Katja Kohlhammer ist es gewohnt zu gewinnen. Sie muss sich dafür meistens nicht einmal besonders anstrengen. Die 36-Jährige ist Chefin und Miteigentümerin in einer Person. In der schwäbischen Mediengruppe Konradin bestimmt sie die Spielregeln. Und was sie durchsetzen will, ist in der Firma mit fast 140 Mio. Euro Jahresumsatz offenbar kaum zu stoppen. Ihre Macht und ihr Durchsetzungswille sind vielen Mitarbeitern nicht ganz geheuer. Kaum einer wagt, über die Chefin zu sprechen. Wenn überhaupt, nur anonym. "Die ist knallhart", sagt einer. "Ich will kein Öl ins Feuer gießen", sagt eine Redakteurin.
Die Stimmung in Kohlhammers Firma ist angespannt. Aus dem baden-württembergischen Landesverband der Journalistengewerkschaft DJV heißt es, dass bei Konradin über Jobkürzungen nachgedacht werde. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 800 Menschen, äußert sich auf Anfrage aber nicht zu möglichen Stellenkürzungen. Jemand, der es wissen muss, erzählt von "ganz dicken Brettern, die bei Konradin gebohrt werden". Konkreter wird er nicht. "In dieser Situation würde es mir schwerfallen, mich weiter zu äußern." Der Betriebsrat bittet um Verständnis und schweigt völlig.
Verschwiegenheit gehört bei Konradin zur Firmenphilosophie. Auch die Chefin will nicht reden. Fast drei Monate lang ist kein Termin, kein Telefongespräch zu bekommen. "Keine Zeit", sagt ihre Assistentin. Auch schriftliche Anfragen will die Managerin nicht beantworten. Falls trotzdem über sie geschrieben werde, prüfe ein Anwalt rechtliche Schritte, lässt sie stattdessen am Telefon ausrichten.
Die Scheu und Angriffslust überraschen. Denn die hochgewachsene und schlanke Medienmanagerin steht bei anderen Gelegenheiten ganz selbstverständlich in der Öffentlichkeit. So präsentierte Kohlhammer im Mai auf einem Kongress in München die Softwarestudie einer Fachzeitschrift, die im Konradin-Verlag erscheint. Von der Medienfachzeitschrift "Horizont" lässt sie sich ab und zu interviewen. Im Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verband (SZV) gehört sie als Beisitzerin zum Vorstand. Dort wird sie wegen ihrer Meinungsstärke geschätzt. "Sie ist engagiert, bringt sich ein und hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Gespräche mit ihr sind konstruktiv-kritisch", sagt SZV-Geschäftsführer Wolfgang Haas. Er schätzt Katja Kohlhammer auch als "ausgleichende Moderatorin". SZV-Vorstandskollege Michael Grunert beschreibt die Unternehmerin als sympathische, fachlich kompetente Frau, die die SZV-Tätigkeit nicht nur nebenbei ausfülle, sondern voll bei der Sache sei. Bereits Kohlhammers Vater Konrad war im SZV engagiert.
Die Tochter trat schon früh in die Fußstapfen des Vaters. Nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau studierte sie Betriebswirtschaftslehre und schnupperte immer wieder in die Familienfirma hinein. Schon Anfang der 90er-Jahre besuchte sie beispielsweise zusammen mit Verlagsvolontären Ausbildungsseminare. "Sie wirkte sehr intelligent und wusste genau, was sie wollte. Mit uns Volontären hat sie sich aber kaum eingelassen", erinnert sich ein Journalist, der bei Konradin ausgebildet wurde. "Sie ist kühl und sehr distanziert", sagt jemand, der erst kürzlich mit ihr sprach.
1999 stieg sie voll in die Familienfirma ein und verantwortete zunächst die Markt- und Medienforschung. Bereits drei Jahre später, sie war 31 Jahre alt, rückte Kohlhammer in die Geschäftsführung auf. Damals gehörte dem Gremium noch ihr Vater an.
Aus der FTD vom 30.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
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