Republik China

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中華民國

Jhōnghuá Mínguó
Republik China

Flagge der Republik China
Wappen der Republik China
Flagge Wappen
Amtssprache Hochchinesisch
Hauptstadt Taipeh
Staatsform semipräsidiale Republik
Staatsoberhaupt Präsident Chen Shui-bian
Regierungschef Premierminister Chang Chun-hsiung
Fläche 36.179 km²
Einwohnerzahl 22.832.173 (Stand: Ende August 2006)
Bevölkerungsdichte 631 Einwohner pro km²
Währung Neuer Taiwan-Dollar NT$
Nationalhymne San Min Chu-i
inoffiziell auch: Flaggenlied
Nationalfeiertag 10. Oktober, Aufstand von Wuchang
Zeitzone UTC + 8 = MEZ + 7 (keine Sommerzeit)
Kfz-Kennzeichen RC
Internet-TLD .tw
Telefonvorwahl +886

Die Republik China (chin. 中华民国/中華民國, Zhōnghuá mínguó, Tongyong Pinyin Jhōnghuá Mínguó), gemeinhin Taiwan und früher auch Nationalchina genannt, ist ein Staat auf der Insel Taiwan und umliegenden Inseln, der im Zuge des Taiwan-Konflikts um seine Unabhängigkeit kämpft und im Zuge der Ein-China-Politik nur von wenigen Staaten offiziell anerkannt wird.

Von 1912 bis 1949 war „Republik China“ die Bezeichnung für den Staat, der mehr oder weniger das gesamte chinesische Territorium umfasste. Seit 1949 beschränkt sich das effektive Staatsgebiet der Republik China nur noch in der Provinz Taiwan und der Provinz Fujian, welche einige dem Festland vorgelagerte Inselgruppen (Kinmen, Matus) sowie die sich im Südchinesischen Meer befindenden (Pescadoren-Inseln) umfasst.

Das politische und staatsrechtliche Verhältnis der Republik China zur Volksrepublik China ist bis heute heikel. Die meisten Staaten haben seit 1971 die Volksrepublik China anstelle der Republik China diplomatisch anerkannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Die Republik China erstreckt sich heute über eine Gesamtfläche von 36.179 km², dessen Hauptteil die Insel Taiwan mit einer Fläche von 35.801 km² bildet (zum Vergleich: Die Fläche Baden-Württembergs beträgt 35.752 km²). An der längsten Stelle ist die Insel 394 km lang, die maximale Breite beträgt 144 km. Die Insel wird im Westen durch die Straße von Taiwan vom chinesischen Festland getrennt und im Süden durch die Straße von Luzon von den Philippinen getrennt. Östlich begrenzt das Philippinenbecken Taiwan. Im Nordosten grenzt Taiwan an die zu Japan gehörende Ryūkyū Inselkette. Im Norden liegt das Ostchinesische Meer, welchem Japan und Südkorea angrenzen.

Die Republik China auf Taiwan umfasst außerdem noch die Pescadoren (Penghu), die vorgelagerten Matsu-Inseln (Mazu) und Quemoy (Jinmen) zwischen dem Festland und der Insel in der Taiwanstraße sowie einige weitere kleine Inseln, u. a. im Südchinesischen Meer. Die Insel wird ähnlich wie Japan häufig von Erdbeben heimgesucht, was besondere Sicherheitsstandards bei Gebäuden und Infrastruktur erfordert.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Heute leben in der Republik China ca. 23 Mio. Menschen. Die Bevölkerung besteht aus 84 % Taiwanern und 14 % Festland-Chinesen, die allesamt überwiegend Han-Chinesen sind, davon 15 % Hakkas; hinzu kommen gut 2 % Angehörige der Ureinwohner-Völker.

Taiwan weist aufgrund seiner kleinen Fläche und des hierfür hohen Gebirgsanteils in seinen Siedlungsgebieten mit mehr als 625 Einwohnern pro Quadratkilometer nach Bangladesch die zweithöchste Einwohnerdichte aller Flächenstaaten der Welt auf. Die städtische Bevölkerung konzentriert sich in der westlichen Ebene des Landes. Entsprechend hoch ist dort die Verstädterungsrate mit einer zunehmenden Konzentration auf die Agglomeration der Hauptstadt Taipeh im Norden der Insel. In Städten leben ca. 75 % der Bevölkerung. 22 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahren. Weitere Siedlungsschwerpunkte finden sich um Taichung und Tainan entlang der Westküste bis zur südlichen Hafenstadt und zweitgrößten Metropole Kaoshiung.

[Bearbeiten] Sprachen

Die Mehrheit der Bevölkerung spricht Taiwanisch. Eine bedeutende Gruppe mit vielen Sprechern stellen die Hakka-Dialekte dar. Als Verkehrssprache und Amtssprache dient das Hochchinesisch. Mit den festlandchinesischen Flüchtlingen aus dem Chinesischen Bürgerkrieg sind zwischen 1945 und 1949 beinahe alle chinesischen Dialekte nach Taiwan gekommen. In der U-Bahn (MRT) in Taipeh werden die Stationen auf Hochchinesisch, Taiwanisch, Hakka und Englisch angesagt. Anders als in der Volksrepublik China werden in Taiwan weiter die traditionellen chinesischen Schriftzeichen verwendet. Die lateinische Schrift, die von Missionaren eingeführt wurde, diente in einigen Fällen zur Verschriftung der Sprachen der Ureinwohner.

Die Sprachen der Ureinwohner Taiwans gehören der austronesischen Sprachfamilie an. Folgende Völker der Ureinwohner sind als ethnische Minderheiten anerkannt: Ami, Atayal, Bunun, Kavalan, Paiwan, Puyuma, Rukai, Saisiyat, Sakizaya, Tao, Thao, Tsou und Truku (siehe Indigene Völker Taiwans). Heutzutage gehören nur etwa 2 % der taiwanischen Bevölkerung diesen Volksgruppen an, noch weniger sprechen die Ureinwohnersprachen.

Um den Status dieser Sprachen zu verbessern, wurden die Ureinwohnersprachen neben Hochchinesisch, Taiwanisch und Hakka zu Nationalsprachen erklärt. Auch ein eigener Fernsehkanal für die Ureinwohner, auf dem Beiträge in verschiedenen Ureinwohnersprachen gesendet werden, wurde eingerichtet.

[Bearbeiten] Politik

Die Republik China ist im Gegensatz zur Volksrepublik China seit einigen Jahren eine Demokratie, der Präsident und die Abgeordneten des Einkammer-Parlaments werden in freien, gleichen und geheimen Wahlen gewählt. Vor der Demokratisierung regierte das Lange Parlament, dessen Mitglieder 1947 noch gesamtchinesisch (jedoch ohne Mitbestimmung der Taiwaner) bestimmt wurden. Nach der Flucht auf die Insel Taiwan wurden keine Neuwahlen abgehalten, um den gesamtchinesischen Vertretungsanspruch nicht aufzugeben. Dies führte dazu, dass die Kuomintang die Republik China (Taiwan etc.) bis zu den Neuwahlen 1992 praktisch als alleinige Partei regierte.

Die Parteienlandschaft der Republik ist heute hauptsächlich von zwei Parteienkoalitionen geprägt; der „pan-grüne Koalition“ (chin. 泛绿联盟/泛綠聯盟, Fànlǜ liánméng) als Zusammenschluss der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), der Taiwans Solidaritäts Union (TSU) und der kleineren Taiwans Unabhängigkeitspartei (TAIP) und der „pan-blaue Koalition“ (chin. 泛蓝联盟/泛藍聯盟, Fànlán Liánméng) als Zusammenschluss der Kuomintang (KMT), der Volkspartei (PFP) und der kleineren Neuen Partei (CNP). (Die farbliche Bezeichnungen stammen jeweils von den Parteiflaggen der zwei großen Volksparteien DPP und KMT.) Die Hauptbestrebungen dieser beiden gegensätzlichen Koalitionen sind entweder die „formelle Unabhängigkeit“ Taiwans (grünes Lager) oder die Beibehaltung des status quo. Langfristig wird von Teilen des „blauen Lagers“ eine Wiedervereinigung Chinas unter demokratischen Voraussetzungen angestrebt. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen 2004 gewann Chen Shui-bian (DPP) mit weniger als 1 % mehr Stimmen als sein Herausforderer Lien Chan (KMT) die Wiederwahl.

[Bearbeiten] Verfassung und Regierungssystem

Die nationalchinesische Verfassung basiert auf den politischen Lehren Sun Yat-sens und wurde noch 1946 auf dem Festland entwickelt. Sie verlangt eine Teilung in fünf Gewalten, die von je einem Yuan (Staatsrat) ausgeübt werden: Legislative, Exekutive, Judikative, Prüfung und Kontrolle.

Staatsoberhaupt ist der auf vier Jahre direkt gewählte Präsident, der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist und nur einmal wiedergewählt werden darf. Bis zur Verfassungsänderung 1992 hatte die Nationalversammlung die Befugnisse den Präsidenten zu wählen (erste Direktwahl vom Volk 1996) und bis zur Verfassungsänderung 2005 das alleinige Recht Verfassungsänderungen vorzunehmen, heute müssen vom Parlament gebilligte Verfassungsänderungen in Referenden mit über 50 Prozent der wahlberechtigten Stimmen bestätigt werden. Die Nationalversammlung mit 300 von den Parteien entsprechend ihrer Stärke ernannten Delegierten löste sich 2005 durch eine Verfassungsänderung selbst auf.

[Bearbeiten] Yuans (Staatsräte)

Der Exekutiv-Yuan ist die Regierung der Republik China dessen Vorsitz der Ministerpräsident ausübt. Er wird vom Präsidenten im Einvernehmen mit dem Legislativ-Yuan ernannt.

Der Legislativ-Yuan besteht seit 2007 aus 225 Abgeordneten und ist das Parlament Taiwans, welches mit der Gesetzgebungskompetenz ausgestattet ist und die Arbeit des Exekutiv-Yuans überwacht.

Der Judikativ-Yuan besteht aus 15 Richtern und ist die höchste gerichtliche Instanz des Staates. Er ist außerdem das Verfassungsgericht des Landes.

Der Prüfungs-Yuan ist für die Beamtenauswahl verantwortlich.

Der Kontroll-Yuan nimmt die Funktion eines Rechnungshofes wahr und kann Disziplinarverfahren gegen Beamte vornehmen.

[Bearbeiten] Verhältnis zur Volksrepublik China

Hauptartikel: Taiwan-Konflikt

Das Verhältnis Taiwans zur Volksrepublik China (VRC) ist recht kompliziert. Aus Sicht der Volksrepublik sei Taiwan eine abtrünnige Provinz und gehört gemäß ihrer Ein-China-Politik zur VRC. Am 14. März 2005 hat der Nationale Volkskongress Chinas fast einstimmig das umstrittene Anti-Abspaltungsgesetz abgesegnet, welches militärische Schritte gegen Taiwan vorsieht, sollte dieses sich formell unabhängig erklären. Die pan-grüne Koalition , die zurzeit großen Einfluss auf das politische Geschehen in Taiwan besitzt, strebt die Anerkennung als selbstständigen Staat an.

Taiwan vermeidet eine offizielle Unabhängigkeitserklärung. Ungeachtet dessen ist Taiwan zurzeit de facto völlig unabhängig von der Volksrepublik und verfügt über eine selbständige Regierung, die die volle Souveränität über Taiwan hat. Trotz dieser Umstände wird Taiwan, um die guten Beziehungen des jeweiligen Landes zur Volksrepublik China grundsätzlich zu erhalten, nur von 24 Staaten diplomatisch anerkannt. Sogar die Schutzmacht USA erkennt Taiwan offiziell nicht an und handelt moderat in Angelegenheiten, welche direkte Streitpunkte zwischen den beiden Kontrahenten sind, wie z. B. Taiwans Beitritt als Beobachter in die WHO. Das liegt hauptsächlich daran, dass jeder Staat, der offizielle, bilaterale Beziehungen mit der VRC unterhalten will, die Ein-China-Politik offiziell anerkennen muss.

Auch das Versprechen Amerika gegenüber und als Beruhigung der Volksrepublik China definierte Präsident Chen Shui-bian die Politik der fünf Neins (chin. 四不一沒有, cì bù yī méi yǒu „vier Nein und ein Ohne/four nos and one without“). Solange Taiwan nicht akut militärisch von China bedroht wird, wird Taiwan:

  • keine Unabhängigkeit erklären
  • nicht den Namen des Staates ändern
  • keinen Artikel in die Verfassung aufnehmen, der die Beziehungen zur VRC als „zwischenstaatliche Beziehungen“ bezeichnet
  • kein Referendum über die Änderung des Status quo in der Frage Unabhängigkeit oder Wiedervereinigung abhalten
  • die bestehenden taiwanischen Richtlinien für die „Nationale Wiedervereinigung“ nicht ändern (sprich: Wiedervereinigung nur durch Verhandlungen mit der Volksrepublik China und unter demokratischen Voraussetzungen auf dem chinesischen Festland).

[Bearbeiten] Diplomatische Beziehungen

Bis 1971 stellte die Republik China, einst Gründungsmitglied der UNO, die alleinige chinesische Vertretung bei den UN und hatte einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen inne. 1971 verlor die Republik China durch die Resolution 2758 der UN-Generalversammlung die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen an die Volksrepublik China.

Folgende 24 Staaten pflegen offizielle diplomatische Beziehungen mit der Republik China:

Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang die Republik China offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaußenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweifacher Millionenhöhe. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, nauruische Schulden (Kauf einer Boeing 737) bei der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 2,7 Mio. Dollar zu zahlen.

Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Außenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Ludwig Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das (VR-)chinesische Programm, die Republik China mit der Volksrepublik China wieder zusammenzuschließen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der Präsident der Republik China, Chen Shui-bian, kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und der Republik China wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete den Entscheid damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit der Republik China durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist aber zu vermuten, dass wieder zur Republik China gewechselt wurde, weil die Volksrepublik China ihr Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach die Republik China, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten; im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt.

Am 20. Januar 2005 nahm Grenada seine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf und brach die seit 1989 bestehenden diplomatischen Beziehungen zur Republik China ab.

Auch Senegal brach am 26. Oktober 2005 seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab und nahm nach 10-jähriger Unterbrechung seine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf.

Weiterhin beendete am 5. August 2006 Tschad seine seit 1997 bestehenden diplomatischen Beziehungen zur Republik China. Nach Angaben der Regierung bestanden Interessenskonflikte. Man wolle sich nun der Volksrepublik China zuwenden.[1] Die Regierung in N'Djamena hatte jahrelang von der finanziellen Unterstützung Taiwans für Projekte im Gesundheits-, Landwirtschafts- und Infrastrukturbereich profitiert.

Am 1. Mai 2007 nahm St. Lucia – nach einer Unterbrechung von 10 Jahren – offiziell wieder seine diplomatischen Beziehungen zur Republik China auf.[2] Dagegen brach Costa Rica am 7. Juni 2007 die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan ab. Begründet wurde dieser Schritt mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten, die engere Kontakte zur Volksrepublik China bedingen.[3] Die Anzahl der Länder, welche diplomatische Beziehungen zur Republik China pflegen, reduzierte sich mit dem Schritt Costa Ricas auf 24.

Die anderen Staaten haben offiziell keine diplomatischen Beziehungen, trotzdem wird der Kontakt aber durch sogenannte Taipei Wirtschafts- und Kulturbüros aufrechterhalten, ohne diesen Einrichtungen (mit Rücksicht auf die Volksrepublik China) den Status einer Botschaft zuzuordnen.

[Bearbeiten] Verwaltungsgliederung

Die ehemalige Verwaltungsgliederung stammt aus der Zeit, als die Republik China noch das ganze Festland regiert hat. Obwohl die Republik China das Festland zurzeit nicht verwaltet, hat sie auf das Recht darauf verfassungsmäßig niemals verzichtet. Der vom Festland stammenden Verfassung von 1947 nach erhebt die fortbestehende Republik China offiziell bis heute Anspruch auf ganz China in den Grenzen von 1911, am Ende des Chinesischen Kaiserreiches bzw. Anfang der chinesischen Republik:

Festlandchina, das Gebiet der heutigen Mongolei, der autonomen Republik Tuva in der Russischen Föderation, sowie auf den Kachin-Staat in Myanmar und Teile Kirgisistans, einige Inseln, die heute von Japan verwaltet werden (u. a. die Senkaku-Inseln), und fast alle Inseln im Südchinesischen Meer.

Jedoch wurden seit der beginnenden Demokratisierung Taiwans in den 1990er Jahren (Souveränitäts-)Ansprüche auf Festlandchina faktisch nicht mehr erhoben und den kommunistischen Souveränitätsanspruch auf dem Festland, jedoch nicht auf das Territorium der Republik China inoffiziell anerkannt. Die Ansprüche wurden 1991 von dem nationalchinesischen Präsidenten Lee Teng-hui aufgegeben, die jedoch von der Nationalversammlung der Republik China nicht ratifiziert wurden. 1999 prägte der scheidende Präsident die Zwei-China-Theorie, die von der Nachfolgeregierung weiter verfolgt wird. Auch wurden Ansprüche auf ehemalige Gebiete auf dem Festland, die heute unter der Kontrolle anderer Staaten stehen faktisch nicht mehr erhoben, beispielsweise auf das Gebiet der Mongolei und Tibet. So wurde anders als 1997 der Dalai Lama beim erneuten Staatsbesuch 2001 in Taiwan als „ausländischer Staatsgast“ bezeichnet. Die Volksrepublik China behielt dagegen den Anspruch auf Taiwan heute mit der Ein-China-Politik aufrecht. 2006 wurden zuletzt Änderungen an der republikanischen Verfassung vorgenommen. Ursprünglich sollten dabei auch die Staatsgrenze und Souveränitätsansprüche der heutigen Republik China auf Taiwan neu geregelt und den tatsächlichen Bedingungen angepasst werden, jedoch wurde dieses Thema aufgrund internationalen, vor allem US-amerikanischen und westlichen, Druckes verworfen, da es als Schritt zur formellen „Unabhängigkeit“ bzw. Eigenstaatlichkeit Taiwans angesehen wird.

Am Anfang der Republik China hat sie die Verwaltungsgliederung von der Qing-Dynastie übernommen, bei der es die 22 Provinven Jiangsu, Anhui, Jiangxi, Hubei, Hunan, Sichuan, Yunnan, Guizhou, Guangdong, Guangxi, Fujian, Zhejiang, Shandong, Shanxi, Henan, Hebei, Shaanxi, Gansu, Xinjiang, Liaoning, Jilin, Heilongjiang gab. Neben den 22 Provinzen hatte die Beiyang-Regierung 4 besondere Zonen aufgestellt.

Landkarte der „offiziellen“ Grenzen von Republik China (seit 1912), einschließlich Festlandchina, Mongolei, Tuva und dem Kachin-Staat. Ansprüche auf die Gebiete auf dem Festland werden heute faktisch nicht mehr erhoben.
Landkarte der „offiziellen“ Grenzen von Republik China (seit 1912), einschließlich Festlandchina, Mongolei, Tuva und dem Kachin-Staat. Ansprüche auf die Gebiete auf dem Festland werden heute faktisch nicht mehr erhoben.
Verwaltungsgliederung der Republik China (1999)
35 Provinzen, 2 Orte, 1 Sonderzone 14 Städte1
Zonen Abkürzung Hauptstadt
Suiyuan Sui Guisui (heute Hohhot)
Rehe Re Chengde
Liaobei Chao Liaoyuan
Andong An Tonghua
Songjiang Song Mudanjiang Harbin
Hejiang Hr Jiamusi
Liaoning Liao Shenyang Shenyang, Dalian
Jilin Ji Jilin Stadt
Chahaer Cha Zhanghuan (heute Zhangjiakou)
Hebei Ji Qingyuan (heute Baoding) Beiping, Tianjin
Shanxi Jin Yangqu (heute Taiyuan)
Heilongjiang Hei Beian
Nenjiang Nen Qiqihaer
Xingan Xing Hailaer
Jiangsu Su Zhenjiang Shanghai, Hauptstadt Nanjing
Anhui Wan Hefei
Zhejiang Zhe Hangzhou
Fujian Min Fuzhou
Jiangxi Gan Nanchang
Shandong Lu Jinan Qingdao
Henan Yu Kaifeng
Hubei E Wuchang Hankou
Hunan Xiang Changsha
Guangdong Yue Guangzhou Guangzhou
Guangxi Gui Guilin
Sichuan Chuan Chengdu Chongqing
Guizhou Qian Guiyang
Yunnan Dian Kunming
Xikang Kang Kangding
Shaanxi Shaan Xi'an Xi'an
Gansu Long Lanzhou
Qinghai Qing Xining
Ningxia Ning Yinchuan
Xinjiang Xin Dihua (heute Urumqi)
Taiwan Tai Taipeh Taipeh, Kaohsiung
Hainan Qiong Haikou
Tibet Zang Lhasa
Menggu2 Meng Kunlun (heute Ulaanbaatar)
Bemerkung 1: Nach dem Wechsel der Regierung der Republik China nach Taiwan gab es insgesamt 35 Provinzen (ohne Mongolei), 1 Sonderzone und 12 Städte.
Bemerkung 2: Nach dem Wechsel der Regierung der Republik China nach Taiwan erkannte sie die Unabhängigkeit der Mongolei von China lange nicht an.

[Bearbeiten] Die heute tatsächlich kontrollierten Gebiete

Die Republik China besteht zurzeit aus zwei Provinzen, nämlich der „Provinz Taiwan“ und einigen vorgelagerten Inseln, die der „Provinz Fujian“ zugeordnet werden. Die zwei Provinzen werden wiederum in insgesamt 18 Landkreise und fünf kreisfreie Städte unterteilt, Taipeh und Kaohsiung nehmen als unmittelbar der Zentralregierung unterstellte Städte eine provinzähnliche Sonderstellung ein. Die zwei Landkreise Penghu (Pescadoren-Inseln) und Jinmen (Quemoy), sowie die Gemeinde Mazu des Kreises Lienchiang sind in der Taiwanstraße beziehungsweise vor der Küste der chinesischen Provinz Fujian gelegene Inselgruppen.

[Bearbeiten] Regierungsunmittelbare Städte

Name chinesisch Pinyin Einwohner
Taipeh 台北市 Táiběi Shì
2.621.000
Kaohsiung 高雄市 Gāoxióng Shì
1.510.000


Die Republik China rechnet darüber hinaus die von ihr kontrollierten Dongsha-Inseln zum Distrikt Cijin der Stadt Kaohsiung, während die Volksrepublik China der Meinung ist, dass diese Inseln zur Stadt Huizhou der Provinz Guangdong gehören.

[Bearbeiten] Provinz Taiwan

[Bearbeiten] kreisfreie Städte

(Stand: 2004)

Name chinesisch Pinyin Einwohner
Taichung 台中市 Táizhōng Shì
1.114.000
Tainan 台南市 Táinán Shì
751.000
Keelung 基隆市 Jīlóng Shì
392.000
Hsinchu 新竹市 Xīnzhú Shì
384.000
Chiayi 嘉義市 Jiāyì Shì
270.000

[Bearbeiten] Landkreise

(Stand: 2004)

Name chinesisch Pinyin Einwohner
Taipeh 台北縣 Táiběi Xiàn
3.694.608
Taoyuan 桃園縣 Táoyuán Xiàn
1.834.045
Yilan 宜蘭縣 Yílán Xiàn
462.614
Hsinchu 新竹縣 Xīnzhú Xiàn
461.566
Miaoli 苗栗縣 Miáolì Xiàn
560.597
Taichung 台中縣 Táizhōng Xiàn
1.522.986
Changhua 彰化縣 Zhānghuà Xiàn
1.316.321
Nantou 南投縣 Nántóu Xiàn
539.721
Yunlin 雲林縣 Yúnlín Xiàn
738.158
Chiayi 嘉義縣 Jiāyì Xiàn
559.329
Tainan 台南縣 Táinán Xiàn
1.105.983
Kaohsiung 高雄縣 Gāoxióng Xiàn
1.237.501
Pingtung 屏東縣 Píngdōng Xiàn
902.639
Taitung 台東縣 Táidōng Xiàn
241.676
Hualien 花蓮縣 Huālián Xiàn
350.468
Penghu 澎湖縣 Pénghú Xiàn
91.840

[Bearbeiten] Provinz Fujian

[Bearbeiten] Kreise

Name chinesisch Pinyin Einwohner
Kinmen 金門縣 Jīnmén Xiàn
61.614
Gemeinde Mazu des Kreises Lienchiang 马祖乡, 連江縣 Mazú Xiang, Liánjiāng Xiàn
11.002

[Bearbeiten] Geschichte

Hauptartikel: Chinesische Geschichte

[Bearbeiten] Der Sturz der Qing-Dynastie

Chinesische Mutter, 1917
Chinesische Mutter, 1917
Flagge der Republik China 1912–1928. Siehe Liste der chinesischen Flaggen.
Flagge der Republik China 1912–1928. Siehe Liste der chinesischen Flaggen.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es in China revolutionäre Bestrebungen, die Mandschudynastie zu stürzen. Die treibende Kraft dieser Bestrebung kam vor allem aus den westlich erzogenen Intellektuellenschichten in den kolonialisierten Gebieten wie zum Beispiel Hongkong, Kanton und Shanghai.

Dazu gesellte sich noch eine nationalistische Strömung, welche die Qing-Dynastie als Fremdherrschaft ansah und eine von Han-Chinesen etablierte Herrschaftsform sehen wollte. Vor allem in der so genannten „neuen Armee“ fanden die revolutionären Ideen großen Anklang; hier konnten die Revolutionäre auch die meisten Anhänger rekrutieren. Die Neue Armee wurde ironischerweise von den Qing-Herrschern ins Leben gerufen, um eine nach westlichem Vorbild organisierte Armee zu errichten, als besonders während des ersten chinesisch-japanischen Kriegs die Unzulänglichkeit der traditionellen chinesischen Armee sichtbar wurde. Unter anderen hatte Sun Yatsen, der seine Ausbildung in Japan genossen hatte und sich zum Christentum bekannte, bereits vor 1911 mehrere Umsturzversuche, hauptsächlich in den Südprovinzen organisiert.

Der Sturz der Qing-Dynastie erfolgte, als am 10. Oktober 1911 in Wu-chang die dort stationierten Neuen Armeen revoltierten. Der Gouverneur floh Hals über Kopf und gab so den Revolutionären die Gelegenheit, ihre Stellung zu festigen. Die Revolution in Wu-chang fand bald großen Anklang im gesamten Bereich des Yangtse-Laufs, es kam zur massiven Verfolgung der Mandschu. Der Prinzregent Tschün II. (vgl. auch Pu Yi) sah sich gezwungen, den 1908 verbannten Yuan Shikai zurückzurufen und als obersten Militärmachthaber einzusetzen. Yuan hatte bereits vor seiner Verbannung diese Stellung eingenommen. Seine Beiyang-Armee war die einzige Armee, auf die sich die Qing-Regierung noch stützen konnte. Sie war auch die erste Neue Armee gewesen, und Yuan Shikai war der Mann, der diese Armee gegründet, trainiert und aufgebaut hatte. Selbst in seiner Verbannung besaß er die volle Kontrolle über diese Armee.

Yuan Shikai setzte nach seiner Rückkehr sofort seine Armee in Bewegung. Er fuhr eine Doppelstrategie: Einerseits setzte er die Revolutionäre am Yangtse stark unter Druck, andererseits verhandelte er mit Sun Yatsen über eine „friedliche Lösung“.

Am 1. Januar 1912 wurde unter Sun Yatsen die Republik mit einer provisorischen Verfassung und einem Ministerium aus Jungchinesen ausgerufen. Um einen Bürgerkrieg Süd gegen Nord zu vermeiden, willigte Sun unter den folgenden Bedingungen in einen Frieden ein:

  1. Die Dynastie wird abgeschafft, China wird eine Republik,
  2. Das alte Kaiserhaus erhält eine Vorzugsbehandlung,
  3. Yuan Shikai erkennt die provisorische Verfassung an und
  4. Sun Yatsen verzichtet zugunsten von Yuan Shikai.
  5. Die Hauptstadt der Republik, Sitz der Regierung und des Parlaments soll Nanjing werden.

Am 14. Februar 1912 wurde Yuan Shikai neuer Präsident.

[Bearbeiten] Die Beiyang-Zeit

Yuan Shikai war kein Republikaner, und er verachtete Begriffe wie Demokratie. Er verkannte auch in seinem alten Denken, dass die Zeit der Kaiserhäuser vorbei war. Für ihn war die Revolution die Gelegenheit, seine eigene Dynastie zu gründen.

Kurz nach seinem Amtsantritt ließ er seine eigene Beiyang-Armee in Peking revoltieren. Unter dem Vorwand, dass er in dieser brenzligen Situation Beijing nicht verlassen konnte, um die Situation nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, begann er seine Abmachung mit Sun Yatsen zu revidieren. Denn Peking war seine Machtbasis, hier stand die Armee, die ihm loyal ergeben war, während er in Nanjing auf fremdem Terrain gestanden hätte. Er köderte die Führer der Revolution mit Ämtern wie Vizepräsident, Minister etc. nach Peking und setzte sie so fest. Als Sun Yatsen Mitte 1913 erkannte, dass er von Yuan hintergangen wurde, gründete er Juli 1914 die Chinesische Revolutionspartei (中華革命黨) als eine politische Kraft und initiierte eine zweite Revolution (1919 wurde diese Partei in Kuomintang umbenannt). Yuan setzte sofort seine Beiyang-Armee in Bewegung und eroberte alsbald bis auf wenige Provinzen im äußersten Süden fast das gesamte China. Sun Yatsen musste ins Exil gehen.

Yuan glaubte nun, die Zeit sei reif und ließ sich am 11. Dezember 1915 zum Kaiser einer konstitutionellen Monarchie proklamieren. Sofort rebellierten die wenigen Südprovinzen außerhalb seiner Kontrolle (die 3. Revolution). Doch noch schwerwiegender war, dass seine eigene Beiyang-Armee ihm die Treue versagte. Alle seine ranghohen Generäle gaben bekannt, dass sie gegen die Wiedereinführung der Monarchie seien. Im März 1916 musste Yuan abdanken.

Sofort nach Yuans Tod brach ein Machtkampf innerhalb der Beiyang-Armee aus. Die Beiyang-Armee spaltete sich in vier größere Gruppen, die miteinander in wechselnden Konstellationen Bündnisse schlossen oder einander bekämpften. Je nach der Lage auf dem Schlachtfeld wechselte die Regierung in Peking ab. In diesen zehn bis fünfzehn Jahren, in denen die Beiyang-Warlords („Nördliche Militaristen“) das Sagen hatten, wechselte der Ministerpräsident in Beijing nicht selten fünf Mal pro Jahr.

Zugleich versuchte Sun Yatsen in seiner Heimat Kanton, zum Teil gestützt auf opportunistische Warlords, eine Basis für eine demokratische Republik aufzubauen. Seine Vorstellungen ruhten auf seinen „Drei Prinzipien des Volkes“: Nationalismus, Demokratie und Volkswohl. Er sammelte die öffentliche Meinung auf Seiten der Demokratie, gegen Despotie und Korruption und behielt eine makellose Reputation. Als Regierungschef Chinas wurde er aber nie erprobt.

Seit dem Boxeraufstand waren alle Westmächte in China vertreten und versuchten, auch hier ihre Privilegien, aber auch die Balance untereinander zu erhalten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges jedoch änderte sich die Lage. Die europäischen und amerikanischen Mächte konzentrierten ihre Ressourcen und Aufmerksamkeit auf Europa, so dass Japan sich bei dieser Gelegenheit in China einmischen konnte. So übernahm Japan die deutsche Kolonie in Qingdao und zwang die chinesische Regierung in einem geheimen Abkommen dies anzuerkennen.

Die Offenbarung dieses Geheimdokuments am Ende des Ersten Weltkrieges führte zu der ersten großen Studentenbewegung in der chinesischen Geschichte, der Bewegung des vierten Mai. Als Folge dieser Bewegung verweigerte die chinesische Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 die Unterzeichnung des Versailler Vertrags, in dem die Okkupation Shandongs durch Japan festgeschrieben wurde.

In dieser Zeit änderte sich das Gesicht des Landes. Die Intellektuellen Chinas wurden zu radikalen Denkern, welche den Konfuzianismus und die chinesische Schrift als Mittel der Kaiserherrschaft ablehnten und stattdessen Werte wie Wissenschaft und Demokratie, aber auch Körperertüchtigung und Individualismus propagierten. Allerdings bestanden zwischen den Intellektuellen und den armen, meist schriftunkundigen Bauern sowie den Industriearbeitern unüberbrückbare Gegensätze.

An dieser Stelle hakte das kommunistische Gedankengut ein, das mit der Russischen Revolution von 1917 herüberschwappte und einen weiteren Weg aufzeigte, mit dem die außerordentlichen wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten in China überwunden werden konnten. Im Juli 1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet.

[Bearbeiten] Der Nordfeldzug

Nach dem Tode Sun Yatsens am 12. März 1925 begann Chiang Kai-shek im Sommer 1925 den Nordfeldzug gegen die Beiyang-Warlords. Dieser Feldzug war lange von Sun geplant, jedoch nie verwirklicht worden, da sich die Warlords, auf die er sich bislang gestützt hatte, als unzuverlässig herausstellten. Chiang baute in der Whampoa Militärakademie eine eigene Armee nach Suns Ideologie auf.

Chiangs Nordfeldzug erwies sich als großer Erfolg. Binnen einem halben Jahr konnte er bereits bis zum Huangho vorstoßen und dabei mehrere als Eliteneinheiten angesehene Beiyang-Truppen zerschlagen.

Innerhalb der Kuomintang gab es schon seit langem unterschiedliche Meinungen, wie man mit den Kommunisten umgehen sollte. Der linke Flügel, als dessen prominenteste Vertreterin die Witwe von Sun Sun Qinling zu nennen war, wollte mit den Kommunisten und damit auch mit der Sowjetunion zusammenarbeiten, während der rechte Flügel den Kommunisten eher ablehnend gegenüber stand und eher den Amerikanern und Engländern zugeneigt war. Der große Erfolg des Nordfeldzuges stärkte Chiangs Stellung in der Kuomintang, und so konnte sich der rechte Flügel durchsetzen. Als im Mai/Juni 1925 die Briten mit der blutigen Niederschlagung von zwei antiimperialistischen Demonstrationen eine gewaltige Streik- und Boykottbewegung provozierten, setzten sich die Kommunisten an die Spitze dieser Bewegung.

Am 20. März 1926 ergriff Chiang Kai-shek die Initiative, entmachtete die Kommunisten in Kanton und begrenzte den Einfluss der sowjetischen Berater. 1927 begann Chiang offen die Kommunisten zu verfolgen. Als Reaktion darauf richteten die Kommunisten Widerstandsbasen in den ländlichen Gebieten ein. Dieser Strategiewechsel markierte zugleich auch den Führungswechsel bei den Kommunisten von den eher westlich-theoretisch angehauchten Führern zu den pragmatischen, chinesisch-bäuerlichen Führern wie Mao Zedong.

Währenddessen konnte Chiang 1928 mindestens formal China unter der Flagge der Republik einen. Gegen den letzten Warlord musste er allerdings nicht antreten. Der Herrscher der Mandschurei, der junge Zhang Xueliang schwor der Nationalregierung die Treue und ließ die Flagge der Republik vor seinem Hauptquartier hissen. Allerdings wich Chiangs Republik stark vom Ideal Suns ab und glich mehr einer Militärdiktatur. Nachdem er einige opponierende Generäle ins Exil schicken konnte, begann er seinen Feldzug gegen die Basen der Kommunisten. 1934 sahen sich die Kommunisten in den Südprovinzen gezwungen, ihre Basen zu verlassen. In einem „Langen Marsch“, welcher innerhalb eines Jahres 1934/35 elf Provinzen durchquerte, konnte sich der „Kern“ der Kommunistischen Partei Chinas nach Yan'an in der Provinz Shaanxi retten.

[Bearbeiten] Der Japanisch-Chinesische Krieg

Bereits nach dem Russisch-Japanischen Krieg wähnte Japan China als seine Machtsphäre. Durch mehrere Abkommen hatte sich Japan beträchtliche Privilegien (inklusive der Stationierung von Armeen und der Alleinherrschaft über wichtige Eisenbahnlinien) in der Mandschurei gesichert. Als Zhang Xueliang kampflos in das republikanische Lager wechselte, musste Japan um Machtverlust fürchten. Im September 1931 gab es eine militärische Konfrontation mit den dortigen chinesischen Truppen. Chiang, der seinen Einigungsprozess noch nicht gefestigt sah, befahl Zhang, freiwillig aus der Mandschurei abzuziehen. Ein Jahr darauf setzten die Japaner den letzten Qing-Kaiser Pu Yi als ihre Marionette und Kaiser Mandschukos ein.

Chiang war fest davon überzeugt, dass er sich keine Konfrontation mit den Japanern leisten konnte, bevor er absolute Macht erlangt und jeden Widerstand innerhalb Chinas gebrochen hatte. Doch seine Rückzugspolitik und die erneute Provokation Japans erregten immer größeren Widerstand in China. Auch dies konnten die mittlerweile nach Nordchina exilierten Kommunisten bestens propagandistisch ausschlachten. Als Chiang 1936 Zhang in Xi’an besuchte, setzte Zhang ihn fest und erzwang von ihm das Versprechen, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten und gegen die Japaner vorzugehen. Am 7. Juli 1937 provozierte die japanische Armee vor Beijing (Peking) den Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke, wodurch der Japanisch-Chinesische Krieg ausbrach.

Der Krieg verlief für die Chinesen katastrophal. Innerhalb eines Jahres verloren sie die Kontrolle in fast sämtlichen Küstengebieten. Die Nationalregierung musste ins Landesinnere flüchten. Obwohl japanische Flugzeuge die inländischen Städte terrorisierten, konnten sie die dortige Nationalregierung nicht zur Aufgabe zwingen. Auch war die Kopfstärke ihrer Armee zu gering, um das gesamte Land zu besetzen. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und vor allem nach dem Angriff auf Pearl Harbor erhielt die Nationalregierung zunehmend materielle und militärische Hilfe von den USA. Mehrere Versuche Japans, die Materiallieferung über Birma und Indien zu unterbinden, schlugen fehl. Bis zum Kriegsende herrschte eine Pattsituation an der chinesischen Front.

Die Japaner machten sich dabei zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig, insbesondere bei der Eroberung der damaligen Hauptstadt Nanjing im Dezember 1937, die sechs Wochen lang erbarmungslos terrorisiert wurde, was als Massaker von Nanking in die Geschichtsbücher einging. Der Krieg forderte von China über 19 Millionen Tote. Am Tag ihrer Kapitulation (14. August 1945) verließen die Japaner Nanjing.

[Bearbeiten] Der Bürgerkrieg

Trotz mehrfacher Versuche der USA, einen Waffenstillstand in China zu verwirklichen, brach letztlich doch der Bürgerkrieg erneut aus. Obwohl anfangs die republikanische Armee Erfolge verbuchen und sogar kurzfristig Yanan besetzen konnte, überschätzte Chiang seinen Rückhalt im Land. Die Kommunisten waren weniger korrupt und freundlicher zu den Bauern, sodass sie ihr Vertrauen gewinnen konnten. Während Chiang Kai-shek nach schnellen Erfolgen große Teile seiner Truppen zur Absicherung in den Garnisonen zurücklassen musste, konzentrierten sich Mao und seine Militärs auf die Vernichtung seiner kämpfenden Kräfte, nicht auf die Behauptung bestimmter Orte. In mehreren großen Feldzügen und unter stillschweigender Hilfe der Sowjetunion erlangten die Kommunisten zuerst die Kontrolle über die Mandschurei und dann über Nordchina. Selbst der Jangtsekiang als natürliches Hindernis konnte sie nicht aufhalten.

Am 1. Oktober 1949 wurde von Mao Zedong in Peking die Volksrepublik China ausgerufen. International, besonders von den westlichen Ländern, wurde sie aber erst in den 1970er Jahren anerkannt. Die Republik China wird heute von der UNO als stabilisiertes De-Facto-Regime auf der Insel Taiwan angesehen.

[Bearbeiten] Republik China auf Taiwan

Eingang zur Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh
Eingang zur Chiang Kai-shek Memorial Hall in Taipeh

1949 bildete Taiwan den Rückzugsort für 2 Millionen Anhänger der Kuomintang unter Generalissimo Chiang Kai-shek nach der Niederlage im Chinesischen Bürgerkrieg gegen die Kommunisten unter Führung Mao Zedongs, der infolgedessen die Volksrepublik China ausrief. Taiwan wurde somit, neben zahlreichen kleineren Inseln, zum alleinigen Hoheitsgebiet der Republik China. 1950 wurde Hainan von den Kommunisten erobert. Die Kuomintang beherrschte das Land bedingt durch die besondere Konstruktion des Parlaments bis 1992 praktisch wie eine undemokratische Einheitspartei (Siehe Kuomintang). 1992 erfolgte nach einer freien Parlamentswahl eine Verfassungsänderung; zugunsten einer Direktwahl durch das Volk verzichtete die Nationalversammlung auf das Recht der Präsidentenwahl. 1996 wurden erstmals direkte Präsidentschaftswahlen durchgeführt.

Die Republik China ist heute jedoch international nur noch von wenigen Staaten anerkannt. Im Jahr 1971 wurde mit Hilfe der Sowjetunion, Indiens und Albaniens in der UNO der Antrag gestellt, dass die Republik China durch die Vertretung der Volksrepublik China ersetzt werden sollte. Bevor der Antrag besprochen wurde, trat die Republik China aus Protest aus der UNO aus. Nach dem Ende des Kalten Krieges sah die damalige KMT-Regierung einen Wechsel in der Weltpolitik und strebte nun wieder einen Sitz der UNO an. Dabei geht es Taiwan heute nicht wie früher der Volksrepublik China darum, einen Sitz zu übernehmen, sondern es möchte als normales Mitglied aufgenommen werden.

Taiwan ist auf Druck der Regierung der Volksrepublik international kaum de jure als Staat anerkannt. Das Land wird auch oft als Republik China auf Taiwan (Republic of China on Taiwan) oder eben National-China bezeichnet. Bis in die 1980er Jahre blieb die Republik China eine Militärdiktatur; die demokratische Verfassung war durch mehrere Notstandsklauseln außer Kraft gesetzt. Erst Ende der 1980er Jahre begann in Taiwan eine Demokratisierung. Die Notstandsklauseln wurden aus der Verfassung entfernt und neue Parteien neben der Kuomintang wurden zugelassen.

Viele Taiwaner wünschen für sich eine stabile internationale Stellung, und dies verstärkt die Unabhängigkeitsbewegung. Die Regierung der Volksrepublik China jedoch betrachtet Taiwan als eine abtrünnige Provinz und drohte eine militärische Besetzung der Insel an, falls Taiwan sich für unabhängig erklären sollte. Die meisten westlichen Regierungen halten einerseits an der Ein-China-Politik fest und ächten andererseits jede militärische Drohung. Die USA erließen ein Gesetz (Taiwan Relations Act), wonach sie sich verpflichten, Taiwan Hilfe gegen jede militärische Bedrohung zu leisten. Das schließt jedoch nicht notwendigerweise eine militärische Intervention der USA ein – gemeint sind vor allem der Verkauf von Waffen mit Defensivcharakter an Taiwan. Des Weiteren existieren die Sechs Zusicherungen der USA an Taiwan von 1982:

  • Die USA werden keinen Zeitpunkt setzen, um den Waffenverkauf nach Taiwan zu beenden.
  • Die USA werden die Bedingungen des Taiwan Relations Act nicht ändern.
  • Die USA werden nicht mit China verhandeln, bevor über einen Waffenverkauf nach Taiwan entschieden wird.
  • Die USA werden nicht zwischen Taiwan und China schlichten.
  • Die USA werden ihre Meinung über die Unabhängigkeit Taiwans nicht ändern, und Taiwan nicht in Verhandlungen mit China zwingen. Die Meinung der USA ist, dass die Frage friedlich zwischen den Chinesen geregelt werden muss.
  • Die USA werden eine chinesische Staatshoheit über Taiwan formal nicht anerkennen.

Die letzten Wahlen gewannen stets die Pro-Unabhängigkeitsparteien, was in der Volksrepublik starken Unmut erzeugt hat. Die momentane Regierung hat in ihrem Wahlprogramm die Ausarbeitung einer neuen Verfassung versprochen, was die Abschaffung der alten, aus dem Festland stammenden, republikanischen Verfassung bedeuten würde, in der zum Beispiel auch die Souveränität (die Staatsgrenze) festgeschrieben war. Unter internationalem, vor allem US-amerikanischem, Druck versprach die neue Regierung, diese Passage nicht anzutasten und der aktuelle Präsident Chen Shui-bian proklamierte die Politik der fünf Neins. Trotzdem wurde der Wiedervereinigungsrat aufgelöst, was prompt zu heftigen Drohungen seitens Chinas führte.

[Bearbeiten] Liste der Gouverneure

Hauptverwalter (行政長官 xingzheng zhangguan):

  1. Chen Yi (25. Oktober 1945 – Mai 1947)

Gouverneure (省主席 shengzhuxi, "Provinzvorsitzender"):

  1. Wey Daw-ming (16. Mai 1947 – 5. Januar 1949)
  2. Chen Tsyr-shiou (5. Januar 1949 – 21. Dezember 1949)
  3. Wu Gwo-jen (Wu Kuo-chen) (21. Dezember 1949 – 16. April 1953)
  4. Yu Horng-jiun (16. April 1953 – 7. Juni 1954)
  5. Yen Chia-kan (7. Juni 1954 – 16. August 1957)
  6. Chow Chih-jou (16. August 1957 – 1. Dezember 1962)
  7. Huang Chieh (1. Dezember 1962 – 5. Juli 1969)
  8. Shien Ta-ching (5. Juli 1969 – 6. Juni 1972)
  9. Shien Tung-min (6. Juni 1972 – 20. Mai 1978)
  10. Lin Yang-kang (12. Juni 1978 – 5. Dezember 1981)
  11. Lee Teng-hui (5. Dezember 1981 – 20. Mai 1984)
  12. Chiu Chuang-huan (9. Juni 1984 – 16. Juni 1990)
  13. Lien Chan (16. Juni 1990 – 1993)
  14. James Soong (1993 – 20. Dezember 1994):
  15. James Soong (20. Dezember 1994 – 21. Dezember 1998, als Gouverneur der Provinz, 省長 shengzhang). Der Titel „Gouverneur“ wurde erst mit den Bestimmungen des Selbstverwaltungsgesetzes (省縣自治法) vom 29. Juli 1994 offiziell eingeführt.
  16. Chao Shou-po (21. Dezember 1998 – 20. Mai 2000)
  17. Chang Po-ya (20. Mai 2000 – 1. Februar 2002)
  18. Fan Kuang-chun (1. Februar 2002 – 14. Oktober 2003)
  19. Lin Kuang-hua (seit 14. Oktober 2003)

[Bearbeiten] Kultur und Wissenschaft

[Bearbeiten] Feiertage

[Bearbeiten] Nationalfeiertag

Tag der (bürgerlichen) chinesischen Revolution, 10. Oktober, auch «Doppelzehnfest» genannt. Der Tag erinnert an den Aufstand von Wuchang (chin. 武昌) (siehe Xinhai-Revolution), heute Stadtteil von Wuhan (chin. 武汉市/武漢市), am 10. Oktober 1911, der schließlich zur Gründung der Republik China führte.

[Bearbeiten] Andere staatliche Feiertage

  • 1. Januar - Gründungstag der Republik China 1912
  • 28. Februar - Friedenstag, zur Erinnerung an den Zwischenfall vom 28. Februar 1947
  • 29. März - Tag der Jugend
  • 1. Mai - Tag der Arbeit
  • 8. Mai - Muttertag
  • 25. Oktober - Tag der Befreiung von japanischer Herrschaft
  • 12. November - Geburtstag von Sun Yat Sen
  • 25. Dezember - Verfassungstag

Feiertage nach dem Mondkalender Die folgenden staatlichen Feiertage richten sich nach dem traditionellen Chinesischen Kalender:

  • 4., 5. selten auch 6. April - Qingming bzw. Totenfest (2005: 5. April; 2006: 5. April; 2007: 4. April; 3008: 5. April)
  • Januar oder Februar - Chinesisches Neujahrsfest oder Frühlingsfest, etwa 4 Tage frei (2005: 9. Februar; 2006: 29. Januar; 2007: 18. Februar; 2008: 17. Februar)
  • Mai oder Juni - Drachenbootfest (2005: 11. Juni; 2006: 31. Mai; 2007: 19. Juni; 2008: 19. Juni)
  • September oder Oktober - Mondfest; (2005: 18. September; 2006: 6. Oktober; 2007: 25. September; 2008: 25. September)

[Bearbeiten] Zeitrechnung

Die offizielle Zählung der Jahre richtet sich in Taiwan nach dem Gründungstag der Republik China am 1. Januar 1912. So wird das Jahr 2007 (nach dem gregorianischen Kalender) als 96. Jahr der Republik China gezählt. Im Alltag und im Handel ist die westliche Jahreszählung ebenfalls gebräuchlich.

[Bearbeiten] Bildung

In Taiwan beginnt das Schulleben mit 6 Jahren in der Elementary School – Grundschule, darauf folgen 3 Jahre Junior High School und danach 2 Jahre Senior High School.

Auf das allgemeine Schulwesen folgt die Universitätsbildung. Dort sind neben dem eigentlichen Studienfach auch noch ein paar (wenige) allgemeinere Fächer zu belegen. Nach 4 Jahren University (Abschluss mit dem BA) kann in 2 bis 3 Jahren der Master-Abschluss erworben werden. Das Schulsystem ähnelt also sehr stark dem US-amerikanischen Schulwesen.

Neben der regulären Schule gibt es die Grammar School. Dies ist eine Art fachspezifischer Nachhilfeinstitution oder Ergänzungsunterricht in der separat zu bezahlenden Privatschule. Praktisch alle Studenten der High Schools (um die 90%) besuchen sie, um das Prüfungswissen für die Aufnahmeexamen der Unis zu pauken. Ein halbes Jahr Grammar School, fast alles im Vorlesungsstil, kostet pro Fach um die 220 Euro (2007).

Siehe auch: Bildung in Japan | Bildungssystem in Japan | Schulsystem in USA

[Bearbeiten] Wissenschaft

Siehe auch:

  1. National Taiwan University (NTU; chin. 国立台湾大学/國立臺灣大學, Guólì Táiwān Dàxué), Universität in Taipeh [1]
  2. National Tsing Hua University (NTHU; chin. 国立清华大学/國立清華大學, Guólì Qīnghuà Dàxué), Universität in der Stadt Hsinchu [2]
  3. National Chiao Tung University (NCTU; chin. 国立交通大学/國立交通大學, Guólì Jiāotōng Dàxué), Universität in den Städten Hsinchu und Taipeh [3]

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen

  1. Foreign ministry severs diplomatic ties with Chad
  2. Taiwan und St Lucia nehmen diplomatische Beziehungen auf
  3. BBC News online: Taiwan loses Costa Rica’s support (Englisch), zugegriffen am 8. Juni 2007

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
Commons: Republik China – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
Wikimedia-Atlas: Republik China – geografische und historische Karten
WikiNews
Wikinews: Republik China – Nachrichten
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