Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren
Leitartikel

Iranisches Atomprogramm - Den Preis erhöhen

Die Meldung ist nicht außerordentlich überraschend. Aber sie ist außerordentlich wichtig: Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat in ihrem neuen Bericht bestätigt, dass der Iran die Anreicherung von Uran fortsetzt und sogar ausweitet.

Dass der Iran also die völkerrechtlich bindenden Beschlüsse des Uno-Sicherheitsrats weiter missachtet. Weil die IAEA-Inspektoren bei ihrer Arbeit behindert wurden, wird der Verdacht noch größer als bisher, dass Teheran an der Atombombe bastelt.

ZUM THEMA

Der Lagebericht der IAEA ist so wichtig, weil er eine Basis allgemein akzeptierter Fakten schafft, die notwendig ist, bevor die Staatengemeinschaft gemeinsam die Gangart gegenüber dem Iran verschärfen kann. Sie sollte jetzt nicht zögern zu handeln.

Nicht nur, weil es sich der Uno-Sicherheitsrat nicht bieten lassen kann, ignoriert zu werden. Sondern auch, weil es unverantwortlich ist, einen Fanatiker wie den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der unverhohlen die Beseitigung Israels anstrebt, nur als überdrehten, letztlich machtlosen Eiferer und Prahlhans abzutun.

Der Uno-Sicherheitsrat hatte im März gefordert, der Iran müsse binnen zwei Monaten die Urananreicherung aussetzen, dann könne wieder verhandelt werden. Das war ein faires Angebot - der Iran hat es ausgeschlagen. Also muss der Sicherheitsrat jetzt klarmachen, dass er es ernst meint: Die Welt will keinen nuklear bewaffneten Iran, und die politische Führung des Landes muss zumindest einen hohen Preis zahlen, wenn sie den Weg dorthin trotzdem geht.

Die multilateralen Finanzsanktionen, die bisher erlassen wurden, sind eher schwach. Die parallele Sanktionskampagne der USA hat aber Wirkung gezeigt. Kapital flieht aus dem Land, Investoren ziehen sich zurück. Die Teheraner Führungsriege, die ihrem Volk Wohlstand versprochen hatte, gerät innenpolitisch unter Rechtfertigungsdruck. Wenn sich die Uno oder zumindest Europa jetzt zu deutlich härteren Wirtschaftssanktionen gegen den Iran durchringt, dann kann dieser Prozess beschleunigt werden.

Das Atomprogramm kostet den Iran viel Geld - weiter verarmen will die Bevölkerung aber nicht. Und die Regierenden sind, anders als etwa in Nordkorea, zumindest in Ansätzen von der Stimmung im Land abhängig.

Härtere Sanktionen wären für internationale und speziell auch deutsche Unternehmen mit Einbußen verbunden. Diese Wirtschaftsinteressen sind aber nicht so existenziell, dass sie eine Begründung für weitere Untätigkeit sein könnten. Wer sich fatalistisch damit tröstet, dass im Atomstreit mit dem Iran ohnehin nichts mehr hilft und das Beste deshalb Nichtstun ist, der bringt die eigenen Interessen in noch viel größere Gefahr. Auch die wirtschaftlichen.

Google Tausendreporter Furl YiGG Mister Wong del.icio.us Webnews

Bookmarken bei ...

Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren
 

Aus der FTD vom 24.05.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

 FTD-Services 

 Nachrichten 

Kommentar

Der Kratzer im Rekord-Lack

Die Einschläge der Subprime-Krise bei der Dresdner Bank sind noch nicht bedrohlich für die Allianz. mehr

Worte der Woche

» Was der süße René alles kann «

Prominent und verliebt: Das muss verbal schiefgehen. Hier die schönsten Wortmeldungen der vergangenen Tage. mehr

Pressestimmen

Siemens muss noch lange mit "tiefen Kratzern am Image" leben

Der Siemens-Führung bleibe nichts anderes übrig, "als so weiß zu waschen wie es weißer nicht geht", meinen die Kommentatoren. mehr

Leitartikel

Georgien - Der hässliche Tiger

Das Land will nach Westen, und zwar so schnell es irgend geht. mehr

Leitartikel

BHP/Rio Tinto - Weltherrscher mit Kohle

Der Riese, der in der Bergbaubranche entstehen soll, ist wie Microsoft. mehr

Kommentar

Löscher macht ernst bei Siemens

Der milliardenschwere Rückkauf eigener Aktien ist ein Signal, dass der neue Siemens-Chef Löscher endlich Ernst machen will: Er richtet den Industriemoloch stärker auf Aktionärsinteressen aus. mehr

Leitartikel

Deutsche Konjunktur - Thema verfehlt

Die Debatte um das ALG I verschleiert die wirklichen Probleme Deutschlands. mehr

Leitartikel

Zeitenwende an den Finanzmärkten

Helme festschnallen! An den internationalen Finanzmärkten brechen extreme Zeiten an. mehr

Kommentar

Die 100-Dollar-Frage

Unter den hohen Ölpreisen leiden Verbraucher und Unternehmen. Doch ob das die Konjunktur belastet, ist mehr als zweifelhaft. mehr

Kommentar

"Big Three" auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit

GM liefert mit der Rekordabschreibung von 39 Mrd. $ einen neuen Schreckens-Höhepunkt in der US-Autoindustrie. mehr

Pressestimmen

Stromkonzerne verspielen "letzten Rest Vertrauen"

Den geplanten 'Energiepakt für Deutschland' von Wirtschaft und Politik sehen die deutschen Tageszeitungen sehr skeptisch. mehr

Kommentar

Schrecklich nette Texte

Der britische Investor David Montgomery spekuliert auf ein neues Geschäftsmodell für Zeitungen. mehr

Mehr News aus Kommentare

Kommentare als