Auf der Brust schimmern die Orden des ehemaligen Kommandokämpfers. Eine grüne Schärpe spannt sich über den Oberleib von General Musharraf, als am Dienstag vor dem Generalstabsgebäude der Streitkräfte Soldaten an ihm vorbeimarschieren. Pomp und Gloria für eine "Häutung": Am Mittwoch will Musharraf die Uniform, die er selbst als "zweite Haut" bezeichnete, abstreifen. Am Donnerstag soll er dann als ziviler Präsident für die kommenden fünf Jahre vereidigt werden.
Musharraf bleibt nominell Oberkommandierender der Streitkräfte. Aber in der gut 60-jährigen Geschichte der islamischen Nation lag die tatsächliche Kommandogewalt über die Truppen noch immer bei einem aktiven General. "Der Schwerpunkt der Macht wird sich verschieben", sagt Ex-General Talat Masood. Pakistans neuer starker Mann wird nicht mehr Musharraf, sondern der von ihm selbst ausgesuchte bisherige Chef des Geheimdienstes, Ashfaq Kiyani, sein.
Die Militärs, die bislang mit der für Pakistan üblichen Disziplin zu ihrem Chef standen, freuen sich über den Abschied - blockierte doch der General während der vergangenen acht Jahre die Ambitionen seiner Offizierskollegen auf den höchsten Posten.
Sein Abschied von der Uniform sollte einen politischen Übergang einleiten: Musharraf sollte Staatsoberhaupt bleiben, die Politikerin Benazir Bhutto seine Premierministerin werden. Das hätte die politische Realität Pakistans widergespiegelt. Die Mittelklasse, die trotz wirtschaftlicher Erfolge Musharrafs den Einfluss der Militärs einschränken will, wäre in der Regierung vertreten gewesen. Die Generäle, die den zivilen Politikern wenig zutrauen, hätten aus dem Hintergrund agieren können. Doch mit der Verhängung des Ausnahmezustands zerstörte Musharraf den Deal. Er griff zu dem Instrument, um seine Macht gegen widerspenstige Richter zu verteidigen. Es war ein Fehlgriff, der die gesamte Opposition aufbrachte. Bhutto distanzierte sich. Musharraf sah sich gezwungen, der Heimkehr von Nawaz Sharif zuzustimmen, den er 1999 gestürzt hatte. Und zugleich machen nun fundamentalistische islamische Parteien mobil.
Die zukünftige Stellung Musharrafs hängt davon ab, wie die Pakistan Muslim League-Q (PML-Q), die ihn im bisherigen Parlament unterstützte, bei den für 8. Januar geplanten Wahlen abschneidet. Angesichts des wachsenden Widerstands gegen den bisherigen Militärherrscher sind die Politiker der Gruppierung derart diskreditiert, dass ein Wahlsieg wohl nur mithilfe von Manipulation zu bewerkstelligen ist - oder falls die anderen politischen Parteien die Wahl boykottieren.
Das Resultat wird ein schwacher Musharraf an der Staatsspitze sein - das Schlimmste, was das Land angesichts der Herausforderungen vertragen kann. Denn Pakistan verwandelt sich zusehends zu einem Zentrum islamischer Gotteskrieger.
Die Mehrheit der Pakistaner will zwar noch nichts vom radikalen Islam wissen. Aber ein schwacher Präsident Musharraf, der seine Kritiker einzuschüchtern versucht, ruiniert den Ruf der Demokratie, in deren Namen er agiert.
Aus der FTD vom 28.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: dpa
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