CD Bestenliste

Die besten CDs der letzten Monate - ausgewählt von der crescendo-Redaktion. mehr

Seele. Körper. Stimme.

5. Oktober 2007

Cecilia BartoliAuf den Spuren der esten Diva. Cecilia Bartoli singt Arien von Maria Malibran.
Eine Kritik am aktuellen Klassikmarkt.

crescendo: Frau Bartoli, Sie und Ihre Kollegen gehen auf Spurensuche in die Vergangenheit: erst Renée Fleming, dann Juan Diego Flórez – und nun auch Sie. Warum?

Bartoli: Rossini hat einmal über Maria Malibran geschrieben, dass sie eine Seele in der Stimme habe. Vielleicht liegt darin die Sehnsucht der Gegenwart. Ich bin nicht sicher, welche Rolle die Seele heute noch im Gesang hat. Aber Seele ist nur möglich, wenn man die Technik beherrscht.

crescendo: Ich vermisse viel mehr die Aufgabe der Sänger in der Rolle – das Kreatürliche der Stimme.

Bartoli: Die Transzendenz in der Musik setzt natürlich den Körper voraus, der da in der Stimme transzendieren kann. Es ist sehr schwer, Worte zu finden, aber die Auflösung ist wichtig. Wenn man manchmal eine Farbe sucht, für ein bestimmtes Piano, dann denkt man vielleicht an eine weiße Wolke im blauen Himmel. Was ich damit sagen will, ist, dass die Stimme immer Bilder braucht, Vorstellungen, Imagination. Aber die wahre Kunst besteht darin, dieses Gesehene in den Körper zu bringen, das Gesehene in Klang zu bringen und wieder in Luft umzuwandeln. mehr

Boulez über die Orchester

28. September 2007

BoulezIn einem spannenden Interview mit Hans Jürgen Linke in der Frankfurter Rundschau erklärt Pierre Boulez, warum die meisten Orchester noch immer nicht modern sind. Nachzulesen ist der ganze Text in der FR.

Boulez: Mit Musikern wie dem Ensemble Modern Orchestra zu arbeiten, ist wunderbar, sie haben eine große Bereitschaft zu proben. Aber ich habe zum Beispiel auch mit den Wiener Philharmonikern gute Erfahrungen gemacht, auch, wenn ich sie sehr gefordert und belastet habe. Man merkt als Dirigent, was für eine Stimmung einem in den Proben entgegen schlägt. Hier ist es fast so, als wäre man mit einer Gruppe von Freunden beschäftigt. Übrigens würde das Publikum sofort spüren, wenn es anders wäre. mehr

Interview: Katharina Wagner

24. September 2007 2 Kommentare

Zuschauerraum BayreuthIn ihrem ersten Interview nach der gemeinsamen Bewerbung um die Intendanz der Bayreuther Festspiele gemeinsam mit Christian Thielemann hat Katarina Wagner nun gegenüber crescendo-Chefredakteur Axel Brüggemann weitere Details verraten: Thielemann und sie würden sich nicht gegen eine dritte Person in der Führung der Festspiele wehren. Das vollständige Interview lesen Sie in der “Frankfurter Rundschau”. 

Nachdem Katharina Wagner und Christian Thielemann bekannt gegeben haben, dass sie die Bayreuther Festspiele gemeinsam leiten wollen, hat die Regisseurin gegenüber der „Frankfurter Rundschau” nun ihre Pläne konkretisiert. Katharina Wagner kann sich neben Thielemann noch ein drittes Mitglied der Führungsebene vorstellen: „Es wäre vielleicht nützlich und entlastend für Christian Thielemann und mich, wenn eine dritte Person vorhanden wäre, die sich auf die wirtschaftlichen Aspekte der Festspiele konzentriert. Das könnte dann eine Position wie etwa ein kaufmännischer Geschäftsführer sein, mit dem ja andere Opernhäuser sehr gut fahren.” Ein weiteres Mitglied der Wagner-Familie schließt Katharina Wagner gegenüber der „Frankfurter Rundschau allerdings aus: „Diese dritte Person müsste vollständig für die wirtschaftliche Seite da sein, denn die künstlerische Seite wäre durch Thielemann und mich abgedeckt.” mehr

Rihm: Stadium der Beunruhigung

24. September 2007

Im neuen “Lettre” äußert sich der Komponist Wolfgang Rihm über das Phänomen des Hörens und darüber, was Musik mit uns macht. Hier ein kurzer Auszug:  

Sie kommen gerade von der ersten Probe eines neuen Werkes. Wie ist das, ein Stück, das man auf Papier geschrieben hat, das noch nie erklungen ist, endlich zu hören?

Ich befinde mich im üblichen Stadium der Beunruhigung. Es ist ein Stadium, in dem etwas noch nicht ist, aber die Hoffung besteht, dass es werden wird. Das Schreiben ist weitgehend ein Akt der Stille, man entwickelt ein akustisches Bild, das, sobald die Noten Klang bekommen, durch unterschiedliche Hindernisse verstellt werden kann. Das kann entweder an der Art meines Schreibens liegen oder an der Art, wie das Geschriebene gelesen und gespielt, also hörbar gemacht wird. Uns Musiker unterscheidet von Bildenden Künstlern, dass wir nicht dauernd im haptischen Kontakt mit der eigentlichen Sache stehen - sie bleibt eine Vorstellung. mehr

crescendo trifft … Cecilia Bartoli

20. September 2007 6 Kommentare

Cecilia Bartoli ist eine Wahnsinnige, eine Verrückte - eine Opern-Historikerin. Nachdem sie dem Plattenmarkt bewiesen hat, dass nicht nur Verdi, Mozart und Wagner zu Bestsellern taugen, hat sie in den letzten beiden Jahren eine ganz besondere Recherche unternommen: sie hat sich auf die Spuren der Sopranistin Maria Milbran begeben - der Vorzeigesängerin Rossinis. Axel Brüggemann hat sich mit ihr unterhalten, sehen Sie das Gespräch als Video (einfach den Pfeil klicken).


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Repin über Beethoven

19. September 2007


Wir haben den Geiger Vadim Repin getroffen, um mit uns über seine neue Aufnahme von Beethovens  Violinkonzert zu sprechen. Sehen Sie hier, was er uns erzählt hat (um das Video abzuspielen, bitte drücken Sie den kleinen roten Pfeil unten links).

Repin spricht über die Weisheit der Kinder, die Liebe Beethovens und seine eigene Inspiration. mehr

Rihm und die Berliner Philharmoniker

17. September 2007

Wolfgang RihmDer Komponist Wolfgang Rihm hat zahlreiche Werke für die Berliner Philharmoniker komponiert. Aber wie schreibt man für ein solches Orchester? Wie verhält sich die Musik zur Klangtradition? Ein Kurzinterview.

crescendo: Herr Rihm, wie ist das, wenn man für die Berliner Philharmoniker komponiert?

Rihm: Für mich ist es immer wichtig zu wissen, für wen ich schreibe, weil ich dann auf die spezifischen Eigenarten reagieren kann. Ich war schon oft in der erfreulichen Lage, etwas für die Berliner Philharmoniker zu komponieren - in letzter Zeit aus dramaturgischen Gründen etwas weniger, aber unter Claudio Abbado haben wir sehr viel zusammengearbeitet. mehr

Bartoli: “Geist und Körper”

3. September 2007 1 Kommentar

Cecilia BartoliAuf ihrem neuen Album ist Cecilia Bartoli auf den Spuren der großen Sängerin Maria Malibran. Im crescendo-Interview schaut sie zurück in die Musikgeschichte und erzählt, warum es solche Stimmen heute nicht mehr gibt. 

Frau Bartoli, Sie und Ihre Kollegen gehen auf Spurensuche in die Vergangenheit: René Fleming, Juan Diego Florez - und nun auch Sie. Warum?

Wenn ich die Briefe von Rossini lese, zur Familie des größten Tenors seiner Zeit, zu Garcia, erwähnt er seine Hochachtung und schreibt über Maria Malibran als die größte Sängerin, die sich ein Komponist nur wünschen kann. Er sagt, dass sie mit der Seele singt. Es gab also neben der Technik noch etwas Wichtigeres, das Rossini in den Bann geschlagen hat. Und das ist, worum es gehen muss: die Seele. Die ist aber erst möglich, wenn man die Technik beherrscht. Und vielleicht liegt darin der Unterschied zur Gegenwart, ich weiß nicht welche Rolle die Seele im Gesang heute noch spielt. mehr

Zwei Herzen im Dreiviertel Takt…

1. September 2007 1 Kommentar

Angelika Kirchschlager und Simon KeenlysideSo ehrlich wie auf dem neuen Album von Angelika Kirchschlager und Simon Keenlyside war die Operette schon lange nicht mehr.

Zwei Alleskönner, die vor nichts Angst haben - nicht einmal vor einem Ausflug in die Operette. Angelika Kirchschlager und Simon Keenlyside können sich das leisten. Schon lange gab es kein Album mehr, auf dem die leichte Musik so ernst genommen wurde. Die beiden Sänger interpretieren die Operette mit einer Hingabe, wie sie sonst nur Fritz Wunderlich hatte.

crescendo: Frau Kirchschlager, Herr Keenlyside, Sie sind zwei gestandene Opernsänger. Jetzt begeben Sie sich gemeinsam in das nicht gerade schillernde Genre der Operette. Warum? mehr

Rattles Interview

28. August 2007 9 Kommentare

Simon RattleAuf diesen Seiten wurde das Tagesspiegel-Interview von Simon Rattle debattiert (siehe Kommentare). Vorgestern antwortete der Dirigent der Zeitung auf die Frage, ob die Berliner Philharmoniker ein deutsches Orchester sein mit der Gegenfrage, ob Berlin eine Deutsche Stadt sei. 

Der Tagesspiegel antwortete: Nun ja …

Rattle: Nun ja! Natürlich ist Berlin eine deutsche Stadt, bezeichnenderweise sogar die deutsche Hauptstadt. Aber es ist gleichzeitig auch eine Insel, immer noch, und ein hochspezieller Fall. Ein bisschen Goldgräberstimmung, etwas Größenwahn, die Schnelligkeit, die Ruppigkeit, der Humor, der Osten, der Westen, das viele Grün, das viele Wasser, Pinos sizilianische Delikatessen, all das macht, dass viele außergewöhnliche Menschen in dieser Stadt leben. Und das gilt in gesteigerter Weise für die Philharmoniker. Die sind süchtig nach exorbitanten Persönlichkeiten. Wo andere Orchester abwinken, zu schwierig, nicht integrierbar, da atmen die Philharmoniker auf. mehr