Alexander Schweigert macht es jedes Wochenende: Zusammen mit Frau und Kind zieht er durch Wälder, über Wiesen und steile Hänge. Neulich erst landete er in der Nähe von München in einer Schlucht, in der vor 400 Jahren ein Mühlsteinbruch war, der größte in Europa. Da fand er endlich seinen Schatz - einen von 400, die er allein in diesem Jahr zusammengetragen hat. Trotzdem gibt er sich bescheiden, richtige Profis würden noch viel mehr schaffen. Geocacher heißen sie im Fachjargon, moderne Schatzsucher, die auf ihrer Jagd nicht etwa einer Spur aus Papierschnipseln oder Sägemehl folgen, sondern sich von einem Global Position System (GPS) zum Schatzversteck navigieren lassen.
Die Koordinaten bekommen sie aus Internet-Datenbanken, wie etwa geochaching.de, opencaching.de oder navicache.com. 38.000 Schatzverstecke soll es geben - allein in Deutschland. Weltweit sind bei geocaching.com mehr als 440.000 Verstecke in 220 Ländern eingetragen, unter anderem auf dem Mount Everest. Es gibt Schätze in Großstädten, in Urlaubsregionen und in freier Wildbahn. Solche, die auf eine Tagestour angelegt sind, mit Stationencaches, wo die Koordinaten für den nächsten Etappenpunkt versteckt sind. Oder Nachtcaches, die nur wenn es dunkel ist, gefunden werden können. So genannte Tauchcaches soll es inzwischen auch geben. Und das Schatzfieber greift um sich: Die durchschnittliche Zahl der Besucher pro Monat auf geocaching.de stieg von 30.000 auf über 100.000.
Mit dem GPS-Empfänger kann man die Position auf plusminus fünf Meter feststellen. Die Richtungspfeile im Display zeigen wie bei einem Kompass in die Richtung, wo der Schatz verborgen ist. Versteckt haben ihn dort andere begeisterte Geocacher. Vergraben dürfen sie die Geocaches nicht, das ist eine Regel. Außerdem gilt: keine Verstecke in Naturschutzgebieten. Und wer einen Cache versteckt hat, ist auch für dessen Wartung und Entsorgung zuständig, falls einmal die Koordinaten aus der Datenbank genommen werden.
Den Schatz darf man sich nicht zu üppig vorstellen: eine Kleinigkeit wie ein Maßband, Überraschungs-Ei-Figuren oder 1-Euro-Artikel - verpackt in einer wetterfesten Tupperdose - ist meistens schon der ganze Inhalt. Als Regel gilt: Wer etwas herausnimmt, muss etwas vergleichbar Wertvolles reinlegen. Obligat ist dann der Eintrag im Logbuch, das dem Schatz unbedingt beiliegen muss.
Es gibt auch Geocaching-Treffen, so genannte Event-Cache. Dann kommen an einem bestimmten Tag, an bestimmten Koordinaten bis zu 40 Geocacher zusammen. Schweigert traf bei seinen Touren auch auf Rentner mit ihren Enkeln oder Senioren, die sich allein mit ihrem GPS-System auf den Weg gemacht haben.
Aber es sind vor allem Kinder und Jugendliche, die das Geocaching - wie die klassische Schnitzeljagd auch - am meisten lieben. Das freut vor allem die Deutsche Wanderjugend (DJW), die durch die Verbindung von Technik und Natur junge Menschen motivieren will, sich zu bewegen und raus in die Natur zu gehen. Deswegen unterstützt die Organisation Geochaching in Deutschland nach Kräften. Seit 2005 stellt die DJW die Server für die Geocaching-Datenbanken zur Verfügung, organisiert Ralleys und Aktionen und verleiht GPS-Geräte. Man wolle die "Handygeneration" gewinnen, junge Leute, die sonst vielleicht keine Antenne für Wandern haben, sagt Jörg Bertram, Geschäftsführer der DWJ, "mit dieser modernen Form des Wanderns wollen wir Spannung und Abenteuer bieten und dem Bewegungsmangel und der Naturentfremdung entgegensteuern."
Von der neuen satellitengestützten Wanderlust profitieren aber auch GPS-Hersteller wie Magellan oder Garmin. "Früher war es eine nette Gagdet-Funktion, heute ist es bei der breiten Masse angekommen", sagt Eva Birle von Magellan Navigation. Alle neuen Geräte des Unternehmens haben eine Geocaching-Funktion. "Wir arbeiten viel mit Fremdenverkehrsämtern zusammen", sagt Birle, "die schaffen sich GPS-Empfänger an, die sie an Touristen verleihen - für Rad- und Wandertouren, aber zunehmend auch für Geocaching." Im nichtmilitärischen Bereich ist Magellan Hauptkonkurrent des amerikanischen Herstellers Garmin, dem Weltmarktführer im Bereich der mobilen Navigation.
FTD.de, 14.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
Nachrichten
Alicia Keys mit "As I Am", Mando Diao mit "Never seen the Light of Day", Toshinori Kondo mit "Silent Melodies" und Thomas Hengelbrock mit "Motetten-Kantaten". mehr
Der Greenback hat unser Leben geprägt. Jetzt geht es ihm immer schlechter. Wir werden ihn nie vergessen. mehr
Sie leben dort, wo andere Urlaub machen. Jede Woche erzählt ein Aussteiger von seiner neuen Heimat. mehr
"11th Hour - 5 vor 12", "King Of California", "Takva - Gottesfurcht", "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" und "American Gangster" mehr
Für die Visitenkarten hat sich Goldman Sachs eine schickere Anschrift gekauft. mehr
Uhre-Modelle für die sichtbar individuelle Zeit am Handgelenk. mehr
Diese Woche wäre Astrid Lindgren 100 Jahre alt geworden. An den Drehorten der Pippi-Langstrumpf-Filme ist sie noch immer präsent. mehr
Die Koordinaten des versteckten Schatzes haben wir vorher im Internet herausgesucht. Jetzt gilt es nur noch, die Probleme mit der Technik zu lösen. mehr
Am Mittwoch wäre Astrid Lindgren 100 Jahre alt geworden - und wir treffen jeden ihrer Helden täglich im Job. mehr
Sechs Schauen, die diese Woche einen Blick lohnen. mehr
Mit dem Harz-Elbe-Express zum Schauplatz des verheerendsten Zugunglücks der DDR-Geschichte. mehr
Neue GPS-Uhren zeigen Joggern, wo und wie fit sie sind. mehr
Print-Archiv
Alle Ausgaben
der FTD
Print-Ausgabe
Zeitung zum
Herunterladen
FTD-
Sonderbeilagen
Trends und Themen
gebündelt
brainGuide
Top-Experten und
ihr Wissen
kostenfrei finden
Wirtschafts-
archiv: zentraler
Zugriff auf vier
Quellen
Bookmarken bei ...