Koreakrieg

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Der Koreakrieg war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) zusammen mit ihren chinesischen Verbündeten auf der einen Seite und der Republik Korea (Südkorea) zusammen mit UNO-Truppen (vor allem der USA) auf der anderen Seite. Er wurde am 25. Juni 1950 begonnen, und beide Parteien eroberten wechselseitig beinahe die gesamte koreanische Halbinsel. Letzten Endes führte er wieder zu der Ausgangsposition zurück, zementierte aber die Teilung Koreas, zerstörte fast die gesamte Industrie des Landes und forderte große Verluste in der Zivilbevölkerung.

Er endete am 27. Juli 1953 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandabkommens. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht abgeschlossen, die beiden koreanischen Staaten befinden sich offiziell also auch heute noch immer im Krieg. Am 4. Oktober 2007 beschlossen der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il, den Friedensprozess einzuleiten.[1] Spätestens mit dem Eingreifen der USA und Chinas bekam der Krieg die Rolle eines Stellvertreterkrieges, und er zeigte auch die endgültige Spaltung der ehemaligen Alliierten des Zweiten Weltkriegs in die kommunistischen Staaten China und Sowjetunion auf der einen Seite sowie die kapitalistischen Staaten unter Führung der USA. Er beschleunigte auch die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, welche sich damals mit Südkorea besonders identifizierte.

In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht „6·25“ genannt, was sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht. Seltener findet man die formelle Bezeichnung „Koreakrieg“ (Hanguk jeonjaeng 한국 전쟁 / 韓國戰爭). In Nordkorea wird er üblicherweise als „Vaterländischer Befreiungskrieg“ (Choguk haebang chŏnjaeng 조국해방전쟁) bezeichnet. In den USA wurde er offiziell nur „Korean Conflict“ (Koreanischer Konflikt) genannt und als Polizeiaktion deklariert, vor allem, um eine Kriegserklärung zu vermeiden. In China hieß er offiziell „Widerstandskrieg gegen die US-Aggression und Hilfe für Korea“ (Kàng Měi yuán Cháo 抗美援朝), heute häufig auch einfach „Koreakrieg“ (Cháoxiǎn zhànzhēng 朝鲜战争). Oft wird der Koreakrieg auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet, da er ein großer Konflikt des 20. Jahrhunderts war, aber trotzdem selten genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Ab 1894 war das Kaiserreich Korea unter die Vorherrschaft Japans geraten, 1910 von Japan annektiert worden. Japan beutete das Land, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs, skrupellos aus. Nach der Kapitulation Japans 1945 wurde das am Zweiten Weltkrieg unbeteiligte Korea unter den Siegermächten geteilt. Das Gebiet nördlich des 38. Breitengrades wurde unter sowjetische Verwaltung, das südliche unter US-amerikanische Verwaltung gestellt. Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta beschlossen, dass Korea ein vereinigtes, unabhängiges Land unter einer gewählten Regierung werden sollte, legten jedoch keine Details fest. Nachdem der Kalte Krieg begonnen hatte, wollten beide Seiten diesen Beschluss nicht mehr ausführen. Der 38. Breitengrad wurde zur Demarkationslinie.

Die UNO, die zu diesem Zeitpunkt den USA nahe stand, übernahm am 14. November 1947 das Mandat für die Wiedervereinigung. Die USA führten am 10. Mai 1948 unter Aufsicht der UNO Wahlen durch, mangels Kooperation der Sowjetunion aber nur im Süden. Aus diesen ging der aus dem Exil in den USA zurückgekehrte Rhee Syngman als Sieger hervor. Von manchen Beobachtern wurde die Wahl als unfair oder gefälscht bezeichnet. Rhee Syngman übernahm die Regierungsgeschäfte von den USA am 13. August 1948 und rief am 15. August die Republik Korea aus. Als Reaktion proklamierte der von den Sowjets geförderte Kim Il-sung am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea. Kim Il-sung galt nach westlichen Maßstäben als Diktator. Auch Rhee Syngman zeigte autokratische Tendenzen, war aber proamerikanisch und Antikommunist. Es gab auch eine wahrnehmbare Opposition. Die sowjetischen und amerikanischen Truppen verließen 1949 das Land.

Eine B-29 der US Air Force beim Flächenbombardement über Korea (1951)
Eine B-29 der US Air Force beim Flächenbombardement über Korea (1951)

Die USA sahen die kommunistischen Staaten dieser Zeit als einen von der Sowjetunion geführten Monolithen und nahmen an, dass Nordkorea als deren Spielfigur den Krieg suchte. Heute wird auf Grundlage der geöffneten Archive Russlands hingegen vor allem Kim Il-sung als die treibende Kraft gesehen, der den zögernden Josef Stalin überzeugte, das Risiko einzugehen – und diesen auch gegen Mao ausspielte. Sowohl die Demokratische Volksrepublik Korea als auch die Republik Korea sahen sich als Vertretung des ganzen Landes und wollten es unter dem jeweils eigenen System vereinigen. Beide Seiten suchten die Eskalation, und so kam es bereits vor dem Krieg immer öfter zu Scharmützeln an der Demarkationslinie.

Anfang 1949 versuchte Kim Il-sung Stalin zu überzeugen, dass die Zeit für eine konventionelle Invasion des Südens gekommen sei. Stalin lehnte jedoch ab, da die nordkoreanischen Truppen noch recht schlecht ausgebildet waren und er die Einmischung der USA fürchtete. Im Laufe des Jahres wurde die nordkoreanische Armee zu einer offensiven Organisation nach dem Vorbild der Sowjetarmee geformt und mit Waffen aus der Sowjetunion ausgerüstet. 1950 war Nordkorea dem Süden in jeder Waffengattung deutlich überlegen.

Am 12. Januar 1950 sagte der US-Außenminister Dean Acheson dem National Press Club, dass Amerikas Verteidigungslinie auf die Linie von den Alëuten über Japan, den Ryūkyū-Inseln bis zu den Philippinen führen würde. Mit diesem „defensive perimeter” sagte er indirekt aus, dass die USA nicht um Korea kämpfen würden; diese wahrscheinlich unbedachte Äußerung ermutigte Nordkorea und die Sowjetunion, den Konflikt zu suchen. Bei einem Besuch Kims im März/April 1950 in Moskau genehmigte Stalin die Invasion. Andererseits ist es möglich, dass Nordkorea auch einem mehrfach von US-amerikanischer/südkoreanischer Seite angedrohten bewaffneten Konflikt zuvorgekommen sein könnte. Es gibt viele, auch in westlichen Quellen, dokumentierte Aussagen, nach denen ein Angriff auf Nordkorea aus südkoreanischer Sicht nur eine Frage der militärischen Stärke wäre – was jedoch nicht unbedingt bedeutet, dass eine militärische Aktion des Südens zu diesem Zeitpunkt auch unmittelbar bevorstand. (Li Syng Man [Rhee Syngman], 10. April 1949: Wir sind heute tatsächlich in jeder Hinsicht für diese Vereinigung (mit Nordkorea) fertig, bis auf einen Punkt: Wir haben nicht genug Waffen und Munition… Wir müssen genug Streitkräfte haben, um in den Norden vorzurücken, die Verbindung mit der Armee in Nordkorea, die uns ergeben ist, herzustellen, den Eisernen Vorhang vom 38. Breitengrad bis zum Fluss Jalu zurückzuschieben und dort die Grenze gegen feindliche Infiltration zu bewachen.”) Die Volksrepublik China lehnte einen Krieg in Korea zu jener Zeit eher ab. Mao Zedong fürchtete die Destabilisierung der Region und ein gesteigertes Interesse der USA an asiatischen Angelegenheiten. Er wollte nicht in den Konflikt hineingezogen werden, außerdem sah er seinen Plan in Gefahr, die Kuomintang zu besiegen, die sich nach Taiwan zurückgezogen hatte.

[Bearbeiten] Kriegsbeginn

Kriegsverlauf
Kriegsverlauf

Am 25. Juni 1950 überschritten die Truppen der Nordkoreanischen Volksarmee nach mehrfachen Grenzverletzungen seitens Südkoreas die Grenze. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte daraufhin den Angriff. US-Präsident Harry S. Truman hatte bereits, ohne Einwilligung der UNO, Besatzungstruppen aus Japan nach Südkorea verlegt. Die gut gerüsteten Nordkoreaner zwangen die südkoreanischen Truppen zum Rückzug. Seoul wurde am 29. Juni erobert, und im September 1950 kontrollierten sie das ganze Land bis auf ein kleines Gebiet im Südosten um Busan. Die Frontlinie um den heute Busan Perimeter genannten Bereich lief von Masan nach Norden, ließ Daegu unter südkoreanischer Kontrolle und bog hier nach Osten ab bis zur Küste kurz unter Pohang. Mit der Versorgung und der Luftunterstützung der USA konnten die Südkoreaner ihre Lage stabilisieren.

[Bearbeiten] Die Reaktion des Westens und Kriegsverlauf

Generalleutnant Matthew B. Ridgway (l.) im Januar 1951
Generalleutnant Matthew B. Ridgway (l.) im Januar 1951

Der Koreakrieg löste größte Beunruhigung aus und viele fürchteten einen Dritten Weltkrieg. In Deutschland kam es zu einer Notbevorratungswelle.

Die UNO beschloss eine militärische Aktion, während die vetoberechtigte UdSSR die Sitzungen boykottierte, weil die kommunistische Volksrepublik China nicht Mitglied der UN werden durfte (bis 1971 galt die Republik China auf Taiwan als rechtliche Vertretung Chinas). 16 Mitgliedsländer schickten Truppen oder Sanitätspersonal, aber circa 90 % der Soldaten kamen aus den USA. Das Oberkommando erhielt der US-amerikanische General Douglas MacArthur. Der Vormarsch der nordkoreanischen Truppen wurde durch eine Landung in deren Rücken gestoppt, kurz bevor die letzte südkoreanische Verteidigungslinie um die Hafenstadt Busan gefallen wäre.

Im September 1950 wurde nach der Landung bei Incheon Seoul von den US-Amerikanern zurückerobert. Mit der Landung im Rücken der Front war die Nachschublinie der Nordkoreaner schlagartig durchschnitten, und der gleichzeitige Gegenangriff der 8. US-Armee und südkoreanischer Streitkräfte aus dem Busan-Brückenkopf brachte die nordkoreanischen Streitkräfte in eine schwierige Lage. Die eben noch siegreichen Armeen, die sich in einem mit Gewalt geführten Angriff gegen den UN-Brückenkopf verausgabt hatten, wurden zersprengt, gefangengenommen oder getötet. Der Angriff wurde mit Unterstützung südkoreanischer Verbände bis Pjöngjang vorangetrieben. In weiten Gebieten Südkoreas waren zu dieser Zeit noch versprengte nordkoreanische Soldaten als Partisanen aktiv. Der folgende blutige Guerillakrieg forderte zahllose unschuldige Opfer.

US-/UN-Einheiten überqueren 1950 den 38. Breitengrad
US-/UN-Einheiten überqueren 1950 den 38. Breitengrad
Fliegerbomben zerstören Lager- und Hafenanlagen in Wŏnsan, Nordkorea (1951)
Fliegerbomben zerstören Lager- und Hafenanlagen in Wŏnsan, Nordkorea (1951)

Südkoreanische Truppen überschritten am 30. September den 38. Breitengrad. Die UN-Truppen erhielten erst am 7. Oktober die Erlaubnis, die Grenze zu überschreiten. Ziel war nunmehr die Wiedervereinigung Koreas. MacArthur erreichte im November den Fluss Jalu an der Grenze der Mandschurei. Die Chinesen wollten ein vereinigtes Korea unter amerikanischem Einfluss nicht dulden und griffen mit einer zunächst 300.000 Soldaten umfassenden „Freiwilligenarmee” in Nordkorea ein. China war darauf bedacht, eine offizielle Einbeziehung zu vermeiden, wodurch der Charakter eines Stellvertreterkrieges verstärkt wurde. Am 1. Januar 1951 begannen 400.000 chinesische und 100.000 nordkoreanische Soldaten eine Offensive, der die 200.000 Soldaten der UN-Streitkräfte nicht standhalten konnten. Mit den US-Streitkräften flohen viele Zivilisten daraufhin in den Süden. Am 26. November begann die Schlacht um das Chosin-Reservoir, zugleich wurde von der nordkoreanischen Hafenstadt Hŭngnam aus unter dem Schutz der US-Flotte eine amphibische Rückzugsoperation durchgeführt. Am 3. Januar wurde Seoul geräumt und in der Folge eine Verteidigungslinie zwischen dem Gelben Meer und dem Japanischen Meer gebildet. Erst im März 1951 wurde die Stadt wieder von UN-Truppen besetzt, ein Großteil der Einwohner wurde von den Kommunisten verschleppt oder bei Widerstand ermordet. Die UN-Einheiten rückten wieder bis etwas über den 38. Breitengrad vor, der Krieg erstarrte hier in einem Stellungskrieg. Am 11. April 1951 wurde General MacArthur von Truman entlassen und durch General Matthew Ridgway ersetzt, da MacArthur eigenmächtig eine Ausweitung des Krieges auf China und den Einsatz von Atombomben gegen chinesische Städte gefordert hatte.

[Bearbeiten] Der Waffenstillstand

Gen. Mark Clark (li.) bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Hauptquartier der UN in Munsan am 27. Juli 1953; rechts neben ihm Vizeadmiral Robert P. Brisco
Gen. Mark Clark (li.) bei der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Hauptquartier der UN in Munsan am 27. Juli 1953; rechts neben ihm Vizeadmiral Robert P. Brisco

Auf Vorschlag der UdSSR begannen am 10. Juli 1951 in Kaesŏng in Nordkorea offizielle Waffenstillstandsverhandlungen. Eine Einigung scheiterte zunächst an der UNO-Forderung, dass Kriegsgefangene nicht gegen ihren Willen in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden dürfen. Nordkorea befürchtete, dass viele Soldaten in Südkorea bleiben würden.

Am 27. April 1953 setzen die USA eine Belohnung von 100.000 US-Dollar (damals circa 420.000 DM) für den ersten Piloten eines kommunistischen Landes aus, der mit einer MiG-15 zu den US-amerikanischen Truppen flüchtet. US-amerikanische Ingenieure waren an der Technik dieses Flugzeuges interessiert. Das Angebot wurde mit Flugblättern bekanntgemacht, die über Nordkorea abgeworfen wurden. Am 21. September 1953 floh ein Pilot der nordkoreanischen Luftwaffe mit einer MiG-15 nach Südkorea, allerdings wusste er nichts von der Belohnung, bekam sie aber trotzdem ausgehändigt.

Nach weiteren verlustreichen Kämpfen und zähen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1953 in Panmunjeom ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der UNO und Nordkorea abgeschlossen. Es bestätigte im Wesentlichen den 38. Breitengrad als Grenze zwischen Nord- und Südkorea und legte eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone entlang der Grenze fest; außerdem wurde eine neutrale Repatriierungskommission zur Überwachung des Gefangenenaustausches eingesetzt.

[Bearbeiten] Kriegsopfer

Der Krieg forderte unter der Zivilbevölkerung nach Schätzungen fast 3 Millionen Menschenleben. Circa 36.000 amerikanische, 600.000 koreanische und 673.800 chinesische Soldaten fielen in den Kämpfen. 450.000 Tonnen an Bomben wurden abgeworfen (vor allem von der US Air Force), darunter allein zwischen Juni und Ende Oktober 1950 insgesamt 3.281.270 Liter Napalm. Dies ist ein Vielfaches der im Vietnamkrieg eingesetzten Menge und war wesentlich verheerender, da in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie als später in Vietnam existierten. Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen neben den großen Infrastrukturanlagen wie Stauseen 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleich gemacht worden. General William Dean, der seit dem Juli 1950, in der Schlacht von Daejeon, nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als „Ruinen oder verschneite, leere Flächen”; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.

Toter Soldat der chinesischen Armee, 1951.
Toter Soldat der chinesischen Armee, 1951.

Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer: Von beiden Seiten wurden in verschiedenen Fällen Kriegsverbrechen begangen. Die nordkoreanischen Streitkräfte, ihre chinesischen Verbündeten und verschiedene paramilitärische kommunistische Gruppen, die im gesamten Land operierten schreckten vor Morden an Flüchtlingen oder Regimekritikern und -gegnern nicht zurück und praktizierten vielerorts eine Politik der verbrannten Erde. Die Südkoreaner hingegen führten einen rücksichtslosen Kampf gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte. So gibt es viele dokumentierte Berichte über Hinrichtungen von Mitgliedern oder ehemaligen Mitgliedern der kommunistischen Partei oder dieser nahestehenden Gruppierungen. Dabei waren viele Menschen nur aus der Not heraus den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten, so dass gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten und bei den häufig wechselnden „Besatzern“ die Sicherung des Überlebens einer Familie von der Mitgliedschaft in derartigen Gruppierungen abhing.

Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die amerikanische Regierung jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.[2] [3]

Von den 50.000 Kriegsgefangenen, die die USA machten, wollten nach Kriegsende nur die Hälfte wieder nach Nordkorea oder China zurück. Die nordkoreanischen Gefangenen, welche die Rückkehr verweigerten, fingen meist ein neues Leben in Südkorea an, während viele Chinesen nach Taiwan übersiedelten.

[Bearbeiten] Folgen

Grenze Nordkorea-Südkorea bei Panmunjeom
Grenze Nordkorea-Südkorea bei Panmunjeom

Der Koreakrieg hat die Teilung des Landes auf Jahrzehnte hinaus zementiert. An der demilitarisierten Zone stehen sich auch im Jahr 2007 noch über eine Million Soldaten gegenüber. Am 4.Oktober 2007 wurde jedoch bei einem historischen Gipfeltreffen zwischen beiden Staaten eine Friedenserklärung unterschrieben. Beide Staatschefs riefen in der Erklärung zu Frieden, Wohlstand und engerer Wirtschaftszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel auf. Dies ist die bislang deutlichste Bewegung zu einem Friedensvertrag. Eine Wiedervereinigung ist aber immer noch nicht in Sicht.

Im Norden konnte die kommunistische Führung ihre Macht trotz oder gerade wegen zunehmender wirtschaftlicher Probleme bis heute behaupten. Obwohl dieser Teil des Landes in einer besseren Ausgangslage war als der Süden, ist er heute ein Entwicklungsland, in dem ein großer Teil der Bevölkerung dauerhaft unterernährt ist. Die Wirtschaft ist deutlich auf das Militär ausgerichtet, Nordkorea ist mit großem Abstand das Land, das – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – die höchsten Militärausgaben hat.

In Südkorea bekam die zunehmend undemokratische Führung die Probleme des Landes kaum in den Griff. Kurz nachdem die Südkoreaner Rhee Syng-man aus dem Präsidentensitz vertrieben hatten, putschte sich jedoch unter Park Chung-hee das Militär an die Macht. Obwohl die Bürgerrechte in dieser Zeit stark beschnitten wurden, gelang es unter der Militärdiktatur, der Wirtschaft zu einem kometenhaften Aufstieg zu verhelfen. 1990 wurde die Verfassung schließlich zugunsten einer Demokratie geändert. Heute ist Südkorea ein nach westlichen Maßstäben stabiles und demokratisches Land, welches 2005 das zehntgrößte Bruttoinlandsprodukt weltweit erwirtschaftete.

Auch für die Verbündeten China und Sowjetunion sollte der Koreakrieg Folgen haben. Die Sowjetunion hatte Chinas Einmarsch in Korea mit großzügigen Krediten unterstützt, die China – selbst durch Jahrzehnte von Bürgerkrieg und japanischem Einfall gebeutelt – nun zurückzuzahlen hatte. China fühlte sich von seinem Verbündeten im Stich gelassen. Zusammen mit Rangeleien um die Vorherrschaft im Ostblock und einem militärischen Zusammenstoß an der chinesisch-sowjetischen Grenze führte das 1965 zum Bruch zwischen Moskau und Peking. China behauptet bis heute, den Koreakrieg gewonnen zu haben.

[Bearbeiten] Verweise

[Bearbeiten] Interne Verweise

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
Commons: Koreakrieg – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
Wiktionary: Koreakrieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Literatur

  • Bruce E. Bechtol: Paradigmenwandel des Kalten Krieges : Der Koreakrieg 1950-1953. In: Bernd Greiner /Christian Th. Müller / Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg, 2006, ISBN 3-936096-61-9, S. 141-166. (Rezension von H. Hoff, Rezension von I. Küpeli)
  • Michael Bothe: Streitkräfte internationaler Organisationen, Zugleich ein Beitrag zu völkerrechtlichen Grundfragen der Anwesenheit fremder Truppen. Köln: Heymanns 1968. S. 61-69 (Die Korea-Aktion).
  • Bruce Cumings: The Origins of the Korean War – Bd. 1: Liberation and the Emergence of Separate Regimes, 1945-1947, Yuksabipyungsa 2004, ISBN 8976966120; Bd. 2: The Roaring of the Cataract, 1947-1950, Princeton University Press 1992, ISBN 069102538X.
  • Allan R. Millett: Korean War: The Essential Bibliography (Essential Bibliographies), Potomac Books 2007, ISBN 1574889761.
  • Rolf Steininger: Der vergessene Krieg. München: Olzog 2006. ISBN 3789281751.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Süddeutsche Zeitung: Ein neues Kapital für Korea, 4. Oktober 2007
  2. Der Spiegel 25. Juli 2006: US-Kriegsverbrechen in Korea: „Wir haben sie einfach umgelegt“
  3. Das Erste/WDR/rbb 29.03.2007: Das Massaker von No Gun Ri

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