Home | Sitemap | Hilfe | Kontakt | Impressum Donnerstag, 05. Mai 2005 ARD.de
Zur Homepage des MDR
FERNSEHEN RADIO UNTERNEHMEN
NACHRICHTEN SPORT WIRTSCHAFT KULTUR RATGEBER BOULEVARD KINDER
Alle Veranstaltungen
Alle Autoren von A-Z
 
200 Jahre Brockhaus-Verlag
Der Brockhaus – Deutschlands berühmtestes Lexikon
Nur selten wird der Name eines Verlegers oder Buchautors zum Gattungsbegriff - wie der Duden, der Baedeker, der Brockhaus. Alle drei traten ihren Siegeszug einst von Leipzig aus an. Seit 1993 kommt "der Brockhaus" wieder aus Leipzig. Zur Buchmesse feiert der Verlag 200-jähriges Jubiläum. MDR FIGARO widmet der wechselvollen Verlagsgeschichte ein Feature.
auf dieser Seite:
Geballtes Wissen zwischen zwei Buchdeckeln; Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Geballtes Wissen zwischen zwei Buchdeckeln
Wirtschaftliches Standbein des Brockhaus-Verlages waren und sind seine Nachschlagwerke, die inzwischen in vielen verschiedenen Ausgaben erscheinen, zwischen einem und 24 Bänden, gedruckt und auf CD-ROM, allumfassend oder spezialisiert. Seit 1993 kommt Deutschlands berühmtestes Lexikon wieder aus Leipzig. Und Brockhaus avancierte zum Flaggschiff unter den Verlagen der einstigen deutschen Buch-Metropole. Von den 30 Parallelverlagen, die zwischen 1949 und 1990 in beiden deutschen Staaten bestanden, ist Brockhaus einer von ganz wenigen, die mit der Rückkehr an den früheren Stammsitz Leipzig ernst machten. Im Jubiläumsjahr erscheinen hier die ersten Bände der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie.
 
Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823); Rechte: Bibliografisches Institut & F. A. Brockhaus AG
Bildansicht
Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823)
Schwieriger Start in Amsterdam
Begonnen hat die Verlagsgeschichte nicht gerade verheißungsvoll. 1805 gründet Friedrich Arnold Brockhaus in Amsterdam einen Verlag. Zuvor hat er dort Wollstoffe aus England verkauft, bis ihn Napoleons Kontinentalsperre vom Waren-Nachschub abschnitt. Weil Ausländer nicht in die Amsterdamer Buchhändlergilde aufgenommen werden, muss Brockhaus zunächst unter fremdem Namen arbeiten. Besonders gut gehen die Geschäfte nicht. 1811 übersiedelt Brockhaus nach Deutschland, erst nach Altenburg, schließlich 1817 nach Leipzig. Die aufstrebende Stadt ist damals in Deutschland die erste Adresse für Verleger und Buchhändler.
 
Zukunftsinvestition "Conversationslexikon"
Schon 1808 hat Friedrich Arnold auf der Leipziger Messe das Geschäft seines Lebens gemacht. Für 1.800 Taler kaufte er das Fragment gebliebene "Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten" des Leipziger Juristen und Privatgelehrten Renatus Gotthelf Löbel. Brockhaus lässt es vollenden und durch zwei Ergänzungsbände auf den aktuellen Stand bringen. Als der Verlagsgründer 1823 stirbt, arbeitet man bereits an der 6. Auflage des Brockhaus-Lexikons. Orientiert an den Bedürfnissen des gebildeten Bürgertums, wird es schnell zum Verkaufsschlager und zum Gattungsbegriff. Es wird zum Vorbild für enzyklopädische Nachschlagwerke u. a. in Holland, Dänemark, Ungarn und den USA. 1895 verewigt Christian Morgenstern den Brockhaus sogar in seinen "Galgenliedern".
Das Nasobem
Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobem,
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.

Es sieht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.

Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobem.

(Christian Morgenstern, Galgenlieder, 1895)
 
Verlag und Druckereigebäude im Grafischen Viertel (Stich aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts); Rechte: Bibliographishes Institut und F. A. Brockhaus
Bildansicht
Verlag und Druckereigebäude im Grafischen Viertel (Stich aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts)
Wachstum und wirtschaftlicher Aufschwung
Der Verlag zieht 1821 mitsamt Druckerei in den neu errichteten Gebäudekomplex Querstraße 18 in der Ostvorstadt. Als erster in Leipzig führt Brockhaus Schnellpressen ein. 1832 avanciert die Firma zum größten Verlags- und Druckerei-Unternehmen ganz Deutschlands. 1837 wird eine Filiale in Paris gegründet, 1890 in St. Petersburg. In der Nachbarschaft siedeln sich zahlreiche Verlage und Druckereien an. Breitkopf, Reclam, Seemann, Baedeker, Bibliographisches Institut oder Insel sind die namhaftesten von ihnen.
 
Ruine des Brockhaus-Verlages 1947; Rechte: Bibliographishes Institut und F. A. Brockhaus
Ruine des Brockhaus-Verlages 1947
Doppelter Neuanfang nach 1945
Als das Grafische Viertel in der Bombennacht des 4. Dezember 1943 zu 80% zerstört wird, ist auch Brockhaus schwer betroffen. Bevor im Sommer 1945 die amerikanischen Besatzungstruppen abziehen und die Stadt Leipzig an die sowjetische Militärverwaltung übergeben, veranlassen sie viele Verleger, Firmen-Filialen in der US-Zone im Westen Deutschlands einzurichten. So kommt Brockhaus nach Wiesbaden.
 
Wieder Brockhaus-Lexika aus Leipzig
1953 wird das Leipziger Stammhaus enteignet. Auf Weisung des DDR- Amtes für Literatur und Verlagswesen gibt der VEB Brockhaus Verlag Leipzig die Lexikon-Sparte ans Bibliografische Institut Leipzig ab und verlegt seitdem vorwiegend Reiseliteratur. F. A. Brockhaus in Wiesbaden fusioniert 1984 mit seinem größten Konkurrenten auf dem bundesdeutschen Lexikonmarkt, dem "Bibliografischen Institut" in Mannheim. 1990 bemüht man sich zunächst um eine Kooperation mit dem Leipziger Parallelverlag. Zwei Jahre später kaufen die Mannheimer schließlich den Leipziger Verlag von der Treuhand zurück. Seit 1993 nimmt die Brockhaus GmbH ihren Hauptsitz in Leipzig. Im Sommer 1995 bezieht die Lexikonredaktion ihr Domizil in den oberen Etagen des neu errichteten Brockhaus-Zentrums an der historische Verlagsadresse: Querstraße 18.
 
zuletzt aktualisiert: 17. März 2005 | 20:20
 
diese Seite  weiterempfehlen | drucken
zurück | nach oben
zum Thema
Audio
Video
Links in MDR.DE
Links ins WWW
Der MDR ist nicht für den Inhalt externer Internetseiten verantwortlich!
© 2005 | MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK | Impressum | Kontakt | Rechtliche Hinweise