Die Transrapid-Gegner starten durch: Als bisheriger Höhepunkt des Widerstands gegen die milliardenschwere Magnetbahnstrecke vom Hauptbahnhof zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen zieht am heutigen Samstag eine Großdemonstration durch die Münchner Innenstadt.
Bei der Protestaktion unter dem Motto »Transrapid in die Tonne« erwarten die Veranstalter 5000 bis 10000 Menschen. Organisator ist neben dem Aktionskreis contra Transrapid (AcT) der Bund Naturschutz in Bayern. Die Auftaktkundgebung beginnt um 11 Uhr am Karlsplatz.
Unterstützung kommt von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), Gewerkschaften, Umweltgruppen und aus nahezu allen Parteien, darunter dem Landesvorstand der Linken. Selbst Stadtteilpolitiker der CSU sind gegen den Transrapid, obwohl deren Parteikollegen im Stadtrat das Prestigeobjekt der bayerischen Staatsregierung unterstützen.
Die Ablehnung in der örtlichen Bevölkerung ist offenkundig. Mit Tempo 250 würden die High-Tech-Züge tagsüber alle fünf Minuten und abends alle zehn Minuten unweit von Wohnvierteln vorbeidonnern – eine Horrorvision für die Anwohner, die unerträglichen Lärm und Erschütterungen befürchten. Betroffen wären vor allem die Anwohner im Nordwesten Münchens. Die unmittelbaren Nachbarn entlang der möglichen Magnetbahntrasse in Moosach, Lerchenau und Feldmoching sprachen sich von Anfang an bei Informationsveranstaltungen und Bürgerversammlungen dagegen aus. Die Auseinandersetzung reicht bis ins Jahr 2002 zurück, das der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber beim Neujahrsempfang der CSU mit einer Werbeansprache für den Transrapid begonnen hatte. In den betroffenen Stadtteilen hatte die Rede nicht den gewünschten Erfolg. Nicht nur die Moosacher CSU lehnte die Mag-netschwebebahn von Anfang an ab: »Der Transrapid ist für die Anwohner nicht zumutbar«, betonte Alexander Dietrich, Vizechef des Bürgergremiums.
»Der Transrapid ist hier absolut unerwünscht«, sagte Rainer Großmann (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl, unlängst der Süddeutschen Zeitung. »Unser Stadtteil profitiert überhaupt nicht davon. Wir haben nur die ganzen Nachteile: Lärm und Erschütterungen.« Durch die Bauarbeiten kämen zudem große Belastungen auf den Bezirk zu. Die Stimmung im Stadtteil sei gegen den Transrapid, selbst wenn dort die Züge unterirdisch fahren sollten. Die Anlieger mißtrauten dem Versprechen der Magnetbahn-Gesellschaft, bei Feldmoching einen Tunnel zu bauen.
Bei einer Bürgerversammlung im Jahr 2004 hatten rund 900 Feldmochinger und Lerchenauer gut vorbereitet die Experten mit unerwarteten Fragen bombardiert. Seither haben sich vielerorts Bündnisse gegen den Transrapid formiert – so auch in der dicht bebauten Olympia-Pressestadt, deren Hochhäuser nur in geringer Entfernung zur geplanten Transrapid-Trasse liegen.
Der comedyreife CSU-Oberbürgermeister-Kandidat Josef »Seppi« Schmid fordert daher neuerdings eine komplette Untertunnelung für die Strecke im Stadtgebiet – auch wenn nicht ganz klar ist, wie diese Maßnahme finanziert werden soll.