Es ist schwer, von Elfriede Jelineks Texten nicht beeindruckt zu sein. Zumal wenn es sich wie bei "Über Tiere" um ein so emotionales und politisches Traktat handelt. Christine Gaigg, österreichische Tanzperformerin mit bekannt sensiblem Zugang zu schwierigen Themen, hat sich des Textes angenommen und seine Wirkung durch ihre Performance verstärkt.
Jelineks "Über Tiere" besteht aus zwei Teilen, einem eher allgemeinen, in dem eine Frau über die Schwierigkeit des Liebens sinniert, und einem zweiten, in dem die berüchtigten Protokolle des Lauschangriffs auf eine Wiener Begleitagentur im Mittelpunkt stehen. Christine Gaigg teilt Jelineks Sprachfläche auf vier sehr gute Sprecher auf, die den Text als Dialog gestalten und ihn dadurch durchlässig und verständlich machen.
Die Zuschauer bewegen sich zunächst frei im Raum zwischen Pritschen, auf denen die Tänzer wie Ausstellungsstücke liegen: erst regungslos, dann immer heftiger in stereotype Zuckungen und Bewegungsabläufe verfallend.
Im zweiten Teil muss das Publikum auf den Pritschen Platz nehmen. Die Sprecher gehen durch die Reihen, bombardieren die Zuseher mit den unglaublich menschenverachtenden Originalzitaten aus den Protokollen. Es ist eine unangenehme Situation, die wohl niemanden kalt lässt.
Beklemmende Dichte
Christine Gaigg ist eine atmosphärisch sehr dichte Interpretation gelungen, die trotz der Kürze (der Abend dauert etwas mehr als eine Stunde) keine Wünsche offen lässt.
Über Tiere
Von Christine Gaigg
nach Elfriede Jelinek
Tanzquartier Wien
Wh.: bis 28. Oktober
Karten: 01/581 35 91
http://www.tqw.at
Verstörend.
Freitag, 26. Oktober 2007