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| Späte Reue vom Papst – die Geschichte der Inquisition |
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Ad extirpanda
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Lat., stirps: Wurzel, Wurzelstock; stirpitus, mit Stumpf und Stiel. Bulle von Papst Innozenz IV. aus dem Jahr 1252, die Folter bei der Verfolgung von Ketzern erlaubte, allerdings „ohne ihnen die Glieder zu zerschlagen und ohne sie in Lebensgefahr zu bringen“.
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Atheist
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Gottesleugner. Glaubt nicht an die Existenz einer göttlichen Wirklichkeit.
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Aufklärung
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Gesellschaftlicher Emanzipationsprozess mit dem Ziel kritischer, vernunftorientierter Infragestellung traditioneller, religiöser, autoritärer Traditionen zugunsten einer gesteigerten Autonomie des Einzelnen. Die europäische Aufklärung im engeren Sinne begann in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
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Augustiner
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Ordensgemeinschaft, die nach den Ordensregeln des heiligen Augustinus lebt.
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Bulle
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Lat., bulla: "Kapsel". Ursprünglich nur ein Metallsiegel wurde sie später selbst zur Urkunde: die Bulle, geschrieben in Latein, war die höchste Form päpstlicher Erlasse.
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Denunziantentum
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Lat., denuntiare: drohend ankündigen. Denunzianten beschuldigen und verraten andere Leute mit dem Ziel, ihnen zu schaden oder sie zu vernichten.
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Eskalation
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Stufenweise Steigerung der Intensität eines Konflikts
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Exkommunikation
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Lat., ex communio: außerhalb der Kommunion. Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft. Hatte im Mittelalter die weltliche Reichsacht zur Folge und damit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ruin.
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Heidentum
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Abwertende Bezeichnung für nicht-christliche Religionswelt
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Heiliges Jahr 2000
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Jubeljahr des mittelalterlichen Christentums mit Möglichkeit zu besonderem Sündenablass alle 25 Jahre. Von Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 begründete Tradition, zuletzt begangen im Jahre 2000.
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Inquisition
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Lat., inquisitio: Befragung, Untersuchung. Untersuchung rechtswidriger Tatsachen, Verfolgung aus religiösen und ideologischen Gründen. Im engeren Sinne die institutionalisierte Ketzerverfolgung der katholischen Kirche im Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein, institutionell verankert zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Geographisch beschränkt auf Zentral- und Südeuropa.
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Inquisitionsverfahren
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Im Mittelalter entwickeltes Verfahren zur Aburteilung von Ketzern, bei dem der Richter das Verfahren aufgreift und durchführt. Seit der offiziellen Einführung der Inquisition durch Papst Gregor IX. im Jahre 1235 wurde der durch Befragung überführte Ketzer der weltlichen Macht übergeben, die das Urteil vollstreckte.
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Institution
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Lat., institutio: Einrichtung. Handlungsgemeinschaft mit öffentlicher Wirkung, die Normen setzen, Rechte und Pflichten verteilen und soziale Wirklichkeit schaffen kann. Umgangssprachlich auch "Organisation".
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Indizien
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Lat., indicio: Anzeichen. Verdachtsmoment ohne unmittelbare Beweiskraft, das aber Rückschlüsse auf eine Schuld oder Tatbeteiligung erlaubt.
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Jude
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Angehöriger des jüdischen Volkes und/oder der jüdischen Religionsgemeinschaft.
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Jury
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Bezeichnung für die Gesamtheit der Geschworenen in einem Rechtsprozess oder eine Gruppe von Fachleuten, die über einen Preis oder einen Wettbewerb entscheiden.
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Katharer
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Griech, katharos: rein. Die Katharer wurden auch "Albigenser" genannt. Glaubensbewegung vom 11. bis 14. Jhd. n. Chr., hauptsächlich in Südfrankreich, aber auch in Italien, Spanien und Deutschland verbreitet. Dualistische Lehre: Die Welt ist böse, der Himmel gut. Armut und Bescheidenheit prägten den Lebensstil.
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Ketzer
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Entstehung aus dem Begriff Katharer, einer häretischen Gruppe. Menschen, deren Meinung von der herrschenden Meinung abweicht. Meist in kirchlichen Zusammenhängen verwendet.
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Legat
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Lat., senden. Gesandter. Botschafter des Papstes
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Lutheraner
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Angehöriger der evangelisch-christlichen Konfession, die sich auf die Lehren des Reformators Martin Luthers beruft.
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Lynchjustiz
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Eigenmächtige, illegale Verfolgung (angeblicher) Verbrecher ohne ordentliches Gerichtsverfahren, meist tödlicher Ausgang. Herkunft des Begriffs umstritten, es gibt mehrere Personen mit Namen "Lynch", die als Urheber in Frage kommen.
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Majestätsbeleidigung
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Schmähung des Königs, Kaisers oder seiner Familie. Strafrechtlicher Tatbestand in einer Monarchie. Wurde vor der Französischen Revolution oft mit dem Tode bestraft.
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Militanz
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Lat., militare: Kriegsdienst tun. Streitbarkeit, Kampfbereitschaft, Angriffslust.
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Muslim
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Arab., Muslim: "der sich Unterwerfende", "der sich Hingebende"; Anhänger des Islam
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Neutestamentlich
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Bezogen auf das Neue Testament, die Sammlung der kanonischen Schriften des Christentums.
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Palazzo del Sant’ Uffizio
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Palast im Vatikanstaat, in dem früher die römische Inquisition ihren Sitz hatte. Heute residiert dort die "Kongregation für die Glaubenslehre".
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Piacenza
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Norditalienische Stadt in der Provinz Emilia-Romagna mit ca. 98.000 Einwohnern
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Reformation
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lat., reformare: umgestalten, verwandeln. Bewegung innerhalb des Christentums im 16. Jahrhundert, im Zuge derer es zu Abspaltung von der katholischen Kirche und zur Gründung protestantischer Kirchen kam. Maßgeblicher Reformator war Martin Luther.
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Sekte
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Lat., sequi: folgen. Religiöse Gemeinschaft, die sich von einer etablierten Religion abgespalten hat.
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Staatsreligion
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Die von einem Staat rechtlich bevorzugte oder allein öffentlich zugelassene Religion, ausgestattet mit staatlichen Privilegien, während Minderheitsreligionen nur geduldet, eventuell auch unterdrückt und mit den Mitteln staatlicher Gewalt verfolgt werden.
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Waldenser
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Vorreformatorische, kirchliche Laienbewegung, gegründet von Petrus Valdes aus Lyon um 1177. Hinwendung zu den Armen, hohe Bedeutung des Bibelstudiums, Ablehnung der Kindstaufe, Laienpredigt.
Personen
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Augustinus (354-430 n. Chr.)
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Kirchenlehrer und Heiliger, einer der einflussreichsten Theologen der Spätantike, prägend für die Geschichte des Abendlandes. Hauptwerke: "Bekenntnisse"; "Über die Dreieinigkeit"; "Vom Gottesstaat"; "Enchiridion".
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Benedikt XVI., Papst (*16.4.1927)
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Geborgen als Joseph Alois Ratzinger. Seit 2005 katholischer Papst, früher als Kardinal ab 1981 als Präfekt der "Kongregation für die Glaubenslehre" mit der Reinhaltung der Lehre der katholischen Kirche beauftragt.
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Friedrich II. (1194-1250)
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Regierte von 1220 bis zu seinem Tod im Jahr 1250: Römisch-deutscher Kaiser aus dem Haus der Staufer, galt als "Wunderwesen" (stupor mundi, Staunen der Welt) unter den christlichen Herrschern des Mittelalters wegen der Vehemenz und Intelligenz, mit der er die Idee des universalen Kaisertums verteidigte.
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Innozenz IV., Papst (1195-1254)
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Papst von 1243 bis 1254. Radikalisierte die Ketzergesetzgebung seiner Zeit und gab ihr ihre endgültige Form (vor allem durch die päpstliche Bulle "ad extirpanda").
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Galileo Galilei (1564-1642)
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Italienischer Mathematiker, Physiker. Verteidigte das heliozentrische Weltbild des Kopernikus (die Erde dreht sich um die Sonne) und kam in Konflikte mit der Inquisition. Zu lebenslanger Kerkerhaft, abgemildert in Hausarrest, verurteilt. 1992 formal rehabilitiert
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Johanna von Orléans bzw. Jeanne d’Arc (1412-1431)
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Auch "Jungfrau von Orléans" genannte katholische Heilige und französische Nationalheldin. Führte während des Hundertjährigen Krieges die Franzosen gegen die Engländer an; wurde nach einem Verrat an die Engländer ausgeliefert und als vermeintliche Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
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Johannes Paul II., Papst (1920-2005)
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Bürgerlich in Polen geboren als Karol Józef Wojtyła, polnischer Kardinal, 1978 zum Papst gewählt. Großer Einfluss auf die Geschicke Europas in der Endphase des Kalten Krieges und in der Zeit danach.
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Konrad von Marburg (zw. 1189-90 bis 1233)
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Brutaler Kreuzzugsprediger, Inquisitor, Beichtvater der heiligen Elisabeth von Thüringen. In allen Funktionen waltete er mit ungewöhnlicher Schärfe, bis er erschlagen wurde.
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Thomas von Aquin (1225-1274)
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Bedeutender Theologe, Philosoph, katholischer Kirchenlehrer. Sein Hauptwerk "Summa theologiae" legt rationale Gründe für die Existenz Gottes dar.
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