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Radio-Café | MDR FIGARO | 01.10.2007 | 22:00 Uhr
Ganz unten, ganz oben und immer mittendrin
Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff war am Sonntag, 02. September von 15:00 bis 16:30 Uhr zu Gast im FIGARO Radio-Café in der Leipziger Moritzbastei und berichtete von neuen Projekten. Wir wiederholen die interessante Sendung anlässlich des 65. Geburtstages von Günter Wallraff am 01. Oktober.
Günter Wallraff, Jahrgang 1942, arbeitet als Journalist und Buchautor; Rechte: dpa
Günter Wallraff, Jahrgang 1942, arbeitet als Journalist und Buchautor
"Günter Wallraffs Vorschlag, die 'Satanischen Verse' in einer Moschee zu lesen, lässt den selten um Worte verlegenen deutschen Debattenzirkus verstummen. Der Grund ist einfach: Der Mann hat eine wichtige Denkübung provoziert. Die Talkshow-Ritter gehen lieber in Deckung", so war in der Online-Ausgabe des Spiegels im Juli zu lesen. Ein Grund mehr für MDR FIGARO-Moderator Thomas Bille, den streitbaren Journalisten als Gast in das Radio-Café einzuladen.

Günter Wallraff machte sich als verdeckt ermittelnder Reporter und mit spektakulären Enthüllungen aus der Arbeitswelt einen Namen. Zuletzt erkundete er als Angestellter in zwei Kölner Callcentern dubiose Methoden des Telefonmarketings.
"Wallraff hat eine andere Methode gewählt, er dringt in die Situation, über die er schreiben möchte, ein, unterwirft sich ihr und teilt seine Erfahrungen und Ermittlungen in einer Sprache mit, die jede 'Überhöhung' vermeidet, sich nicht einmal des Jargons bedient, der ja als poetisch empfunden werden könnte."
Heinrich Böll
In: Christian Linder (Hg.), In Sachen Wallraff, Köln 1975
 
Günter Wallraff wurde 1942 in Burscheid bei Köln geboren. Nach einer Buchhändlerlehre und ersten literarischen Versuchen wurde er zur Bundeswehr eingezogen, verweigerte jedoch den Dienst. In der Folge wurde er zur Beobachtung in die Psychatrie überwiesen. Seine Erfahrungen in der Rolle des unfreiwilligen Patienten hielt er in den "Bundeswehr-Tagebüchern" fest. Diese Zeit war ein Schlüsselerlebnis, das seine journalistische Arbeit stark beeinflusste: Er hatte sich vorgenommen, die bundesdeutsche Wirklichkeit von Innen und von Unten zu durchleuchten. Bekannt wurde Wallraff durch die "Industriereportagen", die 1970 als Taschenbuch erschienen.

Für seine Reportagen nahm er immer wieder neue Identitäten an. So schlüpfte er zum Beispiel in die Rolle eines "Ministerialrats Kröver", des Gastarbeiters "Ali Levent" oder des Boulevard-Reporters "Hans Esser". Sein Ziel war dabei immer das Sichtbarmachen von unwürdigen Arbeits- und Lebensverhältnissen und die Durchsetzung des Rechts der Öffentlichkeit auf Information.

Für großes Aufsehen sorgte seine Trilogie (1977/1979/1981) über eine viermonatige Tätigkeit bei der Bild-Zeitung. Selbsterfahrungsberichte und Dokumente sollten zeigen, mit welch fragwürdigen Mitteln die Zeitung zu ihren Veröffentlichungen gelangt. Große Resonanz erfuhr auch das Buch "Ganz unten" (1985). Wallraff sammelte als türkischer Gastarbeiter demütigende Erfahrungen als Aushilfe, Leiharbeiter und Medikamententester.

Im August dieses Jahres erschienen die Biografien "Der Mann, der Günter Wallraff ist" von Jürgen Gottschlich und "Günter Wallraff - Leben, Werk, Wirken, Methode" von Ina Braun.

 
zuletzt aktualisiert: 05. September 2007 | 19:50
 
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