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Geschichte der Buchstadt Leipzig
Luther, Börsenverein und "Leipzig liest"
Ende 18. Jahrhundert bis Mitte 20. Jahrhundert ist Leipzig unangefochten deutsche Buchhauptstadt. Mit Buchhändler-Börse und Nationalbibliothek, mit wichtigen Verlagen, Ausbildungsstätten und internationalen Messen. 1943 wird das Grafische Viertel zerbombt. Im Kalten Krieg macht Frankfurt das Rennen. Doch Leipzigs Buchmesse behauptet sich, seit '91 mit "Leipzig liest".
Das Buchhändlerhaus wurde 1888 als Sitz des Börsenvereins errichtet (Bild: Deutsches Buch- und Schriftmuseum); Rechte: extern
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Das Buchhändlerhaus wurde 1888 als Sitz des Börsenvereins errichtet (Bild: Deutsches Buch- und Schriftmuseum)
Anderthalb Jahrhunderte lang war Leipzig konkurrenzlos die deutsche Buch-Hauptstadt. Im 18. Jahrhundert überflügelte die Buchmesse ihre Konkurrentin in Frankfurt. Seit 1825 beherbergte der "Leipziger Platz" den Börsenverein der deutschen Buchhändler, seit 1912 auch die Deutsche Bücherei.

Hier saßen Verlage wie Breitkopf, Brockhaus, Reclam, Seemann, Baedeker, Bibliographisches Institut oder Insel. Die Bugra 1914 war die weltgrößte Messe rund um Buch und grafisches Gewerbe. 1927 folgte die Internationale Buchkunst-Ausstellung.
 
Nach 1933 ließ sich der Börsenverein widerstandslos von den Nazis gleichschalten. Jüdische Verleger und Buchhändler wurden ausgegrenzt, später vertrieben oder ermordet.

1943 wurde das Grafische Viertel zu über drei Vierteln durch britische Bomben zerstört. Von diesem Schlag hat sich die Buchstadt Leipzig nie wieder erholt. Im Kalten Krieg gingen wichtige Verlage in den Westen, wurden im Osten enteignet.

Als Buchstadt zog Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg wieder, diesmal endgültig, an Leipzig vorbei - dank Buchmesse, West-Börsenverein, West-Börsenblatt, Deutscher Bibliothek.

Hoffnungen auf Rückkehr der nach Westdeutschland abgewanderten Verlage und Einrichtungen infolge der deutschen Vereinigung erfüllten sich nicht. Im besten Falle wurden am angestammten Firmensitz Leipzig Filialen eingerichtet.

Der Buchmesse gelang - in Verbindung mit dem groß angelegten Literaturfest "Leipzig liest" - 1991 ein Neustart. Hörbuch, Comic und Reiseliteratur sind inzwischen Leipziger Spezialstrecken. Als Publikums- und Autorenmesse im Frühjahr hat sie sich neben der Frankfurter Buchmesse im Herbst durchgesetzt. "Leipzig liest" entwickelte sich zum größten europäischen Literaturfestival.
 
Über 2000 Verlage aus 29 Ländern sind 2004 auf der Messe vertreten; Rechte: extern
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Über 2000 Verlage aus 29 Ländern sind 2004 auf der Messe vertreten
Der seit 1963 in Leipzig ausgerichtete einzigartige internationale Wettbewerb "Schönste Bücher aus aller Welt" wird fortgesetzt. Als Pendant zum Frankfurter "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" vergibt Leipzig seit 1994 den "Buchpreis zur Europäischen Verständigung". Drei Jahre lang, von 2002-04, wurden in Leipzig die besten und bestverkauften Titel des Vorjahres mit dem "Deutschen Bücherpreis" ausgezeichnet. 2005 wird zum ersten Mal der "Preis der Leipziger Buchmesse" in den Sparten Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung vergeben, dotiert mit je 15.000 Euro.
 
Das seit 1955 in Leipzig bestehende Literaturinstitut wurde 1990 zunächst abgewickelt, 1995 aber neu gegründet und bietet nun als einziges im deutschen Sprachraum Schriftstellern eine Hochschul-Ausbildung. Auch Buchhändler und Buchwissenschaftler, Drucker, Typografen und Buchkünstler werden weiter in Leipzig ausgebildet.
 
Haus des Buches - Literaturhaus und Verlagsdomizil (Bild: Kuratorium HdB); Rechte: extern
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Haus des Buches - Literaturhaus und Verlagsdomizil (Bild: Kuratorium HdB)
1996 wurde das "Haus des Buches" eingeweiht, errichtet vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels anstelle des kriegszerstörten Buchhändlerhauses. Beinahe täglich finden dort gut besuchte literarische Veranstaltungen statt. Und jedes Jahr der Endausscheid um den MDR-Literaturpreis für die beste unveröffentlichte Kurzgeschichte.

Die im Haus untergebrachten Vereine waren auch wesentliche Träger des "Literarischen Herbstes", der von 1991-2002 jährlich veranstaltet wurde. Danach wurde das Lesefest wegen Geldmangels in der Stadtkasse eingestellt.
 
Neuer Lesesaal der Universitäts-Bibliothek; Rechte: mdr.de
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Neuer Lesesaal der Universitäts-Bibliothek
Neben der 1912 gegründeten Deutschen Bücherei, die seit 1990 mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/Main vereinigt wurde, verfügt Leipzig über die zweitälteste deutsche Universitätsbibliothek sowie die Deutsche Zentralbibliothek für Blinde.

Über die Geschichte der Polygrafie und der Buchstadt Leipzig informieren das Deutsche Buch- und Schriftmuseum und ein Museum der Druckkunst mit angeschlossener Werkstatt, wo man Geräte, Werkzeuge und Maschinen in Funktion erleben kann.
 
zuletzt aktualisiert: 02. März 2005 | 16:45
 
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