Gegenspiel im Dreier
Wie man den Alleinspieler zur Verzweiflung bringt
Von Wolfgang Mayr und Robert Sedlaczek
Viele Dreier werden deshalb gewonnen, weil die Gegner nicht optimal spielen. Ein kleiner Fehler kostet nicht selten 3, 4 oder 5 Punkte – das kann aber über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wie oft gewinnt jemand einen Dreier mit 36 oder 37 Punkten!
Wenn der starke Gegner „hinter“ dem Dreierspieler sitzt, also links von ihm, ist der Dreierspieler besonders arm. Er muss bei jeder ausgespielten Farbe genau kalkulieren: Wie hoch soll ich stechen? Allerdings muss auch der starke Gegner optimal spielen, sonst nützt die ganze Stärke und die gute Sitzposition nichts.
Nehmen wir an, B ist der Dreierspieler, A sitzt in der Vorhand und hat das Gegenblatt. Als starker Gegner wird A seine lange Farbe anziehen. Er hat in Herz den König, den Cavall, das Ass und den Vierer. In welcher Reihenfolge spielt er diese Karten aus?
Herz-König, Herz-Cavall, Herz-Ass, Herz-Vier
(1) Wenn A annehmen kann, dass B ein nicht besonders routinierter Spieler ist, dann wird er den Herz-König ausspielen, in der Hoffnung, dass der Dreierspieler B mit seinem höchsten Tarock sticht. Geben C und D ein Herz zu, dann hat B seinen höchsten Stecher vergeudet, er hat sich verstochen.
Gute Spieler werden in so einem Fall allerdings nie das höchst Tarock nehmen, sondern nur ein mittleres, vielleicht sogar ein kleines. Welche Überlegungen sollte der Dreierspieler B anstellen? Selbst wenn Spieler A, was unwahrscheinlich ist, 5 Herz haben sollte, sind noch immer 3 weitere Herz auf 2 Spieler verteilt – sofern sich kein weiteres Herz in der liegengelassenen Talonhälfte befindet. Die Verteilung 2-1 oder 1-2 ist die wahrscheinlichste, die Verteilung 3-0 oder 0-3 ziemlich unwahrscheinlich. Wenn der Dreierspieler mit Tarock XV sticht (oder knapp darüber oder knapp darunter), dann macht er den Stich, falls jener Spieler, der in Herz blank (= skat) ist, kein höheres Tarock im Blatt hat. Er hat sich also auch für den Fall einer ungünstigen Verteilung etwas abgesichert.
(2) Wenn A annehmen kann, dass B ein routinierter Spieler ist, dann wird er darauf verzichten, den König als Köder auszuspielen – der Dreierspieler wird nämlich nicht anbeißen.
Am besten ist es, wenn er das Ass ausspielt. Dann nehmen die Dinge ihren Lauf. B sticht mit einem kleinen Tarock, C und D geben jeweils Herz zu. Der Dreierspieler registriert, dass 3 Herz gefallen sind.
Wenn A wieder in den Stich kommt, wird er natürlich wieder Herz ausspielen, am besten den Cavall. Nun wird der Dreierspieler B schon höher greifen müssen. Er denkt sich: Wenn einer der nachfolgenden Gegner in Herz blank ist, d. h. mit Tarock sticht, und ein anderer den König hat und schmiert, dann geht es um einen recht fetten Stich. Doch der König fällt in diesem Fall doch nicht! A hat ja unter dem König ausgespielt!
Spielt A zum dritten Mal aus, dann wird er den Herz-König nehmen – jetzt muss der Dreierspieler B erst recht hoch greifen, vielleicht sogar seinen höchsten Stecher nehmen. Einen König darf er sich nicht entgehen lassen!
Beim vierten Ausspielen von A kommt dann das Herz-Ass. Es kann sein, dass zu diesem Zeitpunkt einer der Gegner schon tarocklos ist. Wenn der andere den Stich macht, kann der tarocklose Gegner eine hohe Figur einer fremden Farbe schmieren. Das ist auch nicht gerade das, was man sich als Dreierspieler wünscht. Man soll hoch stechen – aber irgendwann werden auch die Stecher knapp.
Wir haben also gesehen, dass es ganz entscheidend ist, die lange Farbe in der richtigen Reihenfolge abzuspielen. Und die Psychologie spielt eine große Rolle, auch in den Überlegungen des Dreierspielers. Wenn A das zweite Mal die Herz bringt, stellt sich für ihn nämlich die umgekehrte Frage: Ist A ein routinierter Spieler, der unter einem König ausspielt, weil er mir suggerieren will: Der König könnte in diesem Stich noch zugegeben werden? Dann kann ich ein kleines Tarock nehmen, in diesem Stich wird der König nicht fallen! Ist A ein Spieler mit wenig Erfahrung? Der hätte den König ausgespielt, wenn er ihn im Blatt gehabt hätte.
Donnerstag, 26. Juli 2007