Während hierzulande nicht nur Sozialdemokraten, sondern hinter den Kulissen auch Unternehmer immer öfter über den Konfliktkurs von Kanzlerin Angela Merkel klagen - Stichwort: Dalai Lama im Kanzleramt -, räumt Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gerade bei seinem Chinabesuch scheinbar mühelos Aufträge über 20 Mrd. Euro ab. Da dürfte mancher neidisch werden.
Dennoch wäre es unsinnig, daraus auf einen neuen deutsch-französischen Wettbewerb der Diplomaten und Kaufleute zu schließen. Rein ökonomisch gehen die aktuellen Verkaufserfolge Sarkozys überhaupt nicht zu Lasten Deutschlands, sondern sie stützen im Gegenteil sogar die deutsche Wirtschaft. Diplomatisch verfolgt der französische Präsident zwar eine andere Strategie gegenüber China als die deutsche Kanzlerin. Dies ergibt sich aber allein schon daraus, dass Frankreich auf der Weltbühne mit einem anderen Anspruch und mit breiter gefächerten Interessen auftritt als die reine Außenwirtschaftsmacht Deutschland. Die Frage, ob Merkel nicht besser so wie Sarkozy auftreten sollte, stellt sich insofern gar nicht.
Im Ergebnis ist es für Deutschland kein Problem, sondern eher nützlich, wenn der Franzose in Peking mit einem anderen Stil erfolgreich ist.
Die Großaufträge, die Sarkozy aus China mitbringt, gehen vor allem an den Flugzeughersteller Airbus und an den Nuklear-Konzern Areva, zwei Unternehmen, die auch ein starkes deutsches Standbein haben. Airbus ist bekanntermaßen ein deutsch-französisches Gemeinschaftsunternehmen mit vielen Jobs in Deutschland. Bei Areva handelt es sich zwar um ein mehrheitlich französisches Unternehmen. An der Tochter Areva NP, die in China nun zwei neue Kernkraftwerke errichten wird, ist aber auch Siemens noch immer mit 34 Prozent beteiligt.
Politisch geht es Sarkozy erkennbar darum, mit Chinas Präsidenten Hu Jintao für die nächsten Jahre eine belastbare, persönliche Beziehung aufzubauen. Denn neben der Wirtschaft gibt es zwischen Frankreich und China noch weitere wichtige Berührungspunkte. Als Vetomächte im Uno-Sicherheitsrat sind beide unmittelbar mit den großen Krisen der Welt befasst, von Iran bis Darfur. Frankreich sieht sich hier im Zweifel nicht nur als Verbündeter der USA, sondern als ein eigenständiger Akteur. Neue Rivalitäten mit Peking bahnen sich im frankophonen Teil Afrikas an, in dem Frankreich noch stark engagiert ist, China aber Einfluss gewinnt.
Aus deutscher Sicht spielen solche Fragen keine Rolle. Stellen Merkel und Sarkozy es geschickt an, dann können sie eine diplomatische Arbeitsteilung entwickeln, die allen Europäern nützt.
FTD.de, 26.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland
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