Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer

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Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer

Bild:Logo GDL.gif
Vereinsdaten
Anschrift: Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Baumweg 45
60316 Frankfurt am Main
Verbände: 7 Bezirke
Mitglieder: ca. 34.000 (Stand: Juli 2007)[1]
Bundesvorstand
Vorsitzender: Manfred Schell
Stv. Vorsitzender: Claus Weselsky
Stv. Vorsitzender: Günther Kinscher
Internet
Website: www.gdl.de

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ist eine Gewerkschaft im dbb beamtenbund und tarifunion mit Sitz in Frankfurt am Main.

Sie ist Tarifpartner der Deutschen Bahn und vieler privater Eisenbahnverkehrsunternehmen.[2] Seit ihrer Gründung im Jahr 1867 bis ins Jahr 2002 vertrat die GDL ausschließlich Lokführer. 2002 öffnete sie sich für das gesamte Fahrpersonal.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Mitglieder

Ende Mai 2007 waren von 19.611 Triebfahrzeugführern der Deutschen Bahn 15.500 (79 Prozent) in der GDL organisiert, von 11.844 Mitarbeitern im Zugbegleitdienst der DB 3900 (33 Prozent). Insgesamt 62 Prozent des Zugpersonals (19.450 von 31.455 Mitarbeitern) waren in der GDL organisiert.[2]

[Bearbeiten] Organisation

Höchstes Organ der GDL ist eine Generalversammlung, welche in der Regel alle vier Jahre stattfindet. Als ausführendes Organ steht dieser, neben einem 20 Mitglieder umfassenden Hauptvorstand, ein geschäftsführender Vorstand vor. Den Bundesvorsitz hat Manfred Schell inne, die beiden Stellvertreterpositionen Günther Kinscher und Claus Weselsky.[2]

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat als Untergliederung sieben Bezirke: Bayern, Berlin-Sachsen-Brandenburg (BSB), Nordrhein-Westfalen, Frankfurt am Main (Hessen), Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt und Thüringen), Nord (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie die Hansestädte Hamburg und Bremen) und Südwest (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland). Unter der Ebene der Bezirke bestehen ca. 200 Ortsgruppen[2] mit ca. 34.000 Mitgliedern.

Seit 1958 besteht die Jugendorganisation GDL-Jugend. Sie vertritt die gewerkschaftspolitischen Interessen der GDL-Mitglieder bis zum 27. Lebensjahr in der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft gibt eine Mitgliederzeitschrift namens VORAUS mit zehn Ausgaben pro Jahr heraus (ISSN 1438-0099).

In der Frankfurter Zentrale arbeiten 29, in den sieben regionalen Geschäftsstellen 20 weitere Vollzeitbeschäftigte.[1]

[Bearbeiten] Geschichte

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer wurde 1867 als Verein Deutscher Lokomotivführer (VDL) gegründet und betrachtet sich damit als älteste deutsche Gewerkschaft.[3] Die GDL wurde im Jahre 1937 von den Nationalsozialisten verboten. Erste Ortsverbände der GDL wurden 1946 wiedergegründet. 1949 fand die erste Generalversammlung nach dem Zweiten Weltkrieg statt; dabei wurde auch der Beitritt zum Deutschen Beamtenbund beschlossen. Am 24. Januar 1990 wurde die GDL als erste freie Gewerkschaft in der DDR wiedergegründet; am 29. Januar 1991 schlossen sich GDL West und Ost zu einer gesamtdeutschen Gewerkschaft zusammen.[2]

Mit dem Verweis auf unvereinbare tarifpolitische Ziele löste sich die GDL im Juli 2002 aus der Tarifgemeinschaft der Deutschen Bahn, die sie bis dahin mit der gleichfalls zum dbb beamtenbund und tarifunion gehörenden GDBA sowie der DGB-Gewerkschaft Transnet bildete.[4] Im November 2002 scheiterte ein Ergänzungstarifvertrag, der bis zu 18 zusätzliche unbezahlte Schichten pro Jahr bei DB Regio vorsah, am Widerstand der GDL.

Im Februar 2003 legte die GDL erstmals einen Vorschlag für einen Spartentarifvertrag für das Zugpersonal vor.[2] Verhandlungen zwischen März und Mai 2003 zwischen DB AG und der Gewerkschaft scheiterten; am 6. März 2003 kam es zu einem Warnstreik. Ein Schlichtungsverfahren bleibt ohne Ergebnis, ein Gerichtsurteil bescheinigt der GDL, für einen eigenen Tarifvertrag streiken zu dürfen. Im Mai 2003 wurde eine Regelungsabrede zwischen DB und GDL vereinbart; diese legt eine Tarifführerschaft der GDL fest: Belange der Lokführer dürfen nicht über die GDL hinweg entschieden werden.[5] Im Februar 2005 scheitern Verhandlungen über einen Flächentarifvertrag; nach Angaben der GDL kommt es, neben einem Kündigungsschutz und Fragen der Arbeitszeit, zu keiner signifikanten Einkommensverbesserung des Fahrpersonals. Im August 2005 werden Verhandlungen zwischen DB und GDL über Langzeitarbeitskonten und einen Sozialsicherungstarifvertrag aufgenommen. Die Verhandlungen scheiterten, nachdem keine Einigung über die Verwendung der Mittel erreicht werden konnte. Im Anschluss legte die GDL einen Qualifizierungstarifvertrag vor, über den seither keine Verhandlungen mehr erfolgten.[2]

[Bearbeiten] Tarifstreit und Streik 2007

Warnstreik der GDL am Leipziger Hauptbahnhof
Warnstreik der GDL am Leipziger Hauptbahnhof

Im Mai 2006 beschloss die Generalversammlung der GDL die Forderung nach einem eigenständigen Fahrpersonaltarifvertrag (insbesondere Lokführer, Zugbegleiter und Mitarbeiter im Speisewagen).[2] Diesen stellte sie im Frühjahr 2007 als Modell vor. Er sah bessere Arbeitsbedingungen und eine Erhöhung des Grundentgeltes um bis zu 40 Prozent vor, wobei einige Zulagen der heutigen Entgeltsystematik in das Grundentgelt integriert werden sollten. Die Deutsche Bahn war bisher nicht bereit, über einen solchen Spartentarifvertrag zu verhandeln.

Vor diesem Hintergrund erfolgten am 3. und 10. Juli 2007 flächendeckende Warnstreiks des in der GDL organisierten Fahrpersonals. Es waren die ersten flächendeckenden Lokführerstreiks in der Geschichte der Deutschen Bahn AG.[6] Ende Juli wurde die Urabstimmung eingeleitet. Am 6. August gab die GDL das Ergebnis bekannt, wonach eine Mehrheit von 95,8 % der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik stimmten.[7] Die GDL kündigte daraufhin für den 9. August 2007 erste bundesweite Streikaktionen an. Diese versuchte die Deutsche Bahn zunächst per Einstweiliger Verfügung durch das Arbeitsgericht Nürnberg zu verbieten, diese galt bis zum Abschluss des Hauptsacheverfahrens in Chemnitz, längstens bis zum 30. September 2007. [8] [9] Am 9. August einigten sich Deutsche Bahn und GDL auf zwei Schlichter: Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler. [10]Nach Angaben der Transnet wechselten im Rahmen der Tarifauseinandersetzung bis Mitte August 2007 nahezu 1000 Gewerkschaftsmitglieder zur GDL.[11] Nach gescheiterten Verhandlungen rief die Gewerkschaft zu einem dreistündigen Streik am 5. Oktober [12] und am 12. Oktober 2007 zu einem ganztägigen Streik auf [13].

[Bearbeiten] Mitgliedschaften

Die GDL ist Mitglied in folgenden Organisationen: Europäische Union der unabhängigen Gewerkschaften, deutscher beamtenbund und tarifunion, Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland, Allianz pro Schiene

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. a b Ein Mann will nicht bremsen. In: Die Zeit vom 12. Juli 2007
  2. a b c d e f g h Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer: Der Fahrpersonaltarifvertrag: Zahlen, Fakten, Hintergründe
  3. Spiegel-Notiz
  4. Deutschlands oberster Lokführer, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. Juli 2007
  5. Das Ringen der Lokführer um einen eigenen Tarifvertrag. In: Fränkischer Tag vom 5. Juli 2007
  6. Die Räder stehen still. In: die tageszeitung vom 3. Juli 2007
  7. www.reuters.com: Lokführergewerkschaft stimmt für Streik bei der Bahn vom 6. August 2007
  8. Arbeitsgericht verbiete Bahnstreiks. Tagesschau.de vom 8. August 2007
  9. Einstweilige Verfügung des LAG Nürnberg
  10. www.ad-hoc-news.de
  11. Transnet droht mit Aufsplittern des Bahn-Tarifwerks. In: net tribune vom 20. August 2007
  12. Netzeitung: Arbeitskampf bei der Bahn: Lokführer streiken für drei Stunden
  13. [1]

[Bearbeiten] Weblinks

WikiNews
Wikinews: GDL-Verhandlungen gescheitert: Lokführer streiken – Nachrichten
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