CD Bestenliste

Die besten CDs der letzten Monate - ausgewählt von der crescendo-Redaktion. mehr

Seele. Körper. Stimme.

5. Oktober 2007

Cecilia BartoliAuf den Spuren der esten Diva. Cecilia Bartoli singt Arien von Maria Malibran.
Eine Kritik am aktuellen Klassikmarkt.

crescendo: Frau Bartoli, Sie und Ihre Kollegen gehen auf Spurensuche in die Vergangenheit: erst Renée Fleming, dann Juan Diego Flórez – und nun auch Sie. Warum?

Bartoli: Rossini hat einmal über Maria Malibran geschrieben, dass sie eine Seele in der Stimme habe. Vielleicht liegt darin die Sehnsucht der Gegenwart. Ich bin nicht sicher, welche Rolle die Seele heute noch im Gesang hat. Aber Seele ist nur möglich, wenn man die Technik beherrscht.

crescendo: Ich vermisse viel mehr die Aufgabe der Sänger in der Rolle – das Kreatürliche der Stimme.

Bartoli: Die Transzendenz in der Musik setzt natürlich den Körper voraus, der da in der Stimme transzendieren kann. Es ist sehr schwer, Worte zu finden, aber die Auflösung ist wichtig. Wenn man manchmal eine Farbe sucht, für ein bestimmtes Piano, dann denkt man vielleicht an eine weiße Wolke im blauen Himmel. Was ich damit sagen will, ist, dass die Stimme immer Bilder braucht, Vorstellungen, Imagination. Aber die wahre Kunst besteht darin, dieses Gesehene in den Körper zu bringen, das Gesehene in Klang zu bringen und wieder in Luft umzuwandeln. mehr

Premieren-Rundschau

24. September 2007 1 Kommentar

Neu im crescendo-Blog: Die aktuellen Premieren des Wochenendes im Video-Blog. Heute sind wir zu Gast in der Komischen Oper, wo Intendant Andreas Homoki die Saison mit seiner Lesart der “Fledermaus” eröffnet hat. Buhs und matter Applaus im Auditorium.

Gefeierter der offizielle Amtsantritt von Intendant Hans Joachim Frey in Bremen. Wir waren bei der Premiere von Ligetis “Le Grand Macabre” dabei. Ausschnitte aus beiden Opern und Kommentare, wenn Sie auf den Play-Button im Video-Fenster klicken.


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Saisoneröffnung von der Stange

22. September 2007

Premiere “Le Grand Macabre”Nachtkritik zur Premiere von “Le Grand Macabre” aus dem Bremer Theater.

Hans Joachim Frey will viel bewegen. Der neue Bremer Intendant hat bereits im Vorfeld die Stadttheaterstruktur in Deutschland in Frage gestellt. Um so gespannter durfte man auf seine Saisoneröffnung mit György Ligetis „Le Grand Macabre” sein.

Die Auswahl des Stückes ist nicht wirklich originell, eher ein Klassiker, wenn man einen Neuanfang symbolisieren will - gleiches Werk wurde zum Beispiel auch an der Komischen Oper in Berlin gespielt, als Andreas Homoki seine Intendanz begann. mehr

Fragen über Fragen über Fragen

7. September 2007

PhaedraNachtkritik zu Hans Werner Henzes “Phaedra” an der Staatsoper unter den Linden. 

Zwei schöne Szenen gab es diesen Abend. Die eine spielte vor dem Beginn der Aufführung. Als Hans Werner Henze den Balkon der Staatsoper unter den Linden betrat, erhob sich das Publikum und applaudierte ihm. Nun ist Henze, seit er nach seiner Skandal-Aufführung des „Floß der Medusa” aus Hamburg und aus Deutschland vertrieben wurde, nachdem einige Radiosender ihn nicht mehr spielen wollten, schon öfters wieder in Deutschland gefeiert worden - aber man freute sich, dass der alte Mann sich freute, endlich angekommen zu sein.

Zurück in seiner Heimat, und dass er mitbekommt, dass sein Kampf für die Oper, damals, gegen alle Einwände aus Darmstadt und Donaueschingen, sich gelohnt hat. Hans Werner Henze zählt zu den großen Deutschen Gegenwartskomponisten; vielleicht zu den größten. mehr

Rezension: Mozart Quartett & E. Kissin

23. August 2007

CD Beethoven “Eroica”, Mozart Piano QuartetDas akustische Fremderlebnis, wenn Beethovens “Eroica” beginnt und statt großem Orchesterklang ein Klavierquartett ertönt, ist nicht ohne Wirkung. Was vielleicht dünn und substanzarm klingen könnte, findet jedoch rasch zu beachtlicher Intensität.

Das ist vor allem ein Verdienst des Mozart Piano Quartets, das nun die kuriose Salonfassung von Beethovens 3. Sinfonie eingespielt hat, die der Beethovenfreund Ferdinand Ries einst anfertigte. mehr

“Das ausgestellte Kind”

21. August 2007

Buch “Das ausgestellte Kind” von Peter HärtlingMit seinen Eltern und der Schwester reist er durch Europa, um seine musikalischen Kunststücke vorzuführen und Geld einzuspielen. Triumphe und Torturen des Wunderkindes Wolfgang Amadeus beleuchtet Peter Härtling in seiner Mozart-Novelle.

Von Valery Voigt

Er ist ein Könner auf dem Gebiet des sorgfältig recherchierten Künstlerromans. Wie hingetupft, lesen sich die Kinderszenen. mehr

Rezension: Sawallisch & J. Held

20. August 2007

CD Wagner “Wesendonck-Lieder” & “Siegfried-Idyll”Dokument des Könnens: Lipovšek, Sawallisch

Von Uwe Schneider

Nicht ganz auf der Höhe. Wolfgang Sawallisch gehört zu den großen Wagner-Interpreten des letzten Jahrzehnts. Als Klavierbegleiter einer mit steigernder Intonationssicherheit singenden Marjana Lipovšek sowie als Leiter des Siegfried-Idylls mit Mitgliedern seines Bayerischen Staatsorchesters ist das noch einmal in einem erst jetzt bekannt gewordenen Live-Mitschnitt von 1991 nachzuerleben. mehr

Kurz-Porträt: Roman Trekel

13. August 2007

CD Roman Trekel “Die schöne Müllerin”Fragen zu Bayreuth und seiner Lied-CD “Die schöne Müllerin” (Oehms Classics)

crescendo: Sie sind Stammgast in Bayreuth - was ist dort so anders als an anderen Opernorten?

Trekel: Alles… Und die Luft ist besser!

Sie singen den Wolfram - haben Sie an dieser Rolle in Bayreuth in den letzten Jahren neue Ecken und Kanten kennengelernt?

Trekel: Ich habe mich bemüht, welche hinzuzufügen! mehr

Ausuferndes Genie

12. August 2007

Salzburg, FestspielePhilipp Stölzl zeigt Berlioz’ „Benvenuto Cellini“ in Salzburg als überfrachteten Hollywood-Schinken.

Vor einer Woche hat Regisseur Falk Richter in seinem Salzburger „Freischütz“ die Mittel des B-Kinos mit pubertärem Willen zur Tiefgründigkeit überfrachtet. Da schien es zunächst erleichternd, dass Filmregisseur Philipp Stölzl die Grand Opéra nur als Materialschlacht Made in Hollywood zeigen wollte, ohne Wenn und Aber und ohne Sinn und Verstand – so, wie es sich für gutes schlechtes Kino gehört. mehr

Rezension: Salzburger Festspiele (DVD)

10. August 2007

Der Talisman, Auszug der Salzburger FestspieleFrüher fanden bei den Salzburger Festspielen die Skandale noch auf der Bühne statt - zum Beispiel bei der Uraufführung von Thomas Bernhards “Der Ignorant und der Wahnsinnige”. Diese Produktion wurde nach der ersten Aufführung sofort wieder abgesetzt. Der Grund: Bernhard verlangte in seinem gespenstischen Finale, der Nachtszene, dass selbst die Notbeleuchtung abgeschaltet würde - damals eine Unmöglichkeit. Die Theaterleitung setzte den Geniestreich ab.

Zum Glück hat das ORF diese Inszenierung mit Ulrich Wildgruber, Bruno Ganz und Otto Sander aufgezeichnet. Aber auch sie war jahrzehntelang in den Archiven verschwunden. Dieser alte, einmalige “Ignorant und der Wahnsinnige” ist nun das Highlight der neuen “Arthaus”-Serie mit Produktionen der vielleicht spannendsten Salzburger Jahre. mehr