Die Øresundbrücke und die Umwelt

Bau der Øresundbrücke

Im Gesetz über den Bau der Öresundverbindung aus dem Jahre 1991 wurde die endgültige Form und Trassierung der Verbindung so festgelegt, dass Umweltgesichtspunkte, technische Möglichkeiten und wirtschaftliche Angemessenheit vor dem Hintergrund der Vermeidung schädlicher Einflüsse auf die Umwelt Vorrang hatten.

Die dänischen und schwedischen Behörden bestimmten, die Öresundverbindung müsse so konstruiert werden, dass die Ströme von Wasser, Salz und Sauerstoff zur Ostsee unverändert bleiben. Diese Forderung wurde als Nulllösung bezeichnet und sollte teils durch Optimierung der eigentlichen Form der Verbindung mit dem Ergebnis, dass der Blockierungseffekt auf die Wasserströmungen auf 0,5% reduziert wurde, teils durch ausgleichende Ausgrabungen am Meeresboden erreicht werden.

Um die Flora und Fauna im Öresund während des Baus der Verbindung weitestgehend zu schützen, bekam das Øresundsbro Konsortium von den dänischen und schwedischen Umweltbehörden die Auflage, die höchste Durchschnittsmenge von Spillage von den Baggerarbeiten im Öresund auf 5 Prozent zu begrenzen. Weiter wurden auch Auflagen in bezug auf die zulässigen Einflüsse auf die Umwelt im Öresund erteilt.

Insgesamt wurden ca. 7,5 Mio. m3 Bodenmaterial im Öresund abgebaggert, davon 5 Mio. m3 auf dänischem Territorium. Das gesamte Baggergut wurde zur Hinterfüllung der Halbinsel und der künstlichen Insel Peberholm benutzt. Die Umwelt in und am Öresund wurde umfassend und intensiv überwacht, damit die Einhaltung sämtlicher Umweltauflagen gewährleistet werden konnte. Die Nulllösung wurde über Berechnungen an 2 voneinander unabhängigen hydrografischen Modellwerkzeugen auf Grundlage von Eingaben aus dem umfassenden hydrografischen Überwachungsprogramm erzielt.

Im Abschlussbericht von 2001 stellen die dänischen und schwedischen Aufsichtsbehörden fest, dass sowohl Nulllösung als auch alle sonstigen biologischen Umweltauflagen eingehalten worden sind.

Die Øresundbrücke im Alltag

Die Forderungen der Behörden an die Einflüsse, die durch den alltäglichen Betrieb auf der Øresundbrücke entstehen, beziehen sich auf Lärmbelastung, Abwasser von der Brücke, Einleitung von Drainagewasser vom Tunnel sowie Berechnung der Emissionen von verkehrsbedingten CO2 und Treibhausgasen. Weiterhin wird generell verlangt, dass das Øresundsbro Konsortium die eigene Umwelt im Griff hat und einen alljährlichen Umweltbericht erstellt.

Im Laufe von 2002 und 2003 wurde ein neues Umweltleitsystem eingeführt, mit dem gesichert wird, dass mit der Überwachung und Reduzierung der Umweltbeeinflussungen zielgerichtet gearbeitet wird, und dass die Ergebnisse der Umweltmaßnahmen in einem jährlich erscheinenden Umweltbericht festgehalten werden.

Neben den aus Betrieb und Wartung entstehenden Beeinflussungen werden auch alljährlich verkehrsbedingte Einflüsse sowie eine Reihe andere Faktoren, wie das Aufkommen von Tieren und Pflanzen an den Brückenpfeilern und auf Peberholm, berichtlich festgehalten.

Auf Peberholm hat sich eine sehr spannende Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt, darunter auch mehrere seltene Arten. Und an den Brückenpfeilern halten sich Miesmuscheln und Algen in großer Zahl fest. Das schwedische Umweltgericht wird 2004 beschließen, ob der Lernacken-Kanal, der 1996 angelegt wurde, bis zum ursprünglichen Meeresbodenniveau wieder aufgefüllt werden soll. Untersuchungen des Øresundsbro Konsortiums belegen, dass sich eine natürliche Tier- und Pflanzenwelt im Kanal angesiedelt hat. Außerdem wird das Umweltgericht 2005 die Frage behandeln, inwieweit der Lebensraum der Fische im Öresund durch die Øresundbrücke beeinflusst worden ist. Dazu führte das schwedische Fischereiamt 1992 – 2003 umfassende Untersuchungen durch.

Betrieb und Wartung

Das Umweltleitsystem des Øresundsbro Konsortiums konzentriert sich in erster Linie auf die Einflüsse, die durch die eigenen Betriebs- und Wartungsaktivitäten entstehen. Übergeordnetes Ziel ist die laufende Kontrolle und Reduzierung der Umweltbeeinflussungen.

Die wesentlichsten Einflüsse entstehen durch den Einsatz von Ressourcen (Energie, Wasser und Verbrauchsmaterialien), Abfallproduktion und Unfälle.

Verkehr

Zielsetzung des Øresundsbro Konsortiums ist die Überwachung der Umwelteinflüsse, die durch den Verkehr auf der Brücke entstehen und so nicht zum Verantwortungsbereich des Konsortiums gehören. Grundsätzlich lassen sich die Einwirkungen nicht direkt einschränken, ohne nicht auch gleichzeitig in den Verkehr eingreifen zu müssen. Jedoch lassen sich die Einwirkungen auf die umgebende Umwelt in gewissen Fällen reduzieren.

Die wesentlichsten vom Verkehr verursachten Einflüsse sind Schadstoffemissionen, Lärm, Abfall sowie eventuelle Unfälle.

Die Schadstoffemissionen des Strassen- und Schienenverkehrs betragen jährlichca. 94 Tonnen NOx , 13 Tonnen Kohlenwasserstoff, 130 Tonnen CO, 20.000 Tonnen CO2 und 6 Tonnen SO2 . Trotz eines wesentlichen Anstiegs im Transport von Personen und Gütern hat sich der Schadstoffausstoß der öresundquerenden Verkehre in die Atmosphäre beinahe halbiert im Vergleich zu 1999, dem letzten Jahr vor Eröffnung der Verbindung.

Seit der Eröffnung sind mehrere umfassende Messungen und Berechnungen der Lärmbelästigung auf der Brücke und am Brückenwiderlager bei Lernacken auf der schwedischen Seite der Øresundbrücke durchgeführt worden. Sämtliche Untersuchungen bezeugten, dass die Lärmbelästigung durch Strasse und Schiene sehr niedrig liegt und dass alle Auflagen der schwedischen Behörden mehr als erfüllt worden sind.

Jedes Jahr verlieren oder ”entsorgen” die Verkehrsteilnehmer ca. 6 Tonnen Abfall entlang der Autobahn. Der Abfall wird eingesammelt und in Malmö geregelt entsorgt. Weiterhin wird ca. 1 Tonne Fegemüll von der Reinhaltung der Autobahn entsorgt.

Die Sicherheit der Strassen- und Bahnreisenden auf der Öresundverbindung ist hoch. Die Autobahnanlage wird rund um die Uhr von der Verkehrsleitstelle in Lernacken aus überwacht und dynamische Verkehrsschilder auf der gesamten Verbindung können die Verkehrsteilnehmer umgehend warnen, sollte der Verkehr unregelmäßig ablaufen. Aktive Glättebekämpfung, effiziente Wind- und Wetterwarnung sowie hohe Sicherheit bei Absperrungen tragen ebenfalls dazu bei. Die Bahnstrecke ist mit modernen Sicherheitssystemen ausgerüstet, darunter automatische Zugkontrolle und Streckenfunk.

Sonstige Einflüsse

Die wesentlichsten Einflüsse, die Betrieb und Wartung oder dem Verkehr unmittelbar zuzuschreiben sind, umfassen die Regenwassereinleitung von der Brücke, Vogelkollisionen, Einwanderung von Tieren und Pflanzen nach Peberholm, Ansiedelung von Tieren und Pflanzen an den Brückenpfeilern, Rückbau des Lernacken-Kanals und anderer Wasserbiotope sowie Einflüsse auf den Fischbestand im Öresund.

Regenwassereinleitung

Von der Öresundverbindung aus wird Regenwasser in den Öresund eingeleitet. Dabei werden Abriebstoffe von der Fahrbahn und den Fahrzeugreifen ausgewaschen. Im Verhältnis zu den sonstigen Einleitungen aus Dänemark und Schweden in den Öresund geht es um unerhebliche Mengen, die für die maritime Umwelt des Öresund keine Bedeutung haben. Die Mengen entsprechen vergleichbaren Autobahnstrecken in Dänemark und Schweden, wobei jedoch der Zinkspiegel höher liegt, da dieses Material noch immer von den verzinkten Oberflächen der Brückengeländer und Lichtmasten ausgewaschen wird.

Vogelkollisionen

Im Oktober 2000 kollidierte eine größere Anzahl Zugvögel bei unsichtbarem Wetter mit der Brücke. Seitdem hat das Øresundsbro Konsortium die Anzahl toter Vögel auf der Verbindung aufgezeichnet. Seit dem Herbst 2002 versucht das Øresundsbro Konsortium die Kollisionsgefahr in der Vogelzugsaison zu verringern, indem die Pylonenbeleuchtung bei schlechter Sicht abgeschaltet wird.

Peberholm

Die künstlich Insel Peberholm, die ausschließlich aus Baggergut vom Meeresboden besteht, ist ohne jede Naturpflege, Einsäung oder Bepflanzung. Somit ergibt sich die Möglichkeit für eine natürliche Entwicklung von Pflanzen- und Tierleben auf der Insel, die durch jährliche Bestandsaufnahmen verfolgt wird. Es sind mehr als 300 Pflanzenarten auf der Insel festgestellt worden, mehr als 10 Vogelarten brüten dort, darunter die seltenen Zwergseeschwalben und Säbelschnäbler. Außerdem wurden seltene Schmetterlinge und Spinnen auf der Insel gefunden.

Bewuchs an den Brückenpfeilern

Das Øresundsbro Konsortium hat bei der Untersuchung der Brückenpfeiler an einem Teil von ihnen festsitzende Tier- und Pflanzenansiedelungen festgestellt. Die Schicht besteht in erster Linie aus Miesmuscheln, Seepocken und Algen.

Lernacken-Kanal

Der Lernacken-Kanal wurde 1996 gebaut, um die Errichtung der Brückenpfeiler vor Lernacken zu ermöglichen. Bis 2003 wurden Bodenfauna und Sedimente im Lernacken Kanal überwacht. Die Untersuchungen ergaben keine Anzeichen auf eine ständige Akkumulation von Materialien, die zu Sauerstoffschwund führen könnte. Die Fauna des Kanals unterschiedet sich nicht von den angrenzenden Bereichen. 2004 beschließt das schwedische Umweltgericht, ob der Lernacken-Kanal auf das ursprüngliche Meeresbodenniveau rückgebaut werden soll.

Fische

Das schwedische Fischereiamt hat von 1992 bis 2003 Beeinflussungen des Fischbestands im Öresund als Folge von Bau und Betrieb der Öresundverbindung untersucht. 2005 nimmt das schwedische Umweltgericht auf Grundlage der Untersuchungen des Fischereiamts Stellung zur der Frage, ob die Verbindung die Möglichkeiten der Allgemeinheit zum Fischfang beeinflusst hat.

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