Afghanistan

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د افغانستان اسلامي دولت
Da Afghanistan Islami Dawlat
(Paschtu)
جمهوری اسلامی افغانستان
Dschomhuri-ye Eslâmi-ye Afghânestân
(Dari)
Islamische Republik Afghanistan
Flagge Afghanistans
Wappen Afghanistans
(Details) (Details)
Amtssprache Paschtu, Dari (tadschikisches Persisch)
Hauptstadt Kabul
Staatsform Islamische Republik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Hamid Karzai
Fläche 652.225 km²
Einwohnerzahl 28.766.000 Fischer Weltalmanach 2006
Bevölkerungsdichte 44,0 Einwohner pro km²
BIP 8.4 Mrd US-$ (2006)
BIP/Einwohner 335 US-$ (2006)
Währung Afghani
Nationalhymne Sououd-e-Melli
Zeitzone UTC +4,5
Kfz-Kennzeichen AFG
Internet-TLD .af
Telefonvorwahl +93

Afghanistan (Paschtu/Dari: افغانستان Afghanistan bzw. Afghânestân), ist ein Staat in Zentralasien, der an den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China und Pakistan grenzt.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Das zentralasiatische Land grenzt an den Iran, Pakistan, China, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan; drei Viertel sind unzugänglich.

Afghanistan war im Kalten Krieg des 20. Jahrhunderts lange Zeit durch die Weltanschauung der USA und die kommunistische Weltsicht der UdSSR in opponierende Lager gespalten. Dadurch fegten permanent Kriege durch das Land. In den 80er-Jahren besiegten von Pakistan aus operierende und von den USA und Saudi-Arabien finanzierte Mudschaheddin das kommunistische Regime. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte jedoch an Rivalitäten; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban-Milizen kamen an die Macht und setzten eine radikale Interpretation des Islam und insbesondere die Scharia mit aller Härte durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA wurde das Taliban-Regime, das Mitgliedern von Terrororganisationen Unterschlupf gewährt hatte, im maßgeblich von den USA geführten „Krieg gegen den Terror“ gestürzt.

Namensgebung

Der Name Afghanistan bedeutet wörtlich Land der Afghanen und entstand am Anfang des 19. Jahrhunderts. Ursprünglich war er als Afghanland von den Engländern eingeführt worden und wurde später als Afghanistan von den Afghanen übernommen.

Das Wort Afghane ist hierbei nicht im modernen Sinne als Staatsbürger Afghanistans zu verstehen, sondern bezog sich speziell auf das Volk der Paschtunen, die im persischen und indischen Raum als „Afghanen“ bekannt sind.

1801 wurde der Name Afghanistan im Anglo-Persischen Friedensvertrag im Zusammenhang mit den paschtunischen Siedlungsgebieten zum ersten Mal erwähnt.

Eine sehr alte Bezeichnung für ein im heutigen Afghanistan liegendes Gebiet ist Kabulistan. Bis vor ca. 2000 Jahren regierten Könige in Ghazna, die als Kabulschahi (Könige von Kabul) bezeichnet wurden. Der am Hofe von Sultan Mahmod von Ghazna (alte Bezeichnung von Ghazni, ca. 180 km von Kabul entfernt) wirkende Dichter Firdausi, schrieb vor über 1000 Jahren sehr viel von Kabulistan, auch Zabulistan war ein gängiger Begriff.

Der wohl bekannteste historische Name dieser Region ist Khorasan, der über viele Jahrhunderte hinweg für die islamische und persische Blütezeit stand. Der Norden und Westen des heutigen Afghanistans waren bedeutende Gebiete des historischen „Khorasan“.

Geographie

Topografie

Afghanistan ist ein Binnenland mit strategischer Bedeutung in der Region.

Das Land ist größtenteils Gebirgsland. Weniger als 10 % der Landesfläche liegen unterhalb von 600 m. Die Gebirge des Hindukusch (bis 7500 m Höhe) und des Sefid Kuh erstrecken sich über weite Teile des 652.090 km² großen Landes.

Größere Städte sind Kabul (als Agglomeration 4,9 Mill. Ew.), Kandahar (339.200 Ew.), Mazar-e-Sharif (239.800 Ew.), Herat (166.600 Ew.), Dschalalabad (158.800 Ew., 2002) und Kundus (118.000 Ew., 2003).

Siehe auch: Liste der Städte in Afghanistan

Topographie
Topographie

Im Südwesten befindet sich eine abflusslose Ebene mit dem Hilmendsee an der Grenze zum Iran. Sein wichtigster Zufluss ist der Hilmend, der im Osten des Landes nahe der Hauptstadt Kabul entspringt. Afghanistan besitzt ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern.

Afghanistan ist vor allem ein Gebirgsland im östlichen Hochland von Iran. Nur im Norden liegen Ebenen am Amudarja und im Südwesten kleinere wüstenartige Becken. Der Nordosten wird vom Hindukusch durchzogen. Zwischen dem Becken von Kabul und dem nördlichen Landesteil besteht seit 1964 eine winterfeste Straßenverbindung über den Gebirgskamm mit einem fast 3 km langen Tunnel (Salangpass-Straße).

Der 1953 erbaute Kajakai-Damm staut den Fluss Hilmand Rud, Aufnahme 2004
Der 1953 erbaute Kajakai-Damm staut den Fluss Hilmand Rud, Aufnahme 2004

Der südliche Hindukusch fällt steil in die Landschaft Nuristan ab, die teilweise noch von Nadelwäldern bedeckt ist. Die Landschaften zwischen der Hauptstadt Kabul und dem Khaiberpass an der Grenze zu Pakistan sind der politische und wirtschaftliche Kernraum des Landes. Siedlungskern im westlichen Afghanistan ist die Stadt Herat. Das südliche und südwestliche Afghanistan besteht aus Wüsten und Halbwüsten. Es wird nur vom Hilmend durchflossen, der der längste afghanische Fluss ist. Der Hilmend endet in den Salzseen von Sistan an der Grenze zum Iran. Östlich des Hilmend liegt die Wüste Rigestan („Sandland“) und westlich des Hilmend die vorwiegend aus Schotter und Lehmflächen bestehende Dascht-e Margoh.

Der höchste Punkt des Landes ist der Gipfel des 7485 m hohen Noshak im Hindukusch. In der Flussebene des Amudarja an der Grenze zu Turkmenistan befindet sich mit 285 m über NN die tiefstgelegene Stelle Afghanistans.

Klima

Jahreszeiten. Die winterlichen Westwinde bringen meist mäßige Niederschläge, während die Sommer ausgeprägt trocken sind und nur im äußersten Südosten der Monsun für Regen sorgt. Im Winter sind wegen der großen Höhe des Landes vor allem im Norden gelegentlich auch Schneefälle bis in die Täler möglich.

Klimatisch gehört der Süden des Landes bereits zu den wärmeren Subtropen, in denen der Anbau von Dattelpalmen möglich ist, während der Norden eher zur Gemäßigten Zone gehört.

Das Temperaturspektrum ist das größte der Welt: Es reicht von -50 bis +53 °C. Im Jahr 2000 hatte die Hälfte der Bevölkerung unter einer der häufig auftretenden schweren Dürren zu leiden.

Ort; Tages-/Nachttemperatur im Januar; Tages-/Nachttemperatur im Juli

Herat 9°C/-3°C; 37°C/21°C

Kabul 5°C/-7°C; 32°C/15°C

Kandahar 12°C/0°C; 40°C/23°C

Bevölkerung

Ethnien

Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat. Im Süden leben Paschtunen, im Norden Tadschiken und Usbeken.
Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat. Im Süden leben Paschtunen, im Norden Tadschiken und Usbeken.

Afghanistan ist ein Vielvölkerstaat und Minoritätenmosaik, wobei sich jedoch aus historischen Gründen die Paschtunen häufig als Staatsvolk fühlen. Das Land hatte 2004 etwa 28,5 Millionen Einwohner (es gab in Afghanistan nie eine Volkszählung. Eine Einwohnerzahl von 25-30 Millionen gilt als sehr wahrscheinlich). Die Einteilung nach ethnischen Gesichtspunkten ist nicht immer eindeutig, so dass sprachliche, religiöse und auf äußeren Körpermerkmalen beruhende Kriterien sich überschneiden, wie etwa bei den „türkisch-mongolischen“ Hazara. Die folgenden Prozentangaben sind nur eine grobe Schätzung und geben nur die wahrscheinliche Bevölkerungsaufteilung wieder.

  • Paschtunen sind die Begründer und Namensgeber des Landes. Sie machen ca. 40 % der Bevölkerung aus.
    • Den Paschtunen zugeordnet sind unter anderem mehrere Nomadenstämme, allen voran die Kuchi mit rund 5 Millionen Vertretern. Diese wurden durch Artikel 14 der Afghanischen Verfassung besonders geschützt und mit Mitspracherechten ausgestattet.
  • Tadschiken sind persischer Abstammung und machen ca. 30 % der Bevölkerung aus.
    • Den Tadschiken zugeordnet sind unter anderem die Qizilbasch, die Nachkommen persisch-türkischer Soldaten aus der Zeit der Safawiden-Herrschaft, sowie die „Farsiwan“ im Westen des Landes.
  • Hazara, die immer wieder als Nachkommen der Armee Dschingis Khans bezeichnet werden, sind heute persischsprachig und stellen ca. 20 % der Bevölkerung. Ihre Abstammung ist wissenschaftlich nicht belegt und deshalb unter Historikern umstritten.
  • Usbeken, eines der vielen Turkvölker Zentralasiens, stellen ca. 5 % der Bevölkerung.
  • daneben existieren noch mehrere kleinere Gruppen von unter anderem Aimaken, Turkmenen, Nuristani und Belutschen.
Afghanische Schulkinder in Bagram
Afghanische Schulkinder in Bagram

Nach 1992 haben ethnische Konflikte die Auseinandersetzungen zwischen den Mudschaheddin geprägt. Die traditionellen Herrscher Afghanistans waren die Paschtunen, sie waren auch bei den Taliban tonangebend. Der Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001 gab einer Allianz aus Tadschiken, Hazara und Usbeken die Gelegenheit, ein Abkommen über die Aufteilung der Macht durchzusetzen. Die Paschtunen sehen sich seitdem Vergeltungsangriffen ausgesetzt. Unter den Taliban war es darüber hinaus zu Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten gekommen. Im zehn Jahre dauernden Konflikt nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1979 sowie im nach 1992 einsetzenden Bürgerkrieg gab es etwa zwei Millionen Tote und ebenso viele Versehrte. Weitere sechs Millionen mussten ins benachbarte Pakistan und den Iran fliehen. Viele kamen zwar zurück, doch durch die Kämpfe im Jahr 2001 entstand eine neue Flüchtlingswelle; Hunderttausende wurden innerhalb des Landes vertrieben. Unter dem islamistischen Taliban-Regime hatten die Frauen kaum Rechte. Die Übergangsregierung ließ Frauen wieder zum Berufsleben zu und erlaubte Mädchen den Schulbesuch. Gesellschaftliche Beschränkungen für Frauen bestehen aber weiterhin.

(siehe auch Ethnic groups)

78 % der Bevölkerung leben auf dem Land und nur 22 % in den Städten.

Bevölkerungsentwicklung x1000
Bevölkerungsentwicklung x1000

Sprachen

In Afghanistan werden schätzungsweise mehr als 57 verschiedene Sprachen und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen. Von diesen wurden durch die große Ratsversammlung Loja Dschirga Dari und Paschto als offizielle Landes- und Regierungssprachen (Amtssprachen) bestätigt.

Dari, die afghanische Bezeichnung für tadschikisches Persisch, abgeleitet von Farsi-e Darbâri, „Persisch des königlichen Hofes“), ist die Mehrheitssprache[1] und, seit der Gründung Afghanistans durch Ahmad Shah Durrani, auch Amtssprache des Landes. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans (hauptsächlich Tadschiken, Hazara, Aimaken, aber auch sehr viele Paschtunen) spricht Dari als Muttersprache, welche insgesamt als Lingua Franca des Landes angesehen werden kann. Dari ist zudem die Sprache der Bevölkerung der Hauptstadt Kabul. Sie dient nicht nur als Regierungs- und Wirtschaftssprache, sondern auch als Kommunikationssprache zwischen jenen Volksgruppen, die nicht eine der beiden Landessprachen als Muttersprache sprechen.

Paschto, die Sprache der Paschtunen, ist seit 1964 Amtssprache und wird von rund 35 % der Bevölkerung gesprochen. So wird traditionellerweise die Nationalhymne Afghanistans seit Anfang des 20. Jahrhunderts nur in Paschto gesungen. Auch militärische Titel sind der Sprache der Paschtunen entnommen. Trotzdem konnte sich Paschto bisher nicht als Staatssprache durchsetzen und hat diesen Status nur in den paschtunischen Stammesgebieten. Von anderen Bevölkerungsgruppen wird Paschto meist als zweitrangig angesehen, und auch die Frage der Nationalhymne hat immer wieder provokante Diskussionen heraufbeschworen. Jegliche Versuche der Regierung, den Status von Paschto in der Bevölkerung zu erhöhen, sind bisher im Großen und Ganzen gescheitert.

Daneben sind auch fünf Minderheitensprachen in jenen Regionen als Amtssprache anerkannt, in denen diese von der Mehrheit gesprochen werden; die Wichtigste ist dabei Usbekisch. Aber auch Turkmenisch, Belutschisch, Pashai und Nuristani (Kati) haben unter Karzai eine Aufwertung erfahren. Momentan wird unter anderem mit deutscher Hilfe daran gearbeitet, Wörterbücher und Lehrmaterialien für den Schulunterricht in diesen Sprachen zu erstellen.

Die Analphabetenrate ist mit ca. 70% im internationalen Vergleich sehr hoch. Invasion, Bürgerkrieg und die Kulturfeindlichkeit der Taliban haben ganze Generationen ohne jeden Zugang zu Bildung aufwachsen lassen. Besonders betroffen von diesem Ausschluss aus dem Bildungssystem waren Frauen, so dass noch heute ca. 90% aller Afghaninnen Analphabetinnen sind. Der Analphabetismus ist eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des Landes. Mit dem Ende des Taliban-Regimes entstanden mit ausländischer Hilfe im ganzen Land neue Schulen, so dass inzwischen ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen wieder eine Schule besuchen kann.

Religion

Moschee in Afghanistan
Moschee in Afghanistan

Über 99 % der Bevölkerung sind Muslime, davon etwa vier Fünftel meist hanafitische Sunniten und ein Fünftel imamitische Schiiten. Daneben gibt es noch etwa 20.000 Hindus, einige wenige hundert Sikhs und einen letzten Juden (siehe Bucharische Juden) namens Zebulon Simentov in Kabul.

Der Islam wird je nach ethnischer Gruppe, nach Region und/oder nach Bildungsstand unterschiedlich verstanden und interpretiert. Eine wichtige Rolle spielen bis heute die vorislamischen Bräuche der Bevölkerung, wie zum Beispiel das altiranische Neujahr (Nowroz) nach dem iranischen Kalender oder der Glaube an segenbringenden Weihrauch (Espand); beides zoroastrische Bräuche.

Islam in Afghanistan

Der Islam in Afghanistan ist über die Jahrhunderte von den Afghanen sehr konservativ ausgelegt worden, wobei das Stammesrecht der Paschtunen eine Rolle gespielt hat. Vor allem in Städten und größeren Orten gehen Frauen meist nur mit Ganzschleier (Burka) aus dem Haus. Allerdings wurde sie nur in größeren Städten allgemein üblich. Auf dem Land war die Burqa nicht allgemein üblich, da sie etwa bei der Feldarbeit hinderlich ist.

Die Taliban verpflichteten Mitte der 90er Jahre alle Frauen zum Tragen einer Burka. Bei den Tadschiken und den anderen Volksgruppen war diese Tradition bis dahin nicht weit verbreitet. Die Burka-Pflicht wurde 2001 offiziell wieder aufgehoben, aber die Burqa bleibt weiterhin die gewöhnliche Kleidung für Frauen. Einzig in Kabul gibt es Orte, an denen sich Frauen unverschleiert zeigen dürfen (zum Beispiel ein Frauenpark in Kabul).

Nur wenigen Frauen ist es erlaubt, sich ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zu bewegen. Übergriffe gegen Frauen sind in Kabul und anderen größeren Städten nicht selten – obwohl die Lage zumindest hier durch ausländische Truppenpräsenz einigermaßen stabil ist.

Unter den Taliban war Frauen die Berufstätigkeit verboten. Da es durch den Krieg allein in Kabul etwa 30.000 Witwen gab, waren diese völlig auf sich allein gestellt. Vielen blieb nichts anderes übrig, als zu betteln.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Afghanistans

Von der Antike bis zur Neuzeit

In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Afghanistan, das dem Osten des antiken „Aryānām Xšaθra“ entspricht, zum Perserreich. Später entstand in Baktrien ein Griechisch-Baktrisches Königreich, das von den Nachkommen der Truppen Alexanders des Großen regiert wurde.

Nach dem Fall der Sassaniden und der Invasion der muslimischen Araber dominierten bis zum Mittelalter persische Lokaldynastien, die dem muslimischen Kalifat unterstanden. Der Islam setzte sich dennoch in dieser Region verhältnismäßig langsam durch. Erst gegen Ende des 10. Jahrhundert, das heißt nach der großen Völkerwanderung der Türken ins Iranische Hochland, sollen nach einer islamischen Chronik die meisten Einwohner im Raum Ghur (zwischen Herat und Kabul) Muslime gewesen sein.

Staatsgründung und Namensgebung

Der Paschtune Ahmed Shah begründete im Jahr 1747 ein selbständiges Königreich im Osten Persiens, im Gebiet Khorasan Wa Mawar al-Nahr, welches als Vorgänger des modernen Staates Afghanistan betrachtet werden kann. Damit gilt er allgemein als der Begründer Afghanistans. Das von A.S. Durrani gegründete Reich zerbrach schon bald wieder an inneren Streitigkeiten und Einmischungen von außen. Wenig später geriet Afghanistan in den Einflussbereich der expandierenden Briten. Der Name „Afghanistan“ wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt und erst 1919 als Staatsname etabliert (siehe oben).

Die britische Kolonialmacht

Um das Land zu erobern und als Teil des Britischen Imperiums in Indien einzugliedern, kämpfte 1839-1842 eine große anglo-indische Armee im ersten anglo-afghanischen Krieg gegen einen relativ schlecht ausgerüsteten afghanischen Widerstand. Die Briten konnten zwar das Land besetzen, jedoch nicht ihre Ziele durchsetzen. 1842 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, bei dem die Briten sich bereit erklärten, ihre Truppen zurückzuziehen. Jedoch wurden die sich zurückziehenden Briten kurz darauf am Khyber-Pass angegriffen und alle 15.000 britischen Soldaten und deren Familienmitglieder getötet. Dieser militärische Verlust in Afghanistan frustrierte die britische Kolonialregierung und erschwerte ihre Bestrebungen, wie zum Beispiel die Kontrolle der Handelswege in Zentralasien und den von dort versuchten Angriff auf die chinesische Qing-Dynastie. Die Katastrophe in Afghanistan erregte auch viele Inder, denn die britische Armee bestand zu einem großen Teil aus Indern. Angetrieben durch den Frust der vorangegangenen Demütigung, erklärte 1878 die britische Regierung erneut den Krieg gegen Afghanistan. Trotz kleiner militärischer Erfolge der Afghanen, wie bei der Schlacht von Maiwand 1880, wurde der Widerstand niedergeschlagen, die Hauptstadt Kabul aus Rache niedergebrannt und eine Marionette als König installiert. Gleichzeitig übernahmen die Briten für die folgenden 40 Jahre die afghanische Außenpolitik. Aufgrund vieler Aufstände in Afghanistan wurde 1893 das Land durch die Durand-Linie von den Briten geteilt und das süd-östliche Gebiet (die heutigen pakistanischen Provinzen NWFP, FATA und ein kleiner Teil Belutschistans) der indischen Kronkolonie einverleibt.

Gurkhas an der Nordwestfront des 3. Afghanischen Krieges (1923)
Gurkhas an der Nordwestfront des 3. Afghanischen Krieges (1923)

Der dritte Anglo-Afghanische-Krieg im Mai 1919 - ein letzter Versuch Afghanistans, sich vom britischen Joch zu befreien - führte schließlich durch geschicktes Verhandeln der afghanischen Diplomaten unter Amir Amanullah [2](die Afghanen drohten den Engländern, sich weiter Russland anzunähern) zum Vertrag von Rawalpindi und am 8. August 1919 zur Anerkennung Afghanistans als souveränen und unabhängigen Staat durch Großbritannien. Somit hatte Afghanistan nach mehr als 60 Jahren britischer Vorherrschaft seine volle Unabhängigkeit erlangt, während ein großer Teil der Gebiete an die Briten verlorengingen und später dem Staat Pakistan zugesprochen wurden.

Afghanistan nach der Unabhängigkeit

Seit 1933 bestand mit Mohammed Sahir Schah (Baraksai) an der Spitze ein konstitutionelles Königreich; es musste 1973 einer Republik weichen, in der 1978 die Kommunisten die Macht übernahmen, sich aber nur mit sowjetischer Hilfe an der Macht behaupten konnten. Mit Einmarsch von Sowjettruppen im Dezember 1979 entwickelte sich der Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Stellvertreterkrieg (siehe Afghanischer Bürgerkrieg und sowjetische Invasion) zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den von den USA, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas (Mudschahidin). Dieser endete schließlich mit der Niederlage der sowjetischen Truppen, die 1989 aus Afghanistan abzogen. Die sowjetisch gestützte Regierung unter Präsident Nadschibullah konnte sich noch bis zur Einnahme Kabuls 1992 durch die Mudschaheddin halten. Die verschiedenen Mudschaheddin-Gruppierungen begannen sofort danach sich gegenseitig zu bekämpfen. Es entbrannte ein weiterer Bürgerkrieg, der bis etwa 1995 dauerte.

1995 begannen von Pakistan aus die radikal-islamistischen Taliban das Land zu erobern. Sie nahmen bis 1995 die Städte Kandahar und Jalalabad ein, eroberten im September 1996 die Hauptstadt Kabul und kontrollierten bis 2001 ca. 90 Prozent des Landes und riefen das Islamische Emirat Afghanistan aus. So wurden Musik, Sport, Bilder und Fernsehen verboten, fast sämtliche Schulen und Universitäten geschlossen, Männer gezwungen, Bärte zu tragen, und Frauen durften nur mit männlicher Begleitung und in eine Ganzkörperverschleierung (Burka) gehüllt das Haus verlassen. Zudem waren Frauen und Mädchen Schulbesuch und Berufstätigkeit untersagt.

Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Afghanistans

Afghanistan nach den Anschlägen vom 11. September 2001

Hauptartikel: Krieg in Afghanistan

Die US-Regierung vermutete, dass der aus Saudi-Arabien stammende Osama bin Laden und Teile des Terrornetzwerkes al-Qaida sich in Afghanistan aufhielten, denen sie die Drahtzieherschaft an den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 zur Last legen. Darauf hin führten die USA im Oktober 2001 eine Invasion Afghanistans mit Hilfe einer Allianz unter ihrer Führung durch. Die US-Regierung nutzte zur Legitimierung dieser Invasion einen Entschluss des UN-Sicherheitsrats, welcher Ihnen das Recht auf Selbstverteidigung zusprach. Infolge dieser Invasion gelang es die herrschenden Taliban zu stürzen, hierbei stellte die Nordallianz den Großteil der Bodentruppen. Jedoch gelang es seit der Invasion nicht, Osama bin Laden zu fassen.

Der paschtunische Stammesführer Hamid Karsai, der im Dezember 2001 auf der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg als Vorsitzender ermächtigt wurde, wurde 2002 von der landesweiten Loja Dschirga („Große Ratsversammlung“) zum Präsidenten gewählt.

Führungsnationen der ISAF-Schutztruppe
Führungsnationen der ISAF-Schutztruppe

Die Zerstrittenheit innerhalb der Nordallianz nahm bis 2002 zu, landesweit kam es zu ethnischen und sprachlichen Verfolgungen. Trotz der Zerstrittenheit besetzen Mitglieder der Nordallianz vermehrt Schlüsselfunktionen. Die Rivalitäten zwischen den Stämmen und Völkern nahmen weiter zu und gefährdeten den Frieden weiter.

Viele der im Krieg ins Ausland geflüchteten Menschen kehrten inzwischen zurück.

Am 9. Oktober 2004 fanden die ersten (freien) Präsidentenwahlen statt, aus denen Hamid Karsai als Sieger hervorging.

Für die Parlamentswahl am 18. September 2005 waren die „Provincial Reconstruction Teams - PRT KUNDUZ“, ein Teil der ISAF, für die Sicherheit in der Region zu dieser Zeit verantwortlich.

Die Sicherheitslage des Landes ist immer noch kritisch. Im Süden und Osten von Afghanistan existieren Gebiete, die von ISAF-Truppen gemieden werden. Seit März 2005 wurden über 1000 Menschen bei Anschlägen getötet. Am 14. September 2005 ermordeten die Taliban in der südafghanischen Provinz Uruzgan sieben Afghanen, weil diese Wählerausweise bei sich trugen.

31. Juli 2006: Die ISAF übernimmt das Kommando im Südafghanistan.

3. August 2006: Bei einem Selbstmordanschlag in Südafghanistan kommen mindestens 21 Menschen ums Leben und 13 weitere werden verletzt. Das Innenministerium teilt mit, dass der Attentäter die Autobombe auf einem Markt in der Provinz Kandahar zündete. Zuvor war bei einem weiteren Bombenanschlag ein Soldat der Schutztruppe ISAF getötet worden. Seit der Kommandoübernahme im Süden haben bereits vier ISAF-Soldaten ihr Leben verloren.[3]

Bei Kämpfen mit Nato-Streitkräften und der Polizei wurden am 20. August 2006 mindestens 70 Anhänger der radikalislamischen Taliban-Miliz getötet.[4]

Der wieder zunehmenden Gewalt fiel im Herbst 2006 auch ein deutsches Journalistenpaar zum Opfer. Die beiden freien Mitarbeiter der Deutschen Welle, die sich auf einer privaten Recherchereise auf dem Weg zu den historischen Stätten in Bamiyan befunden hatten, wurden am 7. Oktober erschossen in ihrem Zelt aufgefunden.[5]

Politik

Politisches System

Seit der Verabschiedung der Verfassung von 2004 ist Afghanistan eine Islamische Republik mit einem präsidialen Regierungssystem. Der Präsident wird direkt vom Volk für eine Dauer von fünf Jahren gewählt. Nach zwei Amtszeiten ist es dem Präsidenten verwehrt, wieder zu kandidieren. Ein Präsidentschaftskandidat muss mindestens 40 Jahre alt, ein Moslem und afghanischer Staatsbürger sein. Der Bewerber nominiert zwei Vizepräsidentschaftsbewerber. Der Präsident ist Staats- und Regierungsoberhaupt und Oberbefehlshaber der militärischen Streitkräfte. Zu seinen Befugnissen gehören außerdem die Bestimmung seines Kabinetts, sowie die Besetzung von Positionen im Militär, der Polizei und Provinzregierungen mit der Zustimmung des Parlaments.

Die Nationalversammlung ist die Legislative von Afghanistan und besteht aus zwei Häusern: der Wolesi Dschirga (Haus des Volkes) und der Meschrano Dschirga (Haus der Älteren).

Delegierte der Loja Dschirga 2002
Delegierte der Loja Dschirga 2002

Das Parlament (Wolesi Dschirga) besteht aus 249 Sitzen, wobei 68 für Frauen und zehn für die Nomaden-Minderheit der Kuchis vorbehalten sind. Die Abgeordneten werden durch direkte Wahl bestimmt, wobei die Anzahl der Sitze im Verhältnis zur Einwohnerzahl der jeweiligen Provinz stehen. Es müssen mindestens zwei Frauen pro Provinz gewählt werden. Eine Legislaturperiode dauert fünf Jahre. Zur Wahl sind keine Parteien zugelassen. Auf dem Stimmzettel erscheinen der Name, das Foto und das Symbol des Bewerbers, dem keine Verbindung zu bewaffneten Organisationen erlaubt sind. Die Mandatsträger erhalten keine Immunität vor dem Gesetz. Die Meschrano Dschirga besteht zu je einem Drittel aus Delegierten, die von den Provinz- bzw. Distrikträten für vier Jahre bestimmt werden, sowie zu einem Drittel aus Abgeordneten, die vom Präsidenten bestimmt werden, wobei die Hälfte aus Frauen bestehen muss.

Die Judikative setzt sich aus dem Stera Mahkama (Oberster Gerichtshof), dem Berufungsgericht und niederen Gerichten für bestimmte Zuständigkeiten zusammen. Der Stera Mahkama besteht aus neun Richtern, die vom Präsidenten für eine Amtszeit von zehn Jahren nominiert und vom Parlament bestätigt werden. Richter müssen mindestens das Alter von 40 Jahren erreicht haben, dürfen keiner politischen Partei angehören und müssen einen Abschluss in Jura oder islamischer Rechtsprechung haben. Die Stera Mahkama hat auch die Befugnisse eines Verfassungsgerichtshofs.

In der Praxis ist der Einfluss der Regierung jedoch fast ausschließlich auf die Hauptstadt Kabul beschränkt - im restlichen Land liegt die Macht weiterhin in den Händen afghanischer Kriegsherren. Hinzu kommt ein weit verbreitetes Misstrauen der Bevölkerung gegenüber Staats- und Regierungschef Hamid Karsai, dem man aufgrund seiner Nähe zur US-Regierung häufig vorwirft, er handle mehr im Sinne der USA als des afghanischen Volkes.

Politischer Transformationsprozess

Ende 2003 bis Anfang Januar 2004 tagte die Große Ratsversammlung (Loja Dschirga) erneut und stimmte schließlich dem Entwurf einer Verfassung zu. Als Staatsform einigte man sich auf eine Islamische Republik, die demokratische Parlamentswahlen ermöglichen wird; auch der Präsident soll vom Volk gewählt werden, und dieser erhält unter anderem das Recht, den obersten Ankläger zu ernennen. Es wird zwei Vizepräsidenten geben. Faktisch wurde mit der Verfassung die Scharia wieder eingeführt, da nach Art. 3 der Verfassung kein Gesetz im Widerspruch zu den Grundlagen des Islam stehen darf.

Die letzten Präsidentschaftswahlen fanden am 9. Oktober 2004 statt, die Parlamentswahlen am 18. September 2005. Ursprünglich sollten sie im Juni 2004 stattfinden, mussten aber aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlregistrierung mehrmals verschoben werden. Der Amtsinhaber Hamid Karsai wurde im November 2004 offiziell zum Präsidenten Afghanistans erklärt.

Parlamentswahl am 18. September 2005

Am 18. September 2005 fanden in Afghanistan die Wahlen für die Wolesi Dschirga, dem „Haus des Volkes“, und die 34 Provinzräte statt. Für die 249 Sitze des Parlaments (68 per Quote für Frauen) gab es 2.800 Kandidaten (330 Frauen), für die Provinzräte über 3.000. Trotz Anschlagsdrohungen ließen sich 12,7 der 28 Millionen Afghanen registrieren. Zur Wahl gingen schließlich 6,8 Millionen, was einer Wahlbeteiligung von etwa 54% entspricht.

Da Parteien laut Verfassung verboten sind, lässt sich ohne genaues Hintergrundwissen wenig aus den Ergebnissen erfahren. Erwähnenswert ist jedoch, dass ehemalige Kriegsfürsten und bekennende Taliban gewählt wurden.

Die Glaubwürdigkeit der Wahl wird durch die Angst vor Wahlmanipulation in Frage gestellt. In Masar-e Scharif sorgt nicht die ISAF-Schutztruppe für die Sicherheit der Wähler, sondern der dortige Kriegsfürst Mohammed Atta. Zudem wurden sieben Kandidaten von den Taliban erschossen.

Die Wahl wurde international als Erfolg gewertet und bildet damit den Abschluss des so genannten „Bonner Prozess“.

Ausländische Truppenpräsenz und Truppenaufbau

Emblem der Afghnanischen Nationalarmee
Emblem der Afghnanischen Nationalarmee

Am 28. Juni 2004 beschloss die NATO die Truppenstärke in Afghanistan von 6.500 Soldaten der ISAF auf insgesamt 10.000 Soldaten zu erhöhen. Durch die Einrichtung zusätzlicher Regionaler Wiederaufbauteams PRT im Norden und Westen des Landes wird damit der Einsatz über Kabul hinaus ausgedehnt. Großbritannien, Norwegen, Finnland und Schweden beteiligen sich an dem Programm. Deutschland hat unter anderem in Kabul und Kundus Truppen stationiert, mit dem erweiterten Bundestagsmandat wird die Bundeswehr ihre Präsenz im Norden weiter ausbauen und in Mazar-e-Sharif ein Feldlager mit einem Flugplatz aufbauen. Deutschland ist unter anderem auch für die Ausbildung einer Polizei zuständig.

Die USA haben eine 20.000 Mann starke Truppe im Rahmen von Operation Enduring Freedom stationiert, die immer noch gegen die Taliban kämpfen. Das US-Militär unterhält Basen in Bagram und Kandahar.

Am 31. Juli 2006 übernahm die ISAF das Kommando im Südafghanistan[3].

Im April 2007 kündigte Tschechien von jeweils sechs Mi-17-Transporthubschraubern und Mi-24-Kampfhubschraubern aus ihrem Inventar ausgemusterter Großgeräte an. Generell bevorzugen die afghanischen Streitkräfte ehemalige sowjetische Ausrüstung, da aufgrund der zehn Jahre währenden Intervention der UdSSR noch ein kollektives Wissen im Umgang mit ihren Waffen besteht. Darüber hinaus ist die Instandhaltung unter den regionalen Umständen gegenüber hochentwickelter, aber anfälliger westlicher Waffentechnik leichter und kostengünstiger. Russland hat die Unterstützung der tschechischen Lieferung mit kostenlosen oder -günstigen Ersatzteilen und technischer Einweisung angekündigt[6].

Afghanische Sicherheitskräfte

Das neu aufgestellte 1. Bataillon der Afghanischen Nationalarmee im Juli 2002
Das neu aufgestellte 1. Bataillon der Afghanischen Nationalarmee im Juli 2002

Seit dem Sturz der Taliban haben die an der ISAF beteiligten Nationen großes Interesse daran, den Afghanen auch auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik wieder volle Souveränität garantieren zu können. Deshalb bauen sie unter Führung der USA Polizei und Militär auf.

Die afghanischen Streitkräfte mit dem Namen Afghan National Army verfügen zurzeit über 27.000 Mann, von denen 14.500 Kampfeinheiten sind. Da der Aufbau und Unterhalt einer einsatzfähigen Luftwaffe teuer ist, übernehmen die USA die Sicherung des afghanischen Luftraums. Die Notwendigkeit einer afghanischen Luftwaffe wird zurzeit debattiert, aufgrund der geographischen Gegebenheiten gilt diese aber als vorhanden. Die Kommandostruktur orientiert sich an der der USA. So soll Afghanistan unter militärisch sinnvollen Regionalkommandos aufgeteilt werden, vergleichbar den US-Streitkräften. Vorrangiges Ziel bleibt aber zunächst die Verbesserung von Moral und Ausrüstung sowie die Bereinigung des Militärs von Spionen und Saboteuren.

In Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland bilden die USA zurzeit afghanische Polizisten aus, derer es 57.000 geben soll. Auch hier orientiert sich der Aufbau an den USA, zum Beispiel mit einer Art Highway Police. Derzeit ist die afghanische Polizei zentral organisiert, was aber angesichts des Verfassungsgebungsprozesses und der noch nicht abgeschlossenen Bewertung aller Faktoren ein Provisorium darstellt.

Weitere Informationen zum Status der afghanischen Sicherheitskräfte sind hier einzusehen.

Reisewarnung

Für Afghanistan existiert eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 17. Dezember 2005). Reisen gelten als gefährlich, und von ihnen wird dringend abgeraten, da eine Rettung (besonders aus den Provinzen) im Unglücksfall nur unter schwersten Bedingungen möglich ist und nicht garantiert werden kann.

Siehe auch: Liste afghanischer Politiker, Afghanistan-Konferenz

Provinzen

Hauptartikel: Provinzen Afghanistans

Seit dem 13. April 2004 gliedert sich Afghanistan in 34 Provinzen (velayat). Die Provinzen sind wiederum in 329 Bezirke (woluswali) unterteilt. Regiert werden die Provinzen von einem Gouverneur (waali), der von der Zentralregierung in Kabul ernannt oder bestätigt wird. Derzeit sind einige Gouverneursposten vakant.

Infrastruktur

Das afghanische Schienennetz beschränkt sich auf 24,6 km. Die Straßen (21.000 km davon 13,3% befestigt) befinden sich im Wiederaufbau, es besteht jedoch eine hohe Minengefahr. Afghanistan gilt als eines der am stärksten verminten Gebiete der Welt. Außerdem sind die Straßen je nach Jahreszeit oft stark unterspült. Möglichkeiten zur Schifffahrt bestehen auf den Grenzflüssen Amudarja und Pjandsch. Durch Kabul fließt ein Fluss gleichen Namens Richtung Osten.

Im Mai 2005 begannen mit finanzieller Unterstützung der USA die Bauarbeiten an einer ersten Brücke über den Fluss Pjandsch nach Tadschikistan, die im April 2007 abgeschlossen sein sollen. Die Brücke soll nach ihrer Fertigstellung den gegenwärtigen Schleppkahn ersetzen, mit dem am Tag nur maximal 60 Autos transportiert werden können und der viele Monate im Jahr aufgrund zu starker Strömung des Flusses komplett ausfällt.

Die Flugplätze (44 an der Zahl) des Landes wurden in den Luftangriffen seit Oktober 2001 stark beschädigt. 16 km von Kabul befindet sich der wichtige Flughafen Kabul. Er wird von den Gesellschaften Ariana Afghan Airlines, Kam Air, Azerbaijan Airlines, Mahan Air, Pakistan International, Qatar Airways und Air Arabia angeflogen. Sein IATA-Code lautet KBL. Kandahar besitzt ebenfalls einen Flughafen mit dem IATA-Code KDH.

Bei Bahglan befindet sich ein ehemaliger russischer Luftstützpunkt, zurzeit wird er von den USA genutzt. Außer diesen Flughäfen gibt es noch Afghanistan Islam Qala OAEQ (ICAO), Afghanistan Jabul Saraj OAJS (ICAO), Afghanistan Jalalabad OAJL (ICAO) JAA (IATA), Afghanistan Jawand OAJW (ICAO), Afghanistan Kajaki OAKJ (ICAO), Afghanistan Kalat OAKT (ICAO) KBH (IATA), Afghanistan Kaldar OAKR (ICAO), Afghanistan Kamdesh OAKD (ICAO), Afghanistan Karez-i-Mir OAKZ (ICAO), Afghanistan Keshim OAEK (ICAO), Afghanistan Khost OAKS (ICAO) KHT (IATA), Afghanistan Khost-o-Fering OAFG (ICAO) und Afghanistan Khwahan OAHN KWH Afghanistan Koban OAKA (ICAO). Die national wie international aktive Fluggesellschaft heißt Ariana Afghan Airlines.

Wirtschaft

Nach zwei Jahrzehnten Krieg folgte eine unsichere Lage im Land. Die Wirtschaft des Landes wurde so weitgehend zerstört, ebenso ein Großteil der Viehbestände. Afghanistan zählt nun zu den ärmsten Staaten. Die Bevölkerung leidet unter Hungersnöten.

Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei geschätzten 20 Milliarden US-Dollar (Stand 2003). Bei der Entstehung des BIP ist der Landwirtschaftssektor mit geschätzten 60 % beteiligt, die Industrie mit geschätzten 15 % und Dienstleistungen mit geschätzten 25 %.

Als Bodenschätze sind Eisen- und Kupfererze, Erdgas, Kohle und Halbedelsteine (insbes. Lapislazuli) zu nennen.

Afghanistan importierte im Jahr 2000 Waren im Wert von 600 Millionen US-Dollar, insbesondere folgende Güter: Nahrungsmittel, Erdölprodukte und Konsumgüter, die meist aus Singapur, Japan und der EU stammen. Exportiert wurden Nahrung und Früchte im Wert von 150 Millionen US-Dollar. Diese gingen vor allem nach Pakistan, in die EU und in die USA.

Obwohl nur etwa 6 % der Staatsfläche landwirtschaftlich nutzbar sind und diese Nutzung meist von künstlicher Bewässerung abhängt, sind 67 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig (Stand 2001). Ernten sind regelmäßig durch Dürren bedroht.

Zu den wichtigsten Handelspartnern zählt neben Staaten der Region (vor allem Pakistan und Iran) auch die Europäische Union.

Unter Hilfe der gtz (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) wurde im September 2003 AISA (Afghanistan Investment Support Agency) gegründet. Diese hat den Registrierungsprozess von neuen Unternehmen wesentlich vereinfacht und betreut Investoren bei Problemen nach der Unternehmensgründung.

Als Probleme für Investoren stellen sich dar: Mangelhafte Stromversorgung, Korruption, die uneinheitliche und wechselhafte Sicherheitslage und mangelhafte Verkehrsinfrastruktur. Trotz dieser Probleme haben in den letzten Jahren große Investitionen in Afghanistan stattgefunden: Es existieren zwei Mobilfunknetze, die 70 % des Landes abdecken (Stand Sommer 2006), verschiedene staatliche Unternehmen wurden privatisiert, durch den Krieg zerstörte Industrie wurde wieder aufgebaut.

Siehe auch: Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline

Schattenwirtschaft

Afghanistans Außenbeziehungen werden von Schmuggel beherrscht. Etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes beruht auf dem Verkehr von Opium (Stand 2002). Die Anbaufläche für Schlafmohn steigt, seit der Beseitigung des Taliban Regimes, kontinuierlich, im Jahr 2006 erneut um 59 Prozent. Nach Angaben des UNO-Büros für Drogen und Verbrechen werden im Jahr 2006 über 6000 Tonnen Opium geerntet, das entspricht 92 Prozent der gesamten Weltproduktion. Zu Bekämpfung der Drogenkriminalität wird in Afghanistan seit dem Jahr 2002 die „Counter Narcotics Police of Afghanistan“ (CNPA) aufgebaut.

Kultur

Die zerstörten Buddha-Statuen von Bamyan
Die zerstörten Buddha-Statuen von Bamyan

Afghanistan war bis zum 6. Jahrhundert meist buddhistisch geprägt. Der Islam erreichte das Land im 7. Jahrhundert und verbreitete sich schnell.

Afghanistan hatte ein reiches kulturelles Erbe. Als die Taliban 1996 Kabul eroberten, zerstörten sie viele Kunstwerke (unter anderem Gemälde und Figuren aus buddhistischer Zeit), vor allem die, die Menschen darstellten. Einigen Mitarbeitern des örtlichen Institutes für Kunst gelang es jedoch, einige Bilder vor den Taliban zu retten.

Eine der größten Sehenswürdigkeiten waren die Buddha-Statuen von Bamiyan. Im Jahre 2001 wurden diese in einen Felsen gehauenen Kunstwerke durch die damals herrschenden Taliban aus religiösen Gründen zerstört. Ein schweizerisches Team versucht seit diesem Zeitpunkt, eine Rekonstruktion zu finanzieren und zu betreiben, bis heute jedoch ist es bei den Plänen geblieben.

In Afghanistan gibt es vier Universitäten, davon zwei in Kabul und je eine in Dschalalabad und Herat.

Das Reiterspiel Buzkashi gilt als afghanischer Nationalsport.

Die afghanische Fußballnationalmannschaft wurde 1933 gegründet, bestritt aber zwischen 1984 und 2002 keine Spiele mehr; heute ist die Mannschaft wieder aktiv und absolviert wieder Pflichtspiele.

Zu den kulinarischen Spezialitäten zählen zum Beispiel Khabilie Palau mit delikaten Gemüsesoßen, Borani-Badenjan und Aschak.

Siehe auch: Afghanisches Museum Hamburg, Persische Literatur

Kalender

Gesetzliche bzw. staatliche und landwirtschaftliche Feiertage und Feste wie Nauroz, Unabhängigkeitsfest sowie staatliche Gedenktage werden nach dem iranischen Sonnenkalender gefeiert. Religiöse Feste werden nach dem islamischen Mondkalender gefeiert.

Der Kalender nach dem Sonnenjahr ist Staatskalender, auch wenn er im Laufe der Geschichte auf dem Boden des heutigen Landes, aber auch seit der Namensgebung „Afghanistan“ im 19. Jahrhundert wiederholt außer Kraft gesetzt worden ist. Zuletzt wurde der Solarkalender im Jahre 1996 von den Taliban für ungültig erklärt. Der islamische Lunarkalender war der Kalender des „Islamischen Emirats Afghanistan“.

Seit der Loja Dschirga von 2004 ist der auf dem Sonnenjahr beruhende Kalender abermals in der Verfassung verankert. Demnach basiert der Kalenderanfang auf dem Zeitpunkt der Pilgerfahrt (Hidschra) des Propheten Mohammad. Die Arbeitsgrundlage des Staatswesens ist der auf jener Pilgerfahrt beruhende Sonnenkalender. 22 Sonnenjahre entsprechen 23 Mondjahren. Die zwölf Monatsnamen des Sonnenkalenders entsprechen in Afghanistan den Tierkreiszeichen.

Tourismus

Es wird noch lange dauern, bis sich Afghanistan von Jahrzehnten des Bürgerkrieges erholt hat. In Kabul sind nur wenige Hotels geöffnet; Reisen ist extrem gefährlich, vor allem im Landesinneren, das von Landminen verseucht ist. Mangels geordneter Wirtschaftsverhältnisse kommen nur selten Geschäftsleute. Die meisten Kulturschätze wie zum Beispiel die berühmten Buddhastatuen von Bamiyan wurden zerstört oder geplündert. Die nationale afghanische Fluglinie Air Ariana hat bei der US-Bombardierung 2001 sechs ihrer acht Flugzeuge verloren. Afghanistan veröffentlicht keine offiziellen Zahlen zum Tourismus.

Quellen

  1. CIA Factbook
  2. Fischer Weltalmanach 2003
  3. a b tagesschau.de: 21 Tote bei Selbstmordanschlag auf Marktplatz, 3. August 2006
  4. BBC: Dozens of Taleban fighters killed, 20. August 2006
  5. Zwei DW-Journalisten in Afghanistan getötet (Deutsche Welle, 7. Oktober 2006)
  6. Cold War Keeps Afghans Flying - Artikel auf StrategyPage.com vom 14. April 2007. Funddatum: 14. April 2007

Literatur

  • Ghiyasuddin Wat - Afghanistan, Historical and Cultural Quaterly, published by the Historical and Literary Society of Afghanistan Acedemy, Ministry of Information and Culture, No. 4, Vol XXV Kabul March 1973
  • Bérénice Geoffroy-Schneiter - Ghandara, Das kulturelle Erbe Afghanistans, deutsche Übersetzung Eliane Hagedorn, Knesebeck GmbH & Co. Verlags KG, München 2002, ISBN 3-89660-116-4
  • Conrad J. Schetter / Almut Wieland-Karimi (Hrsg.) - Afghanistan in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Afghanistanforschung, IKO-Verlag für interkulturelle Kommunikation, Frankfurt/M 1999, ISBN 3-88939-498-1
  • Elke H. Hirche - Die Eroberung Afghanistans durch die Mongolen, Die Hand der Fatima, Edition Haag im Haag + Herchen Verlag, Frankfurt/M 1987, ISBN 3-89228-070-3
  • Winfried F. Wiegandt - Afghanistan, Nicht aus heiterem Himmel, Orell Füssli Verlag, Zürich 1980, ISBN 3-280-01199x
  • Siba Shakib - Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen, Die Geschichte der Shirin-Gol, Goldmann Verlag, München 2001, ISBN 3-442-45515-4
  • John Follain und Rita Christofari - Zoya, Mein Schicksal heißt Afghanistan, Eine Frau kämpft für die Freiheit, Verlagsgruppe Lübbe GmbH, Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-404-61497-6
  • Karla Schefter - Weil es um Menschen geht, Als Krankenschwester in Afghanistan, Ullstein Verlag, München 2001, ISBN 3-550-07182-5
  • Roland and Sabrina Michaud - Afghanistan, Karawanen, Basare, Reiterspiele im Lande der Tataren, DuMont Buchverlag , Köln 1979, ISBN 3-7701-1104-4
  • Roland and Sabrina Michaud - Afghanistan, Thames and Hudson Inc., New York 10110, 1980, ISBN 0-500-27393-6

Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Afghanistan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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Koordinaten: 33° 56' N, 66° 11' O

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