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Osteuropabank warnt vor Eile beim Euro

von Mark Schrörs (Frankfurt)

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat eindringlich davor gewarnt, zu viel Druck auf die Euro-Beitrittsländer in Osteuropa auszuüben, um sie zu einer baldigen Euro-Einführung zu bewegen. Diese müssten sich erst auf eine Währungsunion vorbereiten.

"Wir sollten daraus kein Pferderennen machen. Wir sollten nicht zu viel Druck aufbauen", sagte EBRD-Präsident Jean Lemierre der FTD. Die Mahnungen kommen zu einer Zeit, in der die Debatte über eine Erweiterung der Währungsunion an Schwung gewinnt. Vergangene Woche hatte die dänische Regierung mitgeteilt, sie werde ein Referendum über die Einführung des Euro abhalten. Auch die neue polnische Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk hat sich am Wochenende für einen raschen Beitritt ausgesprochen.

EBRD-Präsident Jean Lemierre will keine Pferderennen
 EBRD-Präsident Jean Lemierre will keine Pferderennen

Generell aber ist die Euro-Begeisterung in Ost- und Südosteuropa gesunken. Das hat etwa den Internationalen Währungsfonds dazu bewogen, mehr Eile anzumahnen.

Von den acht Staaten, die im Mai 2004 der EU beigetreten sind, hat bislang nur Slowenien den Euro. Alle anderen haben hingegen ihren Beitrittstermin wiederholt verschoben. "Manchmal braucht man Zeit", sagte Lemierre. Er verwies darauf, dass es in manchen Ländern Probleme mit Haushaltsdefiziten gebe, andere kämpften mit zu hoher Inflation. "Die Länder sollten beitreten, wenn sie bereit sind." Erst vergangene Woche hatte die Europäische Zentralbank die Fiskal- und Arbeitsmarktpolitik in Slowenien kritisiert.

"Der größte Vorteil ist finanzielle Stabilität"

Der Franzose betonte aber die Vorteile der Mitgliedschaft im Euro-Raum. "Der größte Vorteil ist finanzielle Stabilität", sagte er. Dies habe gerade die jüngste Finanzkrise bewiesen: "Hätten wir den Euro nicht gehabt, hätten wir sicher stärkere Unruhen und Volatilität an den Märkten gehabt."

Die Grenzen der Währungsunion
 Die Grenzen der Währungsunion

Die EBRD-Region habe die Turbulenzen bislang "gut verkraftet", sagte Lemierre. In einigen Ländern wie Russland und Kasachstan habe es zwar "einige Liquiditätsengpässe" gegeben. Die Zentralbanken hätten die Sache aber im Griff gehabt. Zudem habe das Bankensystem der Region "seine Qualität und Robustheit unter Beweis gestellt". Zugleich warnte Lemierre aber: "Wenn wir länger anhaltende Spannungen und Turbulenzen sehen, dürften die negativen Folgen für die Region zunehmen." Das Bankensystem etwa sei "keinesfalls immun gegen Risiken".

Zudem seien die Volkswirtschaften zwar "robuster als früher". Dennoch gebe es die Gefahr "größerer Folgen" anhaltender Turbulenzen. "Die Länder haben sich nicht wirklich völlig abgekoppelt", so Lemierre. Viele Beobachter hoffen, dass die Region eine mögliche massive Schwäche der US-Wirtschaft kompensieren hilft. Lemierre mahnte weitere Reformen an: "Die Turbulenzen waren eine klare Warnung, dass überall in der Region die Notwendigkeit besteht, die Finanz- und Kapitalmärkte zu verbessern."

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Aus der FTD vom 26.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: AFP, FTD.de

 

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