Beim "Olympiatest" sind bis einschließlich Montag von den insgesamt knapp über drei Millionen zugelassenen Wagen täglich jeweils 1,3 Millionen von den Straßen verbannt. Die letzte Ziffer des Nummerschildes gilt als Lizenz oder Verbot für den betreffenden Tag.
Ausgenommen von der Maßnahme waren alle 66.000 Taxen der Stadt, Autos der Polizei und der Feuerwehr, Krankenwagen sowie Fernbusse, Fahrzeuge der Stadtverwaltung, von internationalen Organisationen und Diplomatenwagen. Vertreter der Stadt gingen aber mit gutem Beispiel voran: "Ich lasse mein Auto stehen und fahre bei Bekannten mit, deren Autos zugelassen sind", sagte Wang Hui, Sprecherin der Stadtverwaltung.
Die Auswirkungen auf den Verkehr waren unverkennbar positiv. Wo sich sonst zu Stoßzeiten kilometerlange Karawanen durch die Innenstadt quälen, floss der Fahrzeugstrom reibunglos. Nur an wenigen Knotenpunkten der Stadt gab es Staus und Verzögerungen.
Die Polizei war überall zur Stelle und fischte am Freitag eine Reihe von Falschfahrern heraus, die mit ihrer geraden Endziffer auf dem Nummerschild nur für Samstag und Montag zugelassen sind. Sie mussten 100 Yuan (knapp 10 Euro) Strafe zahlen. Ausreden wie: "Ich komme von einer Geschäftsreise und habe nichts von dieser Maßnahme gewusst" ließ man nicht gelten.
Die Meinungen der Pekinger zu dem drastischen Eingriff in ihre persönliche Freiheit fiel unterschiedlich aus. "Das ist gut für die Umwelt, und endlich gibt es einmal weniger Staus in dieser Stadt", meinten die einen, andere zeigten sich empört.
Die Stadtverwaltung sah sich zum Handeln gezwungen, nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) wiederholt die dringende Notwendigkeit besserer Bedingungen für die Olympiakämpfer angemahnt hatte. Die Ergebnisse von 30 Messstationen im gesamten Stadtgebiet werden in der kommenden Woche ausgewertet, um die Auswirkung der Maßnahme auf die Luftqualität zu ermitteln.
Der öffentliche Nahverkehr scheint bestens auf die erwartete Mehrzahl von 300.000 Passagieren pro Tag eingestellt zu sein. 700 zusätzliche Busse sind in Betrieb, die U-Bahnen rollten eine halbe Stunde früher als sonst und mit erhöhter Frequenz, Arbeitszeiten im Einzelhandel wurden verlegt, um die Stoßzeiten zu entzerren.
"Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Busse überfüllt waren, und ich habe weniger Zeit als sonst gebraucht, um an meinen Arbeitsplatz zu kommen", berichtete die Verkäuferin Du Weiran. Um den zusätzlichen Ansturm auf öffentliche Verkehrsmittel bewältigen zu können, waren mehr Busse und Bahnen eingesetzt sowie die Betriebszeiten ausgedehnt worden. Angestellte von Regierung und Behörden verschoben ihre Arbeitszeiten, um den Nahverkehr in den Hauptverkehrszeiten zu entlasten. Die Schaffnerin der Buslinie 117 zeigte sich erfreut: "Im Durchschnitt brauchen wir 50 Minuten für eine Runde, aber heute waren es selbst in der schlimmsten Stoßzeit nicht länger. Das wäre gestern unmöglich gewesen." Sie fügte hinzu: "Es wäre großartig, wenn die Regierung den Verkehr immer so einschränken würde.
Mehr als das auch sonst übliche Gedränge gab es jedenfalls nicht: "Es war fast alles wie immer, nur viel sauberer als sonst", sagte eine junge Frau. Die auffallend zahlreichen Reinigungskräfte sollen den Pekingern das Benutzen der U-Bahn wohl auch für die Zukunft schmackhaft machen.
FTD.de, 17.08.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
FTD-Services
Streit am Arbeitsplatz, mit Vermieter oder Finanzamt? Aktuelle Urteile aus vielen Rechtsgebieten kostenlos in dieser Datenbank. mehr |
Nachrichten
Schon 40 Kilometer der südkoreanischen Westküste sind durch Öl verschmutzt. mehr
Im US-Wahlkampf spannen die Kandidaten Prominente und Angehörige für sich ein. Die Wähler beeindruckt das wenig. mehr
In Russland mehren sich die Gerüchte um die Zukunft von Präsident Wladimir Putin. mehr
Die Klimakonferenz auf Bali will alle Länder auf konkrete Emissionsziele bis 2020 festnageln. mehr
In den USA wollen Politiker die illegalen Einwanderer aus dem Land drängen - und gefährden die Wirtschaft. mehr
Europa feiert in Lissabon seine neue Partnerschaft mit Afrika -die mit handfestem Krach begann. mehr
Die Ermittlungen des US-Justizministeriums könnten in eine offizielle Untersuchung münden. mehr
Eklat zum Gipfel-Ende: Simbabwes Präsident Mugabe zürnte über die "Arroganz einer Viererbande". mehr
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon die Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe angeprangert. mehr
Der US-Geheimdienst hatte die Existenz der Bänder vehement bestritten. mehr
Das von der US-Regierung geknüpfte Sicherheitsnetz ist nach Ansicht von Kritikern nicht engmaschig genug. mehr
Peking setzt Garantien zur Sicherung von Exportgeschäften aus. mehr
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
FTD-
Sonderbeilagen
Trends und Themen
gebündelt
900 Headhunter
3.000 Researcher
60.000 + Jobs
Kostenfreie Reg!
Go Ahead:
Jetzt Ltd.
online gründen
beim Marktführer.
Bookmarken bei ...