Gewista plant omnipräsente Reklame im öffentlichen Verkehr
EM: Werbung soll "unentrinnbar" sein
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Hier noch auf dem Rasen, demnächst vielleicht allerorts im öffentlichen Verkehr: Die Maskottchen der EM 2008. Foto: apa/Harald Schneider
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EM lässt Werbeflächen im öffentlichen Verkehr wachsen.
Wiener Linien wollen mit Rücksicht auf Kunden vorgehen.
Fahrgastvertreter ist skeptisch.
Wien. (irr/apa) Wenn Sprayer die gesamte Außenfläche eines Zuges dekorieren, heißt das "Whole Train". Wenn Werbefachleute Ähnliches legal tun, "Total Look".
Zwar bleibt ersteres verboten. Doch zweiteres wird, geht es nach den Wiener Linien, deutlich zunehmen: Ab 2008 sollen neben den bisherigen "Total Look"-Straßenbahnen auch U-Bahnen dieses Outfits unterwegs sein. Auch im Interieur sollen Werbeflächen kräftig wachsen: So sind neben den bisherigen Haltegriffen zusätzliche Reklame-Exemplare angedacht, Böden und Decken könnte ebenso verwendet werden.
EM als Reklame-Türöffner
"Total Branding" heißt das, und die Gewista, Werbe-Partner der Wiener Linien, will es aus Anlass der Fußball-Europameisterschaft 2008 auch in den Austragungsstädten Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg bieten. Augenfällige "EM-Packages" möchte man feilbieten, in Wien soll eine Euro-U-Bahn auf der Linie U2 verkehren, die ab 2008 bis zum Ernst-Happel-Stadion führt. 15.000 Euro wird dieser Eyecatcher-Zug für vier Wochen kosten – und die Gewista hofft, die neue Angebotspalette nach der EM beibehalten zu können.
Doch bereits jetzt wuchern die Werbeflächen im U-Bahn-Bereich – etwa durch das "Station Branding" in der Station Stephansplatz, die derzeit ganz auf die schwedischen Möbelhaus-Farben Gelb und Blau eingestellt ist. "Ein Entrinnen, ein Vorbeischauen gibt es nicht bei dieser Werbeform", freut sich Gewista-Mann Fred Kendlbacher.
Bei der Interessensvertretung "Fahrgast" ist man weniger erfreut: "Zu viel des Guten", fürchtet der Wien-Zuständige Robert Huka. Er bemängelt schon derzeit die schlechte Sicht aus den verklebten Fenstern der "Total Look"-Straßenbahnen.
Ob ein Overkill droht? Wiener-Linien-Sprecher Johann Ehrengruber wiegelt ab: Man habe "ein waches Auge" auf die Fahrgäste, will deren Wünsche berücksichtigen. Und 66 Prozent finden das Station Branding – laut Gewista – "Sehr gut" oder "gut". Die Einkünfte aus diesem Geschäft werden in Wien zwischen Linienbetreiber und Gewista aufgeteilt. Über konkrete Zahlen oder einen Prozentschlüssel hüllen sich beide Vertragsseiten in Schweigen.
Mittwoch, 24. Oktober 2007