10. September 2007
Die portugiesische Polizei übergibt den Fall Madeleine an die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungsunterlagen, die eine mögliche Verwicklung der Eltern in den Vermisstenfall behandeln, sollen am Dienstag der Anklagebehörde vorgelegt werden. Dies hätte eigentlich schon am Montag geschehen sollen, nun würden die Akten am Dienstagmorgen dem portugiesischen Staatsanwalt Jose Cunha de Magalhaes e Meneses übergeben, sagte Polizeisprecher Olegario Sousa am Montagabend in Portugal.
Die Anklagebehörde muss dann entscheiden, ob Kate und Gerry McCann beschuldigt werden. Die Staatsanwaltschaft muss auch beurteilen, ob die Verdachtsmomente ausreichen, die McCanns vor einen Ermittlungsrichter zu zitieren. Beide waren am Wochenende offiziell als Verdächtige benannt worden; sie kehrten am Sonntag in ihren Heimatort Rothley in Mittelengland zurück.
Unterdessen berichtete der britische TV-Sender Sky News, die portugiesische Polizei habe in einem Mietwagen, den die McCanns fünf Wochen nach dem Verschwinden ihrer Tochter benutzt hätten, DNS-Spuren von Madeleine gefunden. Dies deute daraufhin, dass ihre Leiche im Kofferraum des Wagens gewesen sei. Der Sender nannte keine Quelle für den Bericht, die Polizei äußerte sich nicht. Das Ehepaar McCann hat mehrmals beteuert, mit dem Verschwinden der Tochter nichts zu tun zu haben.
Sollte der Fall vor einem Ermittlungsrichter landen, kann dieser festlegen, ob die bisherigen Auflagen für die Eltern verschärft werden. Bisher dürfen die McCanns reisen, wohin sie wollen. Sie müssen der portugiesischen Polizei lediglich ihren Aufenthaltsort nennen und Bescheid geben, wenn sie mehr als fünf Tage unterwegs sind. Der Ermittlungsrichter kann die Eltern im äußersten Fall sogar verhaften erlassen.
Das Ehepaar war gestern nach England zurückgekehrt. Nach Angaben einer Sprecherin der Familie war die Abreise mit dem vollen Einverständnis der portugiesischen Behörden erfolgt. Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa berichtete dagegen, die Kriminalpolizei habe von dem Rückflug nichts gewusst. Nach ihrer Ankunft am Flughafen von East Midlands beteuerten sie, mit dem Verschwinden ihrer Tochter nichts zu tun zu haben.
In Großbritannien ist der Fall Madeleine heute wieder das Top-Thema in den Medien. Sky News hatte berichtet, die portugiesische Polizei wolle erneut mit Spürhunden das Gebiet um die Ferienanlage absuchen, aus der Madeleine am 3. Mai verschwand. Laut BBC haben die McCanns in Großbritannien unterdessen zwei Anwälte engagiert. Einer von ihnen habe bereits den chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet vertreten. (N24.de, dpa,AP)