JohannPaulKnohll 2

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Johann Paul Knohll und das ”Vinicultur-Büchlein” von 1667
J. P. K.: Vinicultur-Büchlein | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 | Teil 7 | Teil 8 | Teil 9 | Teil 10 | Teil 11 | Teil 12 | [Bilder der Buchtitel | [Literaturliste]

Das ”Vinicultur-Büchlein” von 1667 als zeitgenössisches Werk vom sächsischen Weinbau und sein Urbeber als Fachautor der Hausväterliteratur * publ. Edition Weinland Sachsen Verlag Helmer Pardun 01445 Radebeul


[bearbeiten] Buch 2: Johann Paul Knohll – eine Biographie

Wer war jener Verfasser eines lehrreichen Weinbaubuches aus dem Jahre 1667, dem so gedankt wird? Was wir über Johann Paul Knohlls Leben bis zur Zeit seiner Anstellung in der Hoflößnitz wissen, steht im Wesentlichen in seinem Buch selbst: über seinen Vater berichtet er garnichts, über seine Mutter nur, daß sie aus einem alten Winzergeschlecht stamme und daß seine, Sohn Johann Pauls, “Blutsfreunde auch Winzer seyn”.

Der Schreiber muß um 1628/29 in der Gegend von Dresden geboren sein, wenn es im Text der Erstveröffentlichung im Jahre 1667, heißt, ”vor 22 Jahren, Anno 1645, und 1646, alß ich ein Knabe und Junge war von 17. oder 18. Jahren, und mich mein damaliger Herr in seine Berge nach Loschwitz schickte”, dann war er 1654/55 Amtsschreiber in Wittenberg, ”alß ich vor 12. Jahren, Anno 54 und 1655, im Ambte Wittenberg Schreiber war”. Er wurde im Jahre 1655 stellvertretender Bergverwalter und am 26. August 1661 Bau- und Bergschreiber in der Lößnitz, ”habe ich in die 7. Jahr bey dem Ambte Dreßden, da ich von Wittenberg alsobald dahin kommen verbracht”. Seine Aufgaben in der Hoflößnitz beschreibt Knohll anfangs der Vorrede in Beantwortung der Frage ”wie manche gutmeynenden Leute und Freunde mich zum öfteren gefraget, was macht Ihr denn so alleine hier in den Gebürgen? Indeme fast niemand neben euch wohnet / und offters absonderlich des Winters um euch kein Mensch zu sehen noch zu hören ist / auch ist nicht alle Jahre zu bauen / daß die Handwerker um euch wären”. Knohll hatte also vor Ort die Aufsicht über die Bauarbeiten und Instand-haltungstätigkeiten in der Hoflößnitz und die ganzjährige Einhaltung der Weinbergsarbeiten.

Und er hatte Zeit sein ”Klein Vinicultur-Büchlein” zu verfassen, womit er ”uns als vorzüglicher Schriftsteller über Weinbau erscheint, Joh. Paul Knohll, seit 1666 kurfürstl. Bau- und Bergschreiber in der Hoflößnitz”, wie Schubert 1862 in seiner Schrift über den ”Weinbau in der Parochie Kötzschenbroda” vermerkt. Hier beschreibt er auch eine Biographie des Weinbauschriftstellers: ”J. P. Knohll, geb. um 1628, stammte aus einer alten Winzerfamilie, stand 1645 f. bei einem Loschwitzer Bergherren in Diensten, ward 1654 f. im Amte Wittenberg Schreiber und kam von da in das Amt Dresden, von 1660 ab aber in selbständiger Stellung, bis er 1666 in obgedachter Eigenschaft in die Hoflößnitz versetzt wurde. [Über dessen zu Kötzschenbroda getaufte 5 Kinder, als: Georg, get. 8. Jan. 1662; Anna Doroth., get. 7. Sept.1663; F. Paul, get. 28. März 1665; Christiana Soph., geb. 14. Mai 1666 und Juditha, geb. 12. Aug. 1668 haben wir weitere Nachrichten nicht aufgefunden].

Knohll´s Vinicultur-Büchlein wurde v. J. 1667-1711 viermal aufgelegt, während seines Vorgängers, Ernst-Abraham von Dehn-Rothfelser (Erbsasse vffen Helffenberg) schon 1626 erschienenes ”Schön Weinbaw-Buch” wenig Anerkenntnis der Zeitgenossen gefunden zu haben scheint” (SCHUBERT, 1862). Auch Moritz Lilie fügt in seine Kötzschenbroda-Chronik (LILIE, 1892) eine Knohll-Kurzbiografie ein, die allerdings die landesherrlich verfügte Versetzung des Bau- und Bergschreibers 1672 nach Schulpforta ausspart, dafür aber mit dem nachweislich falschen Hinweis endet, daß “dieser tüchtige Kenner der Rebkultur” später auf “Naundorfer Flur selbst einen Weinberg erwarb” und daß das Naundorfer “Knohllgäßchen und der Knohllgrund nach ihm benannt” worden seien. Der “Knohlln” und seine Umgebung bei Naundorf wird urkundlich bereits 1458 erwähnt. (vgl. dazu SCHUBERT,1862). Der Knolln-Weinberg in der Naundorfer Flur und der entlangführende Knolln-Weg hatten demnach mit Knohll nur eine Namensähnlichkeit, wie Schruth (SCHRUTH, O. J.) durch Quellenstudien nachweisen konnte. Im Dresdner Hauptstaatsarchiv fand er eine Originalurkunde von 1547, die den ”Knohlln” als Teil des Johannisberges ausweist. Und bei Beschorner findet sich eine Textquelle aus dem Cod. Dipl. Sax.reg., Urkundenbuch Dresden Nr. 129, wonach die Gebrüder “Hertel zu Dresden” am 30. September 1408 mit einem “wynberg zcu Koczschebrode genand der Knoll”, belehnt wurden (BESCHORNER, 1904).

Wie man darüber hinaus weiß, wurde Knohll 1655 zunächst stellvertretender Bergverwalter und nach dem Tode seines Vorgängers Hans Sigmund Bodecker, der dieses Amt seit 1653 innehatte, am 26. August 1661 Bau- und Bergschreiber in der Lößnitz. Knohlls Aufgabe war es, das Lust- und Berghaus in Stand zu halten und die Bergverwalter, seit 2. Juni 1649 Andreas Götze, seit 9. Juni 1665 Jacobus Neuselius, seit dem 17. Januar 1666 Daniel Samuel Hebenstreit, bei ihrer Arbeit zu unterstützen (BESCHORNER, 1904). Außerdem muß er von der Hoflößnitz aus auch einigermaßen gute gesellschaftliche und persönliche Beziehungen in seinem weiteren Umfeld gepflegt haben, denn in der Nachbarparochie von Reichenberg finden sich heute in den Kirchenbüchern noch Hinweise auf Patenschaften, die er über Kinder nicht verwandter Familien übernahm (SCHLIEßER, 1999).

Als wissenschaftlicher Schriftsteller wird der Fachbuchautor in gelehrten Kreisen, wenn auch mit kleinen Fehlern in den Veröffentlichungsdaten, erwähnt, so 1810 in Christian Gottlieb Jöchers ”Allgemeinem Gelehrten-Lexikon”: ”KNOHLL (Johann Paul), Bau- und Bergschreiber in Lößnitz bey Dresden, schrieb kleine Vinicul-tur-Büchlein, wo der Weinbau sonderlich im meißnischen Kreise gepflegt wird. Dresden 1663.8. Ebenda 1667.8. 15 Bogen Ebenda 1699.8. Vermehrt unter dem Titel, Kurze Beschreibung und Unterrichtung des Weinbaus, neben einem offenhertzigen Weinarzt, allen Haus-Wirthen mitgeteilt und mit einer Baumschule vermehret. Dresden 1711, 1 Alph. 5. Bog.” (JÖCHER, 1810).

Wenn auch Knohll ob seiner rauhen Beschreibung der Winzer des öfteren eines ”naiven Tones”, (Schumann, 1819; Zieger, 1909) ”mit ganz unberechtigten Schmähungen gegen die Winzer” (REUTER, O. J.) und ”allzu großer Schärfe” (BESCHORNER, 1904) geziehen wird, ”wie es nur seine eigene Schuld ist, wenn er in seinem Betragen seinem eigenen, eigentlich ehrenhaften und nützlichen Berufe nicht entspricht” (DIETRICH, 1848) und er für ”alles andere als einen echten Winzer”, sondern zeitlebens für einen Schreiber und eine Aufsichtsperson (REBSCHUH, 1961) und ”ein kleiner kurfürstlicher Beamter” (SCHRUTH, 1940) gehalten wird, ist dennoch unbestritten, daß ”gründlich für damalige Zeiten” (SCHUMANN, 1819) durch ihn, den ”in der Lößnitz allseits Verehrten” (BESCHORNER, 1904), nicht nur der sächsische Weinbau ”sich zu bedeutender Höhe erhob” sondern auch durch ihn der sächsische Weinhandel ”einen großen Aufschwung nahm” (ZIEGER, 1909).

Sein Weinbau- und Weinbergswissen hatte Knohll sicher nicht aus Büchern allein. Vielmehr bedient er sich dessen, ”was mir von Gott eingepflanzet / und die Natur vertrauet / dessen will ich mich einfältig / und ein mehres / darbey behelfen.” Wie aus den in der Dedicatio genannten historischen Geschichts- und Landwirtschaftsschriftstellern, darunter Cato, Varro, Plinius, Constantinus Quartus und Columella hervorgeht, kannte Knohll zumindest deren Bücher und Schriften, bewies damit eine gute Schulbildung und Belesenheit bei den Altklassikern (SCHRUTH, 1940), schreibt aber selbst, ”wiewol zwart ihrer viel darfür halten werden, ich hätte dieses aus oben angezogenen Autoribus zusammen gelesen, oder aus anderen Hauß-Büchern gechrieben, sie tun mir aber vor Gott und der Welt unrecht / sintemal ich das wenigste aus und von ihren Schriften gesehen / zu geschweigen gelesen”.