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Linus Reichlin Schreiben Sie Ihre Meinung.

Geschöpfe der Wüste

linus Model
 
Die Kolumne, in der das Leben, die Liebe und das Universum vollständig beschrieben werden.

Vor ein paar Tagen hörte ich im Fernsehen jemanden sagen, er habe sich gerade erst von einer Nebenhodenentzündung erholt. Seither plagt mich der Gedanke, dass ich jahrzehntelang physisch unvollständig war und es nicht bemerkt habe. Mein ganzes bisheriges Leben kommt mir jetzt vor wie eine Kirchenorgel, der die F-Pfeife fehlt. Selbstverständlich kann man auch auf einer solchen unvollständigen Orgel ein Präludium von Bach spielen: überall dort, wo ein F vorkommt, macht die Orgel dann eben «pfff…» Man kann aus der Unvollständigkeit sogar eine avantgardistische Musiktheorie zusammenschustern, in der man behauptet, das «pfff...» sei eine dringend nötige Modernisierung des barocken bachschen F, «dessen verschnörkelte Obertöne einfach nicht mehr in unsere Zeit der downloadbaren Handyklingeltöne passen».

Aber schlussendlich ist es eben doch so: Da sind keine Nebenhoden, jedenfalls nicht bei mir. Ich habe die Sache wirklich gründlich abgetastet, ich habe mir nichts erspart, ich habe in vielen Stunden des einsamen Duschens eine exakte Landkarte meiner Testikulargegend erstellt. Auf dieser Karte gibt es lediglich zwei relativ glatte Knollen, die sich anfühlen wie Augäpfel. (Die Vermutung, dass Testikel und Augäpfel aus einem ganz ähnlichen Material bestehen, ist ein nicht ganz uninteressantes Nebenprodukt meiner Untersuchungen. Die Vermutung beruht unter anderem auf der von jedem Mann überprüfbaren Tatsache, dass Testikel und Augäpfel dieselbe Schmerzschwelle aufweisen, wenn man einen Druck auf sie ausübt, dessen Kraft wir hier als D2 bezeichnen wollen, wobei D2 in etwa dem Druck entspricht, der nötig ist, um eine Bierdose zu zerknüllen. Achtung, Kinder, nicht zu Hause nachmachen! Und ausserdem meine ich natürlich eine leere Bierdose.)

Nun aber zurück zu meiner Landkarte, die sich verglichen mit der Landkarte jenes Mannes, der im Fernsehen von seiner Nebenhodenentzündung sprach, ausnimmt wie die Karte der Wüste Gobi. In der Gobi gibt es nur zwei Wasserstellen, und wer sie nicht findet, dem gaukelt der Tod, bevor er sich den Verdurstenden holt, «Nebenwasserstellen » vor. Der Verdurstende kriecht mit letzter Kraft zu den vermeintlichen «Nebenwasserstellen», und falls er wider Erwarten im letzten Moment von einer Karawane gerettet und in ein Fernsehstudio transportiert wird, wird er dort dem Moderator das Wasser wegsaufen und hinterher behaupten, er habe an einer «Nebenwasserstellen-Halluzination» gelitten, aber jetzt gehe es ihm schon viel besser, er fühle sich physisch sogar bereichert, er merke gerade, dass ihm, wohl auf Grund der Todesangst, Nebenhoden gewachsen seien. Ein verantwortungsbewusster Moderator hätte jetzt gesagt: «Achtung, Kinder und Herr Reichlin! Das hier heisst ‹Fernsehen› und nicht ‹Durchblicken.› Hier darf jeder alles behaupten, auch dass er Nebenhoden hat. Aber jetzt überlegt mal! Wo sollen die denn sein, diese Nebenhoden? Etwa in einem Parallelhoden- Universum? Und jetzt Zähneputzen und ab ins Pischi!» ‹




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