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VW-Affäre erreicht Piëch

von Kristina Spiller (Hamburg)

Im Prozess um die VW-Affäre erhöht sich der Druck auf den früheren Vorstandsvorsitzenden. Jetzt sollen neue Zeugen Ferdinand Piëchs Rolle beleuchten - und klären, ob der Aufsichtsratschef frühzeitig von Lustreisen wußte.

Die Staatsanwaltschaft kündigte am Montag an, Ex-Finanzvorstand Bruno Adelt, Audi-Chef Rupert Stadler und den früheren VW-Finanzmanager Rutbert Reisch vor dem Braunschweiger Landgericht befragen zu wollen. Sie sollen Auskunft geben, ob der frühere VW-Chef Piëch über Schmiergelder für Betriebsräte und Lustreisen informiert war.

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Mit dem Vorstoß zielt die Staatsanwaltschaft erstmals direkt auf den Porsche-Enkel. "Es könnte sein, dass Piëch etwas gewusst hat", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Piëch selbst hat bisher eine Verwicklung in den VW-Skandal vehement bestritten. Der Aufsichtsratsvorsitzende war von 1993 bis 2002 Vorstandschef des Wolfsburger Autoherstellers.

Seit Mitte November läuft der Untreueprozess gegen Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert und den früheren Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Das Gericht akzeptierte am gestrigen zweiten Verhandlungstag die neue Zeugenbefragung, nannte aber keinen Termin. Auch Piëch soll im Januar als Zeuge aussagen. Bisher gebe es keinen Anlass, Piëch als Beschuldigten zu führen, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Tacke. "Sollten sich konkrete Anhaltspunkte aus den Zeugenvernehmungen ergeben, würde auch ein Ermittlungsverfahren infrage kommen."

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Ein anonymer Hinweis habe die Befragung ausgelöst, hieß es in unterrichteten Kreisen. Demnach soll Piëch von Ex-Finanzvorstand Adelt Mitte der 90er von den Kosten für Betriebsratsreisen erfahren haben, die über die VW-Kostenstelle 1860 liefen. Über diese Kostenstelle hatte Gebauer Volkerts Lustreisen abgerechnet.

Piëch soll daraufhin seinen Büroleiter, den heutigen Audi-Chef Stadler, und Ex-Finanzdirektor Reisch mit der Prüfung der Kosten zwischen 1997 und 2002 beauftragt haben. Es sei "lebensnah", dass Piëch über die von ihm angeforderte Überprüfung informiert war, so Tacke. Die Kostenstelle war dem bereits verurteilten Ex-Personalchef Peter Hartz zugeordnet. Hartz hatte gestanden, Volkert etwa mit Sonderboni von knapp 2 Mio. Euro begünstigt zu haben. Damit hatte er die Verantwortung für die Boni sowie die Lustreisen übernommen und Piëch entlastet.

VW wies die Vorwürfe umgehend zurück. "Die Behauptung, dass bei VW zwischen den Jahren 1997 und 2002 eine Untersuchung der Kostenstelle 1860 des Herrn Dr. Hartz stattgefunden habe und dadurch Kenntnis über die Veruntreuungen der Herren Volkert und Gebauer bestand, ist falsch", hieß es. "Der Konzern und sein damaliger Vorstandsvorsitzender hatten insofern keinerlei Kenntnis von den Veruntreuungen." VW erwäge eine Strafanzeige wegen Verleumdung.

Ex-Personalmanager Gebauer deutete am Montag vor Gericht erneut eine Mitwisserschaft Piëchs an. Das intransparente Abrechnungsverfahren habe nur vom Vorstand gedeckt sein können. Die Revision habe keinen Zugriff auf Konten und Belegabgabe gehabt, so Gebauer. "Die Revision untersteht dem Vorstandsvorsitzenden, ausschalten kann die Revision nur der Vorstandsvorsitzende."

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Aus der FTD vom 27.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland

 

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