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Linus Reichlin Schreiben Sie Ihre Meinung.

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Die Kolumne, in der das Leben, die Liebe und das Universum vollständig beschrieben werden.

Seit einem halben Jahr verbringe ich meine Freizeit hauptsächlich im Unabhängigen Königreich Südsahrani. Sagen wir es einmal so: Unabhängig ist vor allem der König, aber seine Untertanen gönnen es ihm von ganzem Herzen. «Marieli, ich liäb di, vo Härze, mit Schmärze…» ist nach wie vor eines der schönsten Schweizer Lieder, finde ich, aber in Südsahrani überwiegt leider zurzeit die wölfische Seite des Menschen, jene, die im Gesang eine Aufforderung zum Schusswechsel sieht. Die verfluchten Sozialdemokraten der Demokratischen Republik Nordsahrani haben das Königreich Südsahrani überfallen, und da musste ich einfach intervenieren, es war meine Pflicht als Schwei- zer Computerspieler. Im Augenblick belagere ich die Sozialdemokraten in der Nähe der Stadt Corazol, und da es ein sehr realistisches Spiel ist, lernt man eine Menge über M61-Flugabwehrgeschütze, M1A1- Panzer und die süssen Wonnen der Liebe, wenn man in der Abenddämmerung dicht neben einem braunhäutigen, schnauzbärtigen Scharfschützen der südsahranischen Armee im heissen Sand liegt, den Lauf seiner Kanone in Griffweite.

Ja, liebe Damen, Krieg ist etwas für Freddie Mercury und nichts für Schulpräsidentinnen mit Kurzhaarschnitt und Foulards aus dem Nonfood-Bereich von Coop. Männerschweiss und der Geruch leer geschossener Patronen ergeben zusammen das betörende Parfüm ungeschminkter, behaarter Echtheit. Viele Frauen fragen sich jetzt vielleicht, wie man denn in der Abenddämmerung Freund von Feind unterscheiden kann. Das ist ganz einfach: Die Sozialdemokraten tragen in der Abenddämmerung diese spiessigen Pullover von Tommy Hilfiger. Einen solchen Pullover erkennt und trifft man auf zweihundert Meter. Aber ich will nichts beschönigen.

Die Königstreuen, also die Freunde, erkennt man selbst in stockdunkler Nacht daran, dass sie einem dauernd die Hand in die Hose zu schieben versuchen, ja! Ja, ich weiss, es wird hier immer ordinärer, aber Krieg ist nun einmal ordinär, ihm fehlen die Facetten, die Rüschchen, die feinen Nuancen, das dünne Schäumchen auf einer hausgemachten Spargelcrèmesuppe. Ihm fehlt das Grübchen, ihm fehlen die hauchzarten Federchen eines Bibeli, also eines sehr jungen Huhns. Krieg ist roh wie der Gesang von Sängerinnen aus dem Wallis, aber andererseits lernt man natürlich einiges. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man Kampfhubschrauber nicht abschiessen darf, wenn sie im Anflug sind, weil sie dann nämlich genau über deiner Stellung abstürzen und dich und die Königstreuen ausradieren. Und was habe ich sonst noch gelernt? Eigentlich nur das mit den Kampfhubschraubern, aber das ist jedenfalls schon mehr, als man in einem Greenpeace- Kurs lernt, wo sie einem zeigen, wie man einen gestrandeten Wal richtig mit Wasser übergiesst, nämlich ja nicht mit dem Gartenschlauch in die Augen spritzen! Jetzt kommt es mir in den Sinn! Ich habe noch gelernt, vor gefährlichen Einsätzen den Spielstand zu speichern; das hat mich zur Überzeugung gebracht, dass Kriege, in denen man nur ein Leben hat, unfair sind.



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