JohannPaulKnohll 1

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Johann Paul Knohll und das ”Vinicultur-Büchlein” von 1667
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Das ”Vinicultur-Büchlein” von 1667 als zeitgenössisches Werk vom sächsischen Weinbau und sein Urbeber als Fachautor der Hausväterliteratur * publ. Edition Weinland Sachsen Verlag Helmer Pardun 01445 Radebeul


[bearbeiten] Buch 1. Das ”Vinicultur-Büchlein” von 1667 als zeitgenössisches Werk vom sächsischen Weinbau und sein Urbeber als Fachautor der Hausväterliteratur

”Aus der ganzen langen Geschichte des Lößnitzer Weinbaues, die sich über reichlich 6 Jahrhunderte erstreckt, ragt merkwürdigerweise eine einzige Person besonders hervor, die mit demselben aufs engste verbunden, sozusagen seine Blütezeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts in sich verkörpert.” So beginnt ein Artikel über ”Johann Paul Knohll und die Altlößnitzer Winzer” in ”Die Elbaue” vom Oktober 1927 (SCHRUTH, 1927).

Ohne sein ”Vinicultur-Büchlein”, heißt es dort, verfaßt 40 Jahre nach Ernst-Abraham von Dehn-Rothenfelsers ”Schön Weinbaw-Buch” – welche beiden “Schriften eine Reihe von Publikationen eröffnen, die der sächsischen Weinwissenschaft einen guten Ruf einbringen...womit die (Weinbau-) Praxis im Lande freilich, im Ganzen gesehen, nicht Schritt halten konnte” (WEINHOLD, 1965) -, aber mit insgesamt vier Auflagen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich weiter verbreitet, wäre der Hoflößnitzer Bau- und Bergschreiber ebenso ”wesenlos, so unbedeutend für uns, wie seine Vorgänger, Nachfolger und Kollegen, die uns alte Akten und Winzerverträge nennen” und wie es viele andere Förderer des sächsischen Weinbaues gewesen sind.

Aber als Fachschriftsteller über den Weinbau fand die Persönlichkeit J. P. K. große Beachtung. Jedoch ist nicht allein die Tatsache, daß er die Weinbergsordnung von Christian I. sorgfältig abhandelt und auf das Genaueste in die Weinbergsarbeit umsetzt, für den Erfolg des Büchleins verantwortlich, vielmehr wird es auch wohl der Umstand gewesen sein, ”daß Knohll so rücksichts- und schonungslos die Kniffe und Pfiffe der alten Winzer, ihre Faulheit, und Spitzbüberei angeprangert und die Bergherren darauf hinweist”.

Trotz des ihm nachgesagten scharfen und zum Teil rüpelhaften Tones, ist das ”Vinicultur-Büchlein” ein zeitgeschichtliches Dokument nicht nur des Weinbaus der Zeit von der Mitte bis zum auslaufenden 17. Jahrhundert, und als solches ein Teil der speziellen Hausväterliteratur jener Zeit, sondern in vielen Fällen, wegen den immer wieder einfließenden Bemerkungen über das persönliches Leben des Autors und jenes der Winzer, auch ein sozial- und kulturhistorisches Dokument der Lößnitzer Heimat, für den sächsischen Weinbau und die heimische Weinkultur insgesamt.

Die in Deutschland als eigentliche ”Hausväterliteratur” bezeichnete Gattung von Schriften der ”Lehre vom Ganzen Haus” hatte ihre Spitzenautoren und Bestseller vom 16. bis 18. Jahrhundert in Johannes Cohler (1570-1639, Pastor in der Mark Brandenburg), Wolf Helmhard von Hohberg (1612-1688, adliger Grundherr in Niederösterreich), Franz Philipp Florinus (1630-1703, Pfalzgraf bei Rhein), Julius Bernhard von Rohr (1688-1742, Besitzer eines Landguts zwischen Dresden und Meißen) und einigen weiteren Autoren. Das Besondere an dieser Art von Ratgebern, Kompendien und Almanachen war, daß sie die zeitgenössischen ethischen, moralischen, philosophischen, soziologischen, pädagogischen, psychologischen und medizinischen Unterrichtungen um agrarische und agrartechnische Gegenstände erweiterten, d. h. die Landwirtschaft in die Lehre vom Haus mit einbezogen (BRUNNER, 1966). Wichtige Kapitel in diesen Schriften behandelten ausführlich den Weinberg, die Weinbergsarbeiten und die Kellertechniken, immer mit Hinblick auf die Einträglichkeit und Qualitätsverbesserung der Ergebnisse (GÜNTZ, 1902).

Dehn-Rothenfelsers ”Schon Weinbaw-Buch” wie auch Knohlls ”Vinicultur-Büchlein” sind aufgebaut auf der 1588 erlassenen ”Weingebürgsordnung” und könnten von den für Weinbau zuständigen kurfürstlichen Ämtern oder deren Inhabern angeregt worden sein. Bei Knohll spricht für ein Auftragswerk die erste Zeile eines ”An den Ausfertiger des Weinbaubüchleins” gerichteten Sonetts im Buch selber. Da schreibt der Churfürstl. S. Bibliothecarius David Schirmer: ”Du thust / mein Knohlle / wol / daß Du Dich niedersetzest / Und schreibest uns ein Buch / das uns den Weinbau lehrt.”