicht am montag zugestellt wird, weil ich nicht vor Freitag nach hause komme.
Vielen Dank für dieses super Service!!!!!!!!!!!!
j.Lang
Lang Josef
24.02.2007 Elsner und der Galgen
Vorweg, sehr geehrter Herr Unterberger, möchte ich sagen, bringt es Rechtssystem etwas, wenn irgendwer als Geschworener eingesetzt wird, der den Anschein der Unwissenheit oder Unbefangenheit vortäuscht. Nein! Es ist nur das lächerliche Schauspiel der Eitelkeiten im amerikanischen Rechtssystem.

Zu Elsner: Leider gibt es in Österreich keine Todesstrafe dieser Art. Ich würde nämlich den korrupten Vogel sofort aufknüpfen, und zwar ohne Prozess! Das klingt hart, ist aber immerhin eine sehr kostengünstige Lösung!
Franz Kuril
23.02.2007 Ihr"Gieren"nach Kindern ist SV-systembedingt, aber kein zivilisatorischer Sachzwang!
Kinder sind schon lang nicht mehr die Zukunftsinvestition, wie sie es in vorindustriellen, vorglobalisierten oder steinzeitkommunistischen Zeiten waren. Bei der Frage, welche Pensionszahlungen leistbar ist, zählen nicht mehr einfach die zupackenden Hände, sondern die Externalisierungen des Menschen.
Ich bin auf jeden Fall dafür, dass man den Bürgern die Wahl lässt, ob sie sich fortpflanzen wollen, oder ob Ihnen die Bedingungen vielleicht nicht optimal genug sind (und sei es auch nur weil kein Partner gefunden wird) oder ob sie vielleicht überhaupt aus dissidenter Weltanschauung heraus keine Kinder in diese Welt setzen wollen - alles andere beliefe sich ja auf eine Menschenzucht. Wenn Sie die Fortpflanzung von Menschen quasi bis auf den letzten Heller staatlich subventionieren wollen, sind künstliche Gebärfabriken auch nicht mehr weit.
Ihr System ist ja überdies als Strafe für diejenigen gedacht, die vom SV-System nichts halten, obwohl sie mit Zwangsbeiträgen die gegenwärtigen Pensionisten erhalten. In dem Augenblick, wo sie mit vorgehaltener Waffe oder Steuerpönalen jeden zur Reproduktion zwingen, müssen Sie aber das Strafsystem beständig nach Bedarf austarieren, weil ja in Ö nicht 80 Mio Menschen leben können (nebenbei). Zugleich müssten Sie die Globalisierungunddie Automatisierung abschaffen, weil sonst nicht genug Arbeit für alle da ist und auch nicht bis zur Verblödung konsumiert werden kann. Außerdem: wenn dann alle schön folgsam die Aktion Lebensborn vollziehen, wird man erst sehen, dass das in-die-Welt setzen von Kindern nicht automatisch das Geld für die Beihilfen und SV-Anrechnungszeiten generiert - dann würden sich nämlich wieder alle alles - wechselseitig - selbst bezahlen müssen, und es wäre unfinanzierbar!
Otto Wagner an Herbert
25.02.2007 Kritik an obigen Artikel
25.2.2007

Sehr geehrter Herr Dr. Unterberger! Sehr oft habe ich in meiner konservativen und sehr antiquierten Lebens-Einstellung Ihren Tadel bezüglich des Sprachgebrauchs und anderer Auswüchse der Boulevard-Zeitungen begrüßt. Nun aber bedauere ich, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich die Wortwahl der Überschrift „Elsner an den Galgen“ grundsätzlich für unwürdig empfinde, obwohl ich erstens kein Freund des Hrn. Elsner bin und zweitens mit dem Inhalt Ihres Beitrages voll einverstanden bin, weil er eindeutig Ihre Meinung relativiert. Aber damit dieser Beitrag voll zu Geltung kommt, hätte er meiner Meinung nach eine andere und zwar intellektuellere Überschrift verdient.

Ich hoffe, dass Sie die Bestürzung von jemand verstehen, der in einer Zeit aufgewachsen ist, wo Galgen noch tatsächlich in Verwendung waren und der bedauert, dass man sich heute leider geistig fast nirgends mehr festhalten kann. Ich möchte abschließend nochmals betonen, dass ich ausschließlich die Wortwahl der Überschrift kritisiere.

Mit noch immer freundlichen Grüßen

Fritz Adolf Seledec
Stögermühle
8990 Bad Aussee
Fritz Adolf Seledec
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